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Die nationalsozialistische Okkupation Kulms 1939-1945 II. Nationalsozialistische Okkupation Kulms von
1939 bis 1945 B. Kriegsbeginn und deutsche Minderheit C. Okkupationsverwaltung in Kulm 1. Grundzüge der NS-Verwaltungspolitik im besetzten Polen 5. Sonstige Einrichtungen in Kulm 1. Einsatzgruppen und „volksdeutscher
Selbstschutz“ 2. Erfassung der Polen in die Deutsche
Volksliste F. Lebensbedingungen der polnischen
Bevölkerung 1. Verbot der polnischen Sprache 4. Versorgung mit Konsumgütern und Wohnsituation 5. Beschlagnahme von Vermögen und Verwaltung der
Betriebe G. Polnischer Widerstand gegen die
Okkupanten I. Einleitung 1997
feiern die Städte Hannoversch Münden und Kulm (Che³mno) das fünfjährige
Bestehen ihrer Städtepartnerschaft, in deren Rahmen bereits viele Mündenerinnen
und Mündener die Stadt an der Weichsel kennen gelernt haben. Leider stehen dem
interessierten Besucher kaum Möglichkeiten zur Verfügung, sich mit Hilfe
deutschsprachiger Literatur über die Geschichte Kulms zu informieren. Mit dem
folgenden Aufsatz möchte ich dazu beitragen, diese Lücke ein wenig zu
schließen. An
dieser Stelle soll und kann nicht auf die Vergangenheit Kulms von ihren
Anfängen bis in die jüngste Gegenwart eingegangen werden. Es soll vielmehr ein
Abschnitt der Geschichte Kulms herausgegriffen und im Überblick dargestellt
werden, der das deutsch-polnische Verhältnis bis in die Gegenwart in vielerlei
Hinsicht prägt und nach meiner Auffassung der bedeutsamste ist: Die
nationalsozialistische Okkupation von 1939 bis 1945. Dabei werden die
grundlegenden politischen Ziele, die die Besatzer im nördlichen Teil Polens,
dem “Reichsgau Danzig-Westpreußen“, verfolgten, kurz beschrieben sowie die
organisatorischen Strukturen des Machtapparates skizziert. Da hierzu eine Reihe
von Publikationen in deutscher Sprache vorliegen, soll das Schwergewicht aber
bewusst auf der Beschreibung der Situation und der Vorgänge im Kreis Kulm
liegen, weil für den Zeitraum 1939 bis 1945 - nach meiner Kenntnis - keine
(brauchbaren) deutschen Veröffentlichungen erschienen bzw. bisher nicht in
deutscher Übersetzung zugänglich sind. Diese
Arbeit stellt keine neuen Forschungsergebnisse dar, sondern fasst lediglich die
Erkenntnisse der - in erster Linie polnischen - Historiker zusammen.
Wesentliche Grundlage dieses Aufsatzes ist die 2. Auflage des unter der
Redaktion von Marian Biskup 1987 erschienenen Buches Dzieje Che³mna. Zarys
monograficzny (Die Geschichte Kulms. Ein monographischer Abriss) und
hieraus insbesondere das von Jan Sziling verfasste Kapitel Che³mno w latach
okupacji hitlerowskiej 1939-1945 (Kulm in den Jahren der Hitlerokkupation
1939-1945). Da dieser Quelle die meisten Informationen entnommen wurden,
wird sie im folgenden Text nicht gesondert durch Fußnoten belegt. Ortschaften
werden im Text aus stilistischen Erwägungen mit der deutschen Bezeichnung
benannt, wobei bei der erstmaligen Nennung die polnische Bezeichnung jeweils in
Klammern hinzugefügt wird. Es
ist zweifellos nicht unproblematisch, ohne eine ausführliche Darstellung der
Zeit vor 1939, der nationalsozialistischen Raum- und Bevölkerungsplanung für
die polnischen Gebiete sowie des Systems des Nationalsozialismus im Allgemeinen
die deutsche Besatzungspolitik in Kulm zu beschreiben. Die mir für die
Bearbeitung dieses Aufsatzes zur Verfügung stehende Zeit erlaubt es aber leider
nicht, auf diese Einschränkungen verzichten zu können. Es muss insoweit auf die
Literaturauswahl im Anhang verwiesen werden. Dennoch
hoffe ich, dass dieser Aufsatz seine (kritische) Leserschaft finden wird und
vielleicht dazu anregt, das vielfältige Programm der Begegnungen im Rahmen der
Städtepartnerschaft auch um Projekte zu bereichern, die sich mit der
deutsch-polnischen Geschichte beschäftigen. Für Kritik und Anregungen sowie für
Literaturhinweise wäre ich mit Hinblick auf eine geplante Überarbeitung und
Ergänzung dieses Aufsatzes sehr dankbar. Dransfeld / Che³mno, im April 1997 Andreas
Prause II. Nationalsozialistische Okkupation Kulms von 1939 bis 1945 Am 1.
September 1939 begann die Aggression Deutschlands gegen Polen, das sich bereits
nach wenigen Wochen der militärischen Übermacht beugen musste[1],
so dass am 19. September die Besetzung des Landes im Wesentlichen abgeschlossen
war[2].
Bereits in der Nacht vom 3. auf den 4. September setzten Einheiten der
Wehrmacht südwestlich von Kulm über die Weichsel und nahmen das Kreisgebiet und
die Stadt Kulm ein[3]. Bis
zum 25. Januar 1945, also mehr als fünf Jahre lang, war die Bevölkerung Kulms
den nationalsozialistischen Machthabern ausgeliefert und hatte unter dem Terror
der deutschen Besatzer zu leiden, die versuchten, durch Ausrottung von Teilen
der Bevölkerung, durch Umsiedlungen und andere, gegen alles Polnische
gerichtete, Maßnahmen ihren politischen Zielsetzungen gerecht zu werden,
nämlich diesen Teil Polens “zu einem rein deutschen Gebiet mit einer
bodenständigen, deutschbewussten und kampfesfrohen Bevölkerung zu machen“[4].
A.
Kreis Kulm
Infolge
der Bestimmungen des Versailler Vertrages gehörte der Kreis Kulm seit dem 22.
Januar 1920 zum wieder erstandenen polnischen Staat und lag verwaltungsmäßig in
der Woiwodschaft Pommerellen (Województwo Pomorze). Der Kreis[5]
Kulm besteht bei einer Fläche von 72659 ha aus der Stadt Kulm, 85 Dorfgemeinden
und 60 Gutsbezirken[6]. Noch
während der preußischen Herrschaft lag der Bevölkerungsanteil der Deutschen im
Kreis Kulm nach einer Sprachenzählung im Jahr 1910 bei einer Gesamtbevölkerungszahl
von 50069 bei 46,63%[7].
Viele Deutsche wanderten in den zwanziger Jahren “ins Reich“ aus, zwischen 1920
bis 1931 insgesamt 5630 Personen, darunter 1332 Arbeiter, 43 Kaufleute sowie 71
Beamte, Lehrer und Angehöriger freier Berufe. So beträgt der Anteil der
Deutschen an der Gesamtbevölkerung von 52765 Personen Ende 1931, wiederum
gemessen an der Muttersprache, nur noch 15,1%. Ein im Verhältnis zum
Bevölkerungsanteil großer Teil des Grundeigentums sowie relativ viele Handels-
und Industriebetriebe sowie die meisten genossenschaftlichen Unternehmen
gehörten Deutschen, was auf einen gewissen Wohlstand der deutschen Minderheit
schließen lässt. Diese gründete eigene Organisationen[8]
und verfügte, weil die meisten Deutschen Protestanten waren, über eigene
evangelische Kirchengemeinden[9].
Die deutsche Minderheit beteiligte sich an den Wahlen zum Sejm und Senat[10]
und auch an den Kommunalwahlen. Mit dem Wegzug von Deutschen verringerte sich
entsprechend der Stimmenanteil, der auf deutsche Kandidaten entfiel, so dass
1929 von 34 Mitgliedern des Kulmer Stadtrates nur noch zwei Ratsherren der
deutschen Minderheit angehörten. Trotz der Spannungen auf staatspolitischer
Ebene und der propagandistischen Einflussnahme der Nationalsozialisten auf die
deutsche Minderheit sollen sich die privaten und nachbarschaftlichen
Verhältnisse nach Meinung der Historikerin Barbara Bojarska zwischen Deutschen
und Polen bis zum Kriegsbeginn nicht verschlechtert haben[11].
Diese Auffassung wird nicht von allen damals dort lebenden Deutschen geteilt,
die sich von der Politik der polnischen Regierung in vielerlei Hinsicht
diskriminiert fühlten[12].
Einen Hinweis darauf, dass das Zusammenleben zwischen polnischer und deutscher
Bevölkerung nicht völlig spannungsfrei gewesen sein kann, liefert der Titel
eines am 23. Januar 1932 vor den Mitgliedern des Literaturvereines TCL
(Towarzystwo Czytelni Ludowych) in Kulm gehaltenen Vortrages. Der Referent
sprach nämlich zu dem Thema “Jak mamy siê przeciwstawiæ atakom niemieckim na
nasze Pomorze“ (“Wir wir uns den deutschen Attacken auf unser Pommerellen
entgegenzustellen haben“). Der Historiker Mieczys³aw Wojciechowski[13]
beurteilt das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen denn auch kritischer als
Bojarska. Er ist der Meinung, dass sich die deutschen Kulmer in der
Zwischenkriegszeit durch die Gründung eigener Organisationen, in denen sie die
Bewahrung des “Deutschtums“ verfolgten, wobei die evangelische Kirchengemeinde
eine wichtige Rolle spielte, von den polnischen Einwohnern isoliert hätten. Ab
1933 hätten sich dann alle deutschen Organisationen der nationalsozialistischen
Ideologie untergeordnet und ihre Mitglieder Kontakt mit konspirativen
Vereinigungen unterhalten. Wojciechowski meint sogar, dass “nach 1933 unter der
deutschen Bevölkerung, die in Kulm wohnte, ein Prozess der schnellen Annahme
faschistischer Ansichten“[14]
stattfand. In dieser Verallgemeinerung dürfte diese These nicht haltbar sein.
So soll es nach Angaben des ab 1935 in Kulm wirkenden ev. Pastors innerhalb der
deutschen Minderheit politische Differenzen in der Frage des
Nationalsozialismus gegeben haben[15].
Allerdings sind Aktivitäten nationalsozialistisch beeinflusster Organisationen
offenkundig. So die Tätigkeit der 1934 in Kulm auf Initiative des
Gärtnereibesitzers Hans Gaude entstandenen Gruppe der Jungdeutschen Partei,
unter deren Mitgliedern sich die späteren Führer des örtlichen Selbstschutzes[16]
befanden, aber auch der Vorsitzende der Deutsche Vereinigung Blenkle soll 1939
dem Selbstschutz beigetreten und hier als Mitglied des sog. Rates des
Selbstschutzes an den Entscheidungen über Erschießungen beteiligt gewesen sein[17].
1937 gab es eine Ortsgruppe der NSDAP mit 39 Mitgliedern, die die “Aufsicht“
über die anderen Organisationen geführt haben soll. Eine
eingehende Untersuchung des Verhältnisses zwischen Deutschen und Polen in der
Zwischenkriegszeit ist wegen der soeben aufgezeigten Widersprüche notwendig,
muss aber an anderer Stelle erfolgen[18].
Die
Zahl der Bürger jüdischen Glaubens in der Stadt Kulm nimmt von 238 Personen im
Jahre 1910 über 49 im Jahr 1921 auf etwa 25 im Jahr 1936 ab. Jüdische Bürger
sollen im öffentlichen Leben keine bedeutende Rolle gespielt haben. Über die
jüdische Gemeinde in Kulm ist wenig bekannt. Dr. Guttmann hat ihr bis 1926 als
Rabbiner vorgestanden, Mitglieder des Gemeinderates waren 1922 Herman Ascher,
Bukofzer, Wilhelm Jakob, Arnold Loewenberg und Otto Weil. B. Kriegsbeginn und deutsche Minderheit
Nicht
nur die Minderheitenpolitik und das Verhältnis zwischen Polen und Deutschen in
der Zwischenkriegszeit, sondern auch der Charakter der Ereignisse im
Zusammenhang mit dem vorherzusehenden Kriegsausbruch sowie die Behandlung der
Deutschen unmittelbar nach Kriegsbeginn werden von Teilen der deutschen
Historikern anders bewertet als von ihren polnischen Kollegen. Es geht hierbei
insbesondere um die Übergriffe auf Teile der deutschen Minderheit in den ersten
Kriegstagen, um “polnische Ausschreitungen gegen die Volksdeutschen in einer
Atmosphäre von Angst und Hass"[19],
bei denen 5437 Deutsche ums Leben kamen. Die nationalsozialistische Propaganda,
diese Zahl auf 58000 erhöhend, erreichte, “dass der deutsche Überfall und die
zahlreichen Vergeltungsaktionen gerechtfertigt werden konnten und die Forderung
nach einer “schonungslosen Bestrafung“ des polnischen Volkes breiten Widerhall
fand“[20].
Daher soll hier auf die Lage vor und nach dem 1. September 1939 aus Sicht der
deutschen Minderheit - möglichst mit Bezug auf den Kreis Kulm - eingegangen
werden. Auch wenn dieses nicht zum eigentlichen Thema des Aufsatzes gehört,
gebietet es der enge zeitliche Zusammenhang sowie die Tatsache, dass von
deutschen Autoren auch nach 1945 die Übergriffe auf die deutsche Minderheit
besonders herausgestellt wurden, diese in der polnischen Geschichtsschreibung
eher zurückhaltend behandelte Problematik zu berücksichtigen[21]: Da
befürchtet wurde, die deutsche Minderheit könne im Kriegsfall als “5. Kolonne“
hinter der Front eine “Diversion“ durchführen, d. h. durch militärische
Aktionen die Verteidigungsfähigkeit des Staates gefährden, wurden von den
polnischen Behörden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Versammlungen von
Deutschen unterlagen einer Meldepflicht, die meisten Organisationen der
Volksdeutschen stellten ihre Tätigkeit ein[22].
Des Weiteren wurden im Mai 1939 alle Waffen, die sich im Besitz von Deutschen befanden,
eingezogen[23]. Zwar waren
eine Reihe Volksdeutscher als Agenten des deutschen Geheimdienstes tätig[24],
abgesehen von einer Aktion bei der Sprengung einer Weichselbrücke kam es aber
nicht zu Sabotageakten von Angehörigen der deutschen Minderheit[25].
Als staatsfeindlich geltende Deutsche, führende Persönlichkeiten der deutschen
Organisationen, der Presse, der Wirtschaft, Geistliche, Gutsbesitzer,
Reichsdeutsche sowie andere als unzuverlässig eingestufte Personen der
deutschen Minderheit wurden in Listen erfasst, auf deren Grundlage ab dem 1.
September 1939 allein in 473 Ortschaften Pommerellens Verhaftungen durchgeführt
worden sind. Wegen des schnellen Vorrückens der Wehrmachtsverbände wurden die
Verhafteten in Gruppen zusammengefasst und in der Regel unter der Bewachung von
Polizei, Hilfspolizei, Militär oder paramilitärischen Verbänden auf sog.
Verschleppungsmärschen ins Landesinnere Richtung Warschau (Warszawa) geführt.
Während oder infolge dieser Märsche sollen etwa 2200 Deutsche ungekommen sein.
Aus den Zeugenaussagen verschleppter Deutscher schließt Hugo Rasmus[26],
dass “ein einheitlich unmenschliches Verhalten der Begleitmannschaften bei
allen Verschleppungszügen“ zu erkennen gewesen sei[27]
[28]. Im
Kreis Kulm erfolgten Verhaftungen am 1. September in planmäßiger Form, danach
nur noch durch Militärstreifen in willkürlicher Weise durchgeführt. Bewohner
aus Kulm wurden nach Thorn (Toruñ) verbracht und dort mit Gefangenen aus
anderen Kreisen weiter ins Landesinnere geleitet[29].
Von einem “Verschleppungszug“, der in Richtung Warschau geführt wurde, wird
berichtet, dass in Thorn die gefangenen Deutschen von der Bevölkerung
beschimpft und geschlagen wurden. Insgesamt 560 Personen brachen am 4.
September abends in Thorn auf und wurden während des Fußmarsches von ihren
Bewachern misshandelt und schikaniert. Unterwegs kam es am 5. September zu
Erschießungen. Zunächst wurde eine Gruppe von 20 Personen erschossen, später
etwa 50 Gefangene. Durch weitere Tötungen und wegen Erschöpfung starben 188
Menschen, bis der Marsch am 15. September Warschau erreichte, wo die
Verschleppten inhaftiert wurden[30].
Ein
Zeuge aus dem Kulmer Nachbarkreis Schwetz (Œwiecie) berichtete, dass eine
Gruppe von 38 Deutschen, der er angehörte, auf ihrem Weg durch die Stadt Kulm
von der Bevölkerung beschimpft, mit Knüppeln geschlagen und mit Steinen
beworfen wurde[31]. Aus dem
Kreis Kulm sind 42 deutsche Einwohner in Folge von Verschleppungen ums Leben
gekommen oder verschollen geblieben[32]. C. Okkupationsverwaltung in Kulm
1.
Grundzüge der
NS-Verwaltungspolitik im besetzten Polen
Polen
wurde von der nationalsozialistischen Führung nicht als besetzter Staat
angesehen, sondern war spätestens mit der militärischen Niederlage in ihren
Augen “untergegangen“, also nicht mehr existent. Mit einem Erlass Hitlers vom
8. Oktober 1939 wurden die westlichen Gebiete Polens völkerrechtswidrig zu
“eingegliederten Ostgebieten“ erklärt, d. h. sie sollten fortan Teile des
Deutschen Reiches sein[33].
Ziel war es, diese Gebiete “einzudeutschen“, und zwar durch die Vernichtung
oder Vertreibung der politisch führenden und besitzenden Schichten der
polnischen Bevölkerung, die durch deutsche Siedler ersetzt werden sollten. Die
verbleibende Bevölkerung sollte, solange ihre Arbeitskraft noch von Nutzen war,
scharf getrennt von den Deutschen, als “Arbeitssklaven“ den “Herrenmenschen“
unterworfen sein. Nach dieser Übergangsphase sollte die polnische Bevölkerung
“restlos beseitigt“ werden[34].
2.
Zivilverwaltung
a) Reichsgau Danzig-Westpreußen Militärverwaltung bis 25. Oktober 1939 Mit
der militärischen Besetzung Polens wurden die eingenommenen Gebiete bis zum 25.
Oktober 1939 zunächst unter Militärverwaltung gestellt und unter dem Kommando
des sog. Oberbefehlshabers Ost in Militärbezirke eingeteilt. Kulm lag im
Militärbezirk Danzig-Westpreußen, für den zunächst vor dessen eigentlicher
Einrichtung die Generäle von Küchler und von Kluge als Befehlshaber der dort
wirkenden 3. bzw. 4. Armee zuständig waren. Mit Wirkung zum 14. September 1939
wurde General Fritz Walter Heitz “Militärbefehlshaber Danzig-Westpreußen“.
Seinen Dienstsitz hatte er in Danzig (Gdañsk)[35].
In jeder Armee war die Funktion eines “Chefs der Zivilverwaltung“ vorgesehen,
der die eigentliche Leitung der Zivilverwaltung übernahm. Chef der
Zivilverwaltung in der 3. Armee wurde SS-Oberführer Heinz Jost, der nach der
Besetzung Polens von Marienwerder (Kwidzyn) aus tätig war. In der 4. Armee übernahm diese Funktion
SS-Oberführer Fritz Hermann mit Sitz in Konitz (Chojnice)[36].
Nach Kompetenzstreitigkeiten wurde der damalige Gauleiter von Danzig, Albert
Forster, letztendlich Chef der Zivilverwaltung im am 14. September
konstituierten Militärbezirk Danzig-Westpreußen. Nicht nur im eigenen
Machtbereich, sondern auch mit dem Chef der Zivilverwaltung des Militärbezirks
Posen, Arthur Greiser, kam es zu Konflikten hinsichtlich der Zuordnung von an
die Region Posen grenzenden Gebieten zum Militärbezirk Danzig-Westpreußen[37].
Zivilverwaltung ab dem 26. Oktober 1939 Mit
Wirkung zum 26. Oktober 1939 wurde die Militärverwaltung auf der Grundlage
eines Dekrets Hitlers vom 8. Oktober durch eine Zivilverwaltung ersetzt. Dieses
belegt, dass die Besetzung Polens nicht nur eine vorübergehende sein sollte,
sondern dass die Gebiete des polnischen Staates für immer innerhalb des
Deutschen Reiches liegen sollten[38].
In der von den Besatzern geschaffenen Verwaltungsgliederung gehörte Kulm zum
“Reichsgau Danzig-Westpreußen“, der sich weiter in die Regierungsbezirke
Bromberg (Bydgoszcz), zu dem Kulm gehörte, Danzig und Marienwerder gliederte.
Die darunter liegende Verwaltungsebene besteht aus Landkreisen und Stadtkreisen[39].
Im Regierungsbezirk Bromberg gab es die Stadtkreise Bromberg und Thorn sowie
für die ländlichen Gebiete sieben Landkreise, darunter auch den Landkreis Kulm.
Ein Kreis gliederte sich weiter in Amtsbezirke und diese wiederum in Gemeinden[40].
Die höchste Verwaltungsposition im Reichsgau nahm der Reichsstatthalter ein. In
Danzig-Westpreußen wurde dies am 31. Oktober 1939 Albert Forster[41],
der zugleich Gauleiter, also Führer der NSDAP in diesem Gebiet, wurde[42].
Die eigentliche Leitung der Verwaltungstätigkeit oblag dem “Allgemeinen
Vertreter des Reichsstatthalters in der staatlichen Verwaltung“ Wilhelm Huth,
der die in sieben Abteilung gegliederte Zentralverwaltung mit Sitz in Danzig
führte[43].
Den Regierungsbezirken stand an der Spitze ein Regierungspräsident vor, dessen
Behörde sich in die Abteilungen “Allgemeine und innere Angelegenheiten“,
“Erziehung und Volksbildung“, “Wirtschaft“ und “Landwirtschaft und Domänen“
unterteilte. Regierungspräsident im Regierungsbezirk Bromberg war zunächst
SS-Oberführer Dr. Günther Palten; Nachfolger Paltens als Regierungspräsident
werden Dr. J. Schimmel und Walter Kühn[44].
Der Verwaltungsleiter des Landkreises trug den Titel Landrat, der des
Stadtkreises die Bezeichnung Oberbürgermeister. Sie unterstanden direkt dem
Regierungspräsidenten. Dass bei der Besetzung der leitenden Positionen in den
Okkupationsbehörden auf die “politische Zuverlässigkeit“ der Kandidaten Wert
gelegt wurde, zeigt der Umstand, dass bis zur zweiten Hälfte des Jahres 1941
alle Landräte im Reichsgau Danzig-Westpreußen zugleich auch Kreisleiter der
NSDAP waren[45]. (b) Verwaltung in Kulm Landkreis Kulm Landrat
des Kreises Kulm war während der gesamten Okkupationszeit der vor dem Krieg in
Danzig als Parteifunktionär tätige Max Lange. Sein Stellvertreter war Lotar
Pfahl, weitere engere Mitarbeiter ein gewisser Brause sowie
Regierungsoberinspektor Räder. Der Landrat führte die Anordnungen des
Regierungspräsidenten aus und leitete die Anfang 1940 errichtete
Kreisselbstverwaltung, die aus fünf Abteilungen bestand: Hauptverwaltung
(leitender Beamter Mertens), Kreiskasse (Kassner), Kreiswohlfahrts- und
Jugendamt (Kowalke), Kreisbauamt (Rieb), Kreisrechnungs- und
Gemeindeprüfungsamt (Kasischke). Der Landkreis Kulm bestand (ohne Stadtgebiet Kulm)
aus anfänglich 14 Amtsbezirken[46],
dessen Zahl 1944 auf zehn reduziert wurde[47].
Stadt Kulm Die
Stadtverwaltung leitete der sog. Amtskommisar. In Kulm wurde als solcher am 23.
September 1939 der am 26.06.1886 in Stettin geborene Karl Buchwald eingesetzt,
Mitglied der NSDAP seit dem 01.04.1933. Er übernahm die Amtsgeschäfte von einem
gewissen Obe, der unmittelbar nach der Besetzung Kulms durch die Wehrmacht als
“Beauftragter des Chefs der Zivilverwaltung für die Stadt Kulm“ zunächst die
Verwaltung führte. Ab dem 1. April 1942 trug Buchwald den Titel Bürgermeister.
Buchwald war Leiter der Stadtverwaltung und des kommunalen Wirtschaftsamtes.
Ihm als Bürgermeister unterstanden die Beigeordneten, die Gemeinderäte und die
Beiräte[48]
[49].
Ab dem 12. Oktober 1939 wurde die Stadtverwaltung in 13 Ämter gegliedert, wobei
diese Organisation bis 1945 im Wesentlichen beibehalten wird[50].
Sitz der Stadtverwaltung war das Rathaus am Marktplatz, der mittlerweile in
Adolf-Hitler-Platz umbenannt worden war, sowie das Gebäude in der damaligen
Danziger Straße 21 (heutige ul. Dworcowa). 1940 waren in der Stadtverwaltung
ungefähr 270 Personen beschäftigt, davon waren etwa 50 bis 80 mit “geistiger“
Arbeit befasst. Für Juli 1944 wird die Stärke dieser Beschäftigtengruppe, die
in erster Linie aus Deutschen aus dem Altreich[51]
bestand, mit 75 angegeben. Insgesamt gehörten Mitte 1944 der Stadtverwaltung
220 Personen an, die mit Ausnahme von 16 Beschäftigten alle mindestens der
Gruppe III der Deutschen Volksliste (DVL) zugeordnet waren[52]. 3.
NSDAP
NSDAP in Danzig-Westpreußen Der
Gauleiter von Danzig, Albert Forster, schuf bereits vor dem Krieg durch eine
“Überorganisation“ der Danziger NSDAP die Voraussetzungen dafür, dass er nach
der Besetzung Polens die wichtigsten Parteiposten in Danzig-Westpreußen mit
“seinen Leuten“ besetzen konnte[53].
Neben seiner Tätigkeit als Chef der Zivilverwaltung wurde Forster auch
Gauleiter[54] in diesem
Gebiet. Als solcher war er direkt Hitler gegenüber für die Parteiarbeit in
seinem Bereich verantwortlich. Seinerseits unterstanden ihm sämtliche
Gliederungen der NSDAP und der ihr angeschlossenen Verbände. Die Gauleitung der
NSDAP in Danzig bestand aus mehreren Abteilungen, ähnlich der Zentralverwaltung
der staatlichen Verwaltung. Die Vereinigung der Funktionen des Reichsstatthalters
und Gauleiters in einer Person verlieh Forster eine überaus große Machtfülle[55].
In
der zweiten Hälfte des Septembers 1939 begann der Aufbau der NSDAP-Strukturen
in Gebiet des späteren Gaus Danzig-Westpreußen, wobei zunächst die
Kreisverbände geschaffen wurden. Ihnen folgten die Verbände auf Stadt- und
Gemeindeebene. Bis Ende 1939 war diese Konstituierung der NSDAP im Wesentlichen
abgeschlossen. Die Organisationsstruktur der Partei orientierte sich an der
Verwaltungsgliederung des Gaues in Kreise, so dass bis auf wenige Ausnahmen ein
Landkreis bzw. Stadtkreis auch einen Kreisverband der NSDAP umfasste. Führer
war hier der Kreisleiter, der über einen eigenen Verwaltungsapparat, die sog.
Kreisleitung, verfügte. Die Kreise waren weiter in Ortsgruppen mit einem dem
Kreisleiter unterstehenden Ortsgruppenleiter unterteilt, diese wiederum in sog.
Zellen der NSDAP (Zellenleiter), die aus vier bis acht sog. Blöcken bestanden.
Ein Block wurde von einem Blockleiter der NSDAP geführt und setzte sich auch 40
bis 60 Haushaltungen zusammen. Sowohl auf Zellen- als auch Blockebene standen
den Leitern aus der NSDAP angeschlossenen Organisationen rekrutierte
Hilfspersonen (sog. Zellenwalter, Blockhelfer und Blockwalter) zur Verfügung.
Diesen Funktionären auf lokaler Ebene kam deshalb eine besondere Bedeutung zu,
weil ihre Tätigkeit und Weitergabe von Informationen erst die Überwachung und
Unterdrückung der Bevölkerung ermöglichte[56].
NSDAP in Kulm Neben
dem Aufbau der Zivilverwaltung wurden in Kulm bereits im September 1939 von aus
Danzig stammenden Nationalsozialisten unter der Leitung von Max Lange auch die
organisatorischen Strukturen für die Tätigkeit der NSDAP geschaffen. Bereits am
26. September 1939 ist die Organisierung der NSDAP abgeschlossen. Kulm wurde
Sitz der Kreisleitung. Bis September 1941 hatte Max Lange die Position des
Kreisleiters inne; ihm folgten bis Mitte 1943 Walter Ziegler, bis Februar 1944
Hans Lamperle sowie in den letzten Monaten der Besatzung ein gewisser Harder[57].
Die Kreisleitung Kulm bestand Anfang 1940 aus folgenden Ämtern mit dem jeweils
leitendem Funktionär: Kreisorganisationsleitung (Lotar Pfahl),
Kreisgeschäftsführung (Willy Kirschbaum), Kreispersonalamtsleitung (Hans
Mertens), Kreisschulungsleitung (Hugo Arendt), Kreispropagandaleitung (Hans
Mertens), Kreiskassenleitung (Karl Kittler). Weitere der Kreisleitung
zugeordneten Organe waren zu dieser Zeit die Deutsche Arbeitfront (Kreisobmann
Franz Kosslowski), die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (Kreisamtsleiter
Paul Dzaack), der Kreiswirtschaftsleiter Gustav Künzle, das Kreispresseamt
(Otto von Bergen), das Amt für Beamte (Willy Strietzel), Amt für
Kommunalpolitik (Karl Buchwald), Amt für Agrarpolitik (Gert Fiedler), Amt für
Technik (Otto Jentsch), Amt für Erziehung (Dr. Ernst Hempel), Amt für
Volksgesundheit (Dr. Friedrich Pohlmann), Amt für Kriegsopferversorgung (August
Preuss) und der Kreisrichter Paul Fischer[58].
Das
Kreisgebiet Kulm setzte sich aus 16 Ortsgruppen zusammen, und zwar aus der
Ortsgruppe im Stadtgebiet Kulm unter dem Ortsgruppenleiter Schütz (sein
Nachfolger wird Mitte 1940 Kasischke), der Ortsgruppe Podwiesk
(Ortsgruppenleiter Oskar Weigt - 1940), Unis³aw (Hoffmann - 1939-1940),
Brzozowo (Heilemann - 1940), B³êdowo (Stahnke - 1940), Kokocko, Lisewo, D¹browa
Che³miñska, Bruki, Szynych, Górne Wymiary, Ma³e Czyste, Czar¿e, Robakowo,
Papowo und Kijewo Szlacheckie, die sich weiter in 83 Zellen und 171 Blöcke
unterteilten. Die Ortsgruppe Stadt Kulm ist in 10 Zellen und 40 Blöcke
untergliedert[59]. Die
NSDAP-Mitglieder in Kulm stammten mehrheitlich aus dem Altreich und Danzig. Von
den einheimischen sog. Volksdeutschen konnte nur Parteimitglied werden, wer in
die Gruppe I der DVL aufgenommen wurde. 4.
Polizei und
SS
Organisation im Reichsgau Danzig-Westpreußen Neben
der zivilen Verwaltung bestand in allen besetzten Gebieten die verzweigte
Organisation von Polizei und SS, an deren Spitze Heinrich Himmler als “Reichsführer
SS und Chef der deutschen Polizei“ stand. Er setzte als seine Statthalter in
den Reichsgauen sog. Höhere SS- und Polizeiführer ein, denen die verschiedenen
Polizeiverbände unterstanden: die Ordnungspolizei, der Inspekteur der
Sicherheitspolizei und des SD, der Stabsführer der Allgemeinen SS sowie der
sog. Selbstschutz. Die Höheren SS- und Polizeiführer hatten auch administrative
Kompetenzen und konnte Verordnungen erlassen. Ende Oktober 1939 wurde Himmler
zum “Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums“ ernannt, der die
siedlungspolitischen Maßnahmen zur “Eindeutschung“ der dem Reich
angeschlossenen besetzten Gebieten durchführen sollte. Auch im Reichsgau
Danzig-Westpreußen setzte Himmler als seinen Beauftragten für diese Funktion
einen Höheren SS- und Polizeiführer ein. Dieser war somit für die Umsetzung der
“Lebensraum“-Planungen vor Ort zuständig und konnte weitgehend selbständig über
Leben und Tod der Bevölkerung in seinem Machtbereich bestimmen. Zum Höheren SS-
und Polizeiführer im Reichsgau Danzig-Westpreußen wurde am 21. September 1939
SS-Gruppenführer Richard Hildebrandt ernannt, der diese Position bis zum 19.
April 1943 inne hatte[60]. Über
die Organisation der Polizei in Danzig-Westpreußen bestimmte Himmler per
Verordnung vom 7. November 1939, dass in Danzig unter der Führung von
SS-Obersturmbannführer Dr. Tröger die sog. Staatspolizeileitstelle einzurichten
sei, der sog. Staatspolizeistellen in Bromberg und Graudenz (Grudzi¹dz)
unterstanden. Die Staatspolizeistelle in Bromberg (SS-Obersturmbannführer Karl
Heinz Rux) unterhielt Dienststellen in Thorn und Tuchel (Tuchola) sowie
Abteilungen in weiteren Städten. In Kulm und Schwetz waren Dienststellen
eingerichtet, die der Staatspolizeistelle in Graudenz zugeordnet waren[61].
Mit der Auflösung der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD am 20.
November 1939 wurden die im Einsatzkommando 16 tätigen Gestapo-Beamten den Staatspolizeistellen
in Bromberg und Graudenz zugeteilt[62]
[63]. Polizei in Kulm Dem
Bürgermeister als Ortspolizeibehörde unterstand formal die sog. Schutzpolizei,
die aber auch ihrer vorgesetzten Polizeibehörde untergeordnet war. Bereits im
September 1939 wurde in Kulm eine Dienstabteilung der Schutzpolizei mit 27
Polizeibeamten eingerichtet, am 30. April 1940 wird von der vorgesetzten
Polizeibehörde die Personalstärke der Polizeiwache in Kulm auf 20 Beamte
festgelegt. Leiter der Schutzpolizei in Kulm war der Oberleutnant der Schupo
Hilmer, seine Nachfolger sind Georg Stünkel und Walter Fligg[64].
Neben der Schutzpolizei existierte in Kulm eine aus zwei Beamten bestehende
Dienststelle der Kriminalpolizei. Wie im übrigen besetzten Polen spielte die
Schutzpolizei in Kulm bei den gegen die polnischen Bevölkerung gerichteten
Maßnahmen, auch bei der Ermordung von Polen und Juden, als ausführendes Organ
eine wichtige Rolle. 5.
Sonstige Einrichtungen in Kulm
Kulm
war als Kreisstadt auch Sitz des Amtsgerichts sowie einer Nebenstelle des
Thorner Arbeitsamtes, die von Erwin Wegmüller geleitet wurde. Unter anderem war
das Arbeitsamt für die Heranziehung von Polen zur Zwangsarbeit im Altreich
zuständig. So ist bekannt, dass im August 1940 118 Väter kinderreicher Familien
zur Zwangsarbeit verpflichtet worden waren und ihre Familien unter dieser
Situation materiell so zu leiden hatten, dass ein Teil von ihnen auf die
Unterstützung durch die Fürsorge angewiesen war. In Kulm bestand neben einer
5000 Soldaten starken Einheit der Wehrmacht eine Abteilung des
Reichsarbeitsdienstes (RAD) mit 200 Personen. 1940 wurde ein für 1000 Personen
ausgelegtes Aufnahmelager für deutsche Umsiedler errichtet, das im Dezember
1940 seine Tätigkeit aufnahm und das in den Jahren 1942 und 1943 von durchschnittlich
1100 bis 1200 Umsiedlern bewohnt wurde. Am 12. September 1940 wurde in der
damaligen Bischofstraße neben dem Bahnhof ein Kriegsgefangenlager für
mindestens 100 englische Kriegsgefangene eingerichtet, die zu verschiedenen
Arbeiten herangezogen wurden. D. Die
Vernichtungsmaßnahmen
Das
wohl schrecklichste Moment in der Besatzungspolitik stellen die Exekutionen von
Personen dar, die nach der Vorstellung der Okkupanten als Angehörige der
“Intelligenz“ ihren Zielen gefährlich werden könnten. Im Herbst 1939 wurden im
besetzten Polen Tausende von Polen, darunter auch solche wegen ihres jüdischen
Glaubens, ermordet. Bereits
im Frühjahr 1939 wurde damit begonnen, Listen von Polen aufzustellen, die nach
Beendigung der zu diesem Zeitpunkt[65]
schon geplanten Besetzung Polens zu inhaftieren waren. An dieser Vorbereitung
waren auch Angehörige der deutschen Minderheit beteiligt, die den deutschen
Behörden entsprechende Informationen über “gefährliche“ Polen lieferten[66].
So konnte das deutsche Konsulat in Thorn am 18. August 1939 dem Auswärtigen Amt
eine Liste von 133 Personen, mehrheitlich Mitglieder des Polnischen Westbundes
(Polski Zwi¹zek Zachodni), übersenden. Diese Liste, in der auch elf Polen aus
der Stadt und dem Kreis Kulm verzeichnet waren, wurde nach Kriegsbeginn am 4.
September 1939 der Gestapo übergeben. 1.
Einsatzgruppen
und „volksdeutscher Selbstschutz“
Zur
Durchführung der Vernichtungsmaßnahmen wurden Ende August 1939 sog.
Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD aufgestellt, von denen im Bereich
Westpreußen die Einsatzgruppen 4 (Befehlshaber SS-Brigadeführer Lothar Beutel[67]),
besonders im Gebiet und nördlichen Umkreis von Bromberg[68],
und 5 (SS-Sturmführer Erich Damzog) sowie das Einsatzkommando 16[69]
(SS-Obersturmbannführer Dr. Rudolf Tröger) wüteten[70].
Anweisungen erhielten die Einsatzgruppen, die jeweils in sog. Einsatzkommandos
unterteilt waren, von dem in Reichssicherheitshauptamt (RSHA) eingerichteten
“Sonderreferat Unternehmen Tannenberg“[71].
Organisatorisch war jede Einsatzgruppe einer Armee[72]
der Wehrmacht zugeteilt, in deren Bereich sie ihre “Aufgaben“ erledigte, so die
Einsatzgruppe 4 der 4. Armee unter General von Kluge und die Einsatzgruppe 5
der 3. Armee unter dem Befehlshaber General Küchler. Die in Polen eingesetzten
Einsatzgruppen bestanden insgesamt aus etwa 3000 Mann (Angehörige der
Sicherheitspolizei, des Sicherheitsdienstes, der Kriminalpolizei sowie
verwaltungs-technisches Personal), die Uniformen der SS-Verfügungstruppen und
eine Armbinde SD trugen[73].
Dem Einsatzkommando 16 gehörten keine SD-Beamte an[74].
Ein Aufenthalt einer Einsatzgruppe im Kreis Kulm ist nicht belegt, allerdings
marschierte ein Teil des 2. Einsatzkommandos der Einsatzgruppe 4 am 11.
September von Konitz (Chojnice) nach Kulmsee (Che³m¿a), wo er sich am 15. und
16. September 1939 aufhielt, so dass ein Aufenthalt im Kreisgebiet Kulm möglich
ist[75].
Neben
diesen Polizeieinheiten spielte der sog. Selbstschutz[76],
der aus Volksdeutschen, das heißt Angehörigen der deutschen Minderheit,
bestand, bei der Vernichtung von Polen eine bedeutende Rolle. Bis zur
Kreisebene hinab wurde der Selbstschutz durchweg von SS-Offizieren aus dem
Altreich geführt. In Westpreußen leitete den Selbstschutz SS-Oberführer Wilhelm
Langleist, sein Nachfolger wird SS-Oberführer Ludolf Hermann von Alvensleben. Kulm
gehörte zum Bezirk II des westpreußischen Selbstschutzes, der von Rudolf Jacob
Alvensleben befehligt wurde. In seiner Aussage vor dem Thorner Bezirksgericht
im Jahr 1947 beschrieb das Kulmer Selbstschutzmitglied Otto Bunn die
Organisation des Selbstschutzes in Kulm, so dass hierzu relativ viele
Informationen vorhanden sind. Führer des Selbstschutzes im Kreis Kulm
(Bezirksführer des Selbstschutzes) war SS-Obersturmbannführer Mundhenke, im
Stadtgebiet Kulm (Ortsführer des Selbstschutzes) der einheimische Heinz Huth;
sein Stellvertreter wird der ebenfalls aus Kulm stammende Erwin Ragoss[77].
Huth und Ragoss waren vor dem Krieg Mitglieder der nationalsozialistischen
Jungdeutschen Partei, die auch paramilitärische Übungen durchführte. Es fällt
auf, dass viele Volksdeutsche, die nach der militärischen Besetzung Kulms dem
offiziell am 29. September 1939 einheitlich organisierten Selbstschutz
beitreten, in der Zwischenkriegszeit bereits in deutschen Vereinigungen aktiv
waren. Dem Ortsführer Huth unterstanden die weiteren örtlichen Organe des
Selbstschutzes: der sog. Rat des Selbstschutzes[78],
der - von vorgesetzter Stelle zu bestätigende - Entscheidungen über
Inhaftierungen und Hinrichtungen traf; das Transportkommando[79];
das sog. Rollkommando[80],
das u.a. für den Transport Inhaftierter zu den Hinrichtungsstellen zuständig
war, sowie das Wachkommando[81],
das die Verhaftungen vornahm und die Inhaftieren bewachte. Auch in den
Gemeinden des Kreises Kulm existierten Selbstschutz-Gruppen[82].
Der 1947 angeklagte Bunn war Telefonist im Büro von Mendhenke und konnte dabei
in die Todesurteile von 30 Personen[83]
aus dem Kreis und der Stadt Kulm Einsicht nehmen, die von Huth, Ragoss, Kohnert
und Brünning unterschrieben worden waren. Des Weiteren sagte er aus, dass sich
im Büro von Mundhenke Schmuck, Geld und andere Wertsachen von verurteilten
Polen befunden hätten. Kurz vor der Auflösung des Selbstschutzes (26. November
1939[84])
hätten Mundhenke, Ortsführer Huth sowie weitere Mitglieder des Selbstschutzes
aus einer Kirche sieben goldene und silberne Kelche an sich genommen, die dann
im Büro aufbewahrt wurden, bis sie eines Tages verschwunden waren. 2.
Inhaftierungen
Im
Oktober 1939 begannen die Besatzer damit, “gefährliche“ Polen und Juden aus der
Stadt und dem Kreis Kulm festzunehmen und sie im Gebäude des Amtsgerichtes, der
Grundschule Nr. 1 in der Schulstraße 14[85]
(ul. Szkolna) und in der Garnisionskirche zu inhaftieren. Im Amtsgericht wurden
jeweils ungefähr 80 Personen gefangengehalten, die meisten waren Mitglieder des
Polnischen Westbundes. Von diesen Orten wurden die Gefangenen unter der
Aufsicht des Selbstschutzes mit Fahrzeugen zu den Plätzen gebracht, an denen
sie dann ermordet wurden. Im
der ehemaligen Polizeistation in dem Dorf Dorposz Szlachecki wurde ebenfalls
Personen inhaftiert, die, unter Hunger und Schlägen leidend, zu Arbeitsdiensten
gezwungen wurden. Ähnliches geschah in der Nähe von P³utowo, wo Personen aus
der Gegend Kijewo Królewskie, Unis³aw, Starogród und D¹browa Che³miñska auf dem
Gutshof von Ludolf von Alvensleben, einem Verwandten des gleichnamigen Führers
des Selbstschutzes im Reichsgau Danzig-Westpreußen inhaftiert wurden. Viele von
ihnen wurde wie die in Dorposz Szlachecki Festgehaltenen in der Nähe ihres
Gefängnisses exekutiert[86].
Bis
Ende März 1940 wurden im Kloster der barmherzigen Schwestern (Sióstr
Mi³osierdzia) katholische Priester aus den Kreisen Kulm, Graudenz, Briesen
(W¹brze¿no) und Leslau (W³oc³awek) festgehalten. 17 Geistliche werden im Frühjahr
1940 in das KZ Stutthof (Sztutowo), östlich von Danzig gelegen, eingewiesen. 3.
Hinrichtungen
An
vielen Stellen im Kreis Kulm ermordeten Einheiten der Gestapo und des
Selbstschutzes, der sich wie bereits erwähnt aus einheimischen Deutschen
zusammensetzte, im Zusammenspiel mit der Wehrmacht[87]
Polen und Juden[88]. Bereits im
September 1939 werden im Kreis Bewohner, vor allem Landwirte und Arbeiter aus
Paparzyn, Robakowo, Gorzuchowo, Wa³dowo Szlacheckie und Wabcz, von der Gestapo
unter Beteiligung Angehöriger der deutschen Minderheit umgebracht. Diese
Hinrichtungen trugen den Charakter standrechtlicher Aktionen und wurden zumeist
in oder in der Nähe der Wohnung der Getöteten ausgeführt[89].
Im Oktober ging man zu planmäßigen Maßnahmen über, denen die oben bereits
beschriebenen Inhaftierungen vorausgingen. Drei Stellen im Kreis Kulm dienten
als Plätze für Massenhinrichtungen. Die Opfer wurden an Ort und Stelle
erschossen und ihre Körper dann in Massengräber geworfen. Im Jahr 1944 wurde
dann versucht, die Spuren der Verbrechen durch die Verbrennung der wieder
ausgegrabenen Leichen zu verwischen. Klamry Die
größte Massenhinrichtungsstelle befindet sich im Rybieniec-Wald in der Nähe des
6 km von Kulm entfernten Dorfes Klammer (Klamry), wo in der Zeit vom 10.
Oktober bis 11. November 1939[90]
mindestens 2000 Menschen erschossen wurden[91].
Die Opfer stammten aus den umliegenden Dörfern sowie aus Kulm. Aber auch
Personen aus anderen Kreisen wurden hier ermordet, so der größte Teil der
katholischen Geistlichen aus dem Kreis Graudenz[92].
Die dort Inhaftierten wurden mit Kraftfahrzeugen und Bussen unter der Bewachung
von Selbstschutz-Männern nach Klammer gefahren. Dort wurde neben dem Haus des
Deutschen Willy Rynkielski angehalten und die Verurteilten wurden an eine etwa
200 m entfernte, im Wald gelegene, Stelle geführt, wo sie mit Maschinengewehren
erschossen wurden. Jan Malinowski sagte 1949 in einer richterlichen Vernehmung
vor der Bezirkskommission zur Untersuchung der von Deutschen begangenen
Verbrechen[93] aus, dass
sich dort drei Sammelgräber mit einer Länge von etwa sieben Metern befunden
haben sollen[94]. Nach
Angaben von Otto Bunn nahmen 20 Mitglieder des Selbstschutzes[95]
an den Exekutionen teil. Bei Klammer wurden nicht nur Erschießungen von
Personengruppen durchgeführt, sondern auch Einzelhinrichtungen von Einwohnern
aus den Dörfern Nowa Wieœ und Klammer[96].
Auch hieran waren Angehörige des Selbstschutzes beteiligt[97].
Im August/September 1944 wurden, wie bereits erwähnt, die Leichen in einer
zweiwöchigen Aktion verbrannt[98].
So ist die oben genannte Zahl der Opfer zwar wahrscheinlich, aber nicht genau
festzustellen. Heute befindet sich zur Erinnerung an die Ermordeten an der
Hinrichtungsstelle eine Gedenkstätte. “Piaskownia“ Die
sog. Piaskownia, zwischen den Dörfern Ma³e Czyste und Dorposz Szlachecki
gelegen, war die zweitgrößte Hinrichtungsstelle im Kreis Kulm, an der
wahrscheinlich ungefähr 800 Polen, darunter auch Kulmer Bürger, im Zeitraum
September bis November 1939 unter Beteiligung des Selbstschutzes[99]
umgebracht wurden. Die Ermordeten kamen aus dem Dorf Ma³e Czyste und aus den
Gemeinden Kulm, Kijewo Królewskie, Starogród und Unis³aw, hauptsächlich waren
es vorher in der ehemaligen Polizeistation in Dorposz Szlachecki inhaftierte
Personen. Am 4. November gelang es drei Polen, unmittelbar vor der ihnen
drohenden Erschießung zu fliehen, so dass genauere Angaben zu den dortigen
Vorgängen vorliegen. So beschreibt Leon Ordon, der in seinem Wohnort B³oto
(Gemeine Unis³aw) von Mitgliedern des Selbstschutzes verhaftet und nach Dorposz
Szlachecki gebracht wurde, was er erlebte: “Nach zwei Tagen, das heißt am
Mittag des 4. November, wurden sechs von uns während der Arbeit (insgesamt
waren an diesem Tag 80 Personen inhaftiert) weggerufen und in die Piaskownia
bei Ma³e Czyste geführt. Dort wurde uns befohlen, eine sehr lange Grube mit
einer Tiefe von etwa 2 Metern zu graben. Am späten Abend, als wir mit dem
Graben fertig waren, zogen uns zwei der uns bewachenden Deutschen aus der
Grube. Gleichzeitig hörte ich die Schreie von Leuten, die aus Dorposz
herbeigeführt worden waren und die von den Deutschen geschlagen wurden. Es
mögen ihrer etwa 70 gewesen sein. Rings herum standen Fahrzeuge, deren
Scheinwerfer die Piaskownia beleuchteten. Unter den zum Tode verurteilten
erkannte ich viele Bekannte aus den Dörfern der Gegend. Unter ihnen war auch
mit voller Sicherheit mein Vater, obwohl ich ihn mit dem Auge nicht erkennen
konnte. Allen wurde befohlen, sich mit dem Gesicht nach unten auf die Erde zu
legen. In dem Augenblick, als die Deutschen zu uns sagten: “Hunde hinlegen!“,
stieß mich einer von ihnen von hinten mit einem Gewehr, so dass ich hinfiel.
Ich konnte mich jedoch schnell erheben und begann zu fliehen. (...) Noch über
längere Zeit hörte ich Schüsse. Es wurde mir bewusst, dass in dieser Zeit die
an der ausgehobenen Grube liegenden Leute ermordet wurden (...)“. Die beiden
anderen Zeugen, die entkommen konnten, Brunon Smikowski aus Brzozowo und
Stanis³aw Szymañski aus Ma³e Czyste, bestätigen in ihren Aussagen diese
Angaben. In
der Nähe der “Piaskownia“ wohnte Teresa Górów, die mit ihrem Sohn Bronis³aw sah,
wie die Opfer zur Hinrichtungsstätte geführt wurden. Von einem
Wirtschaftsgebäude der Familie Górów war diese einsehbar, und der jüngere Sohn
beobachtete von dort die Hinrichtungen. Die daran beteiligten Deutschen sollen
manchmal in das Haus der Góróws gekommen sein, wobei sie ihre Taten nicht
verbargen, als ihr Motiv Rache für den “Bromberger Blutsonntag“[100]
angaben und erklärten, dass ihnen ihr Handeln Vergnügen bereiten würde. Nach
der Aussage von Bronis³aw Górów schirmten im August 1944 eine größere Zahl
deutscher Soldaten mit Planen als Sichtschutz die “Piaskownia“ ab, sie
errichteten eine provisorische Wohnbaracke und gruben die Leichen aus. Nach
einer Woche entzündeten sie ein zwei Tage und zwei Nächte lang brennendes
Feuer. Nach dem Verlöschen entfernten sie den Sichtschutz und zogen ab[101].
Es fanden sich an der Stelle des Feuers Asche, Knochenreste, Knöpfe und
Gürtelschnallen. Sichtbar waren auch noch auf einer Fläche von etwa 100 m2
die Umrisse von sechs dicht nebeneinander liegenden Gruben. Nach Angaben von B.
Smikowski soll eine Grube die Größe von 10 x 2 x 2,5 m gehabt haben. Selbst
diese genauen Daten halfen nicht, die genaue Zahl der Opfer, die von Zeugen mit
800 angegeben wird, zu bestätigen[102].
Zumindest ist diese Größenordnung nicht ausgeschlossen. P³utowo An
verschiedenen Stellen in einem Waldstück auf dem Weg nach Szymborno wurden in
der Nähe von P³utowo vom Selbstschutz[103]
etwa 220 Personen ermordet. Augenzeugen gibt es hierfür nicht, dafür aber
Angaben über die Inhaftierung der später erschossenen Menschen im ganz in der
Nähe liegenden Gutshof des L. von Alvensleben, der selber aktiv an den Verhaftungen
beteiligt gewesen sein soll. So wurde der Wójt[104]
von Unis³aw, W³adys³aw Klein, der von zwei Mitgliedern des örtlichen
Selbstschutzes[105]
festgenommen worden war, mit etwa 100 anderen Personen in die Kellerräume eines
Gutsgebäudes gesperrt, wo sie von einer Gruppe des Selbstschutzes bewacht
wurden. Klein verbrachte dort zwölf Tage, bis er auf die Fürsprache des
Deutschen Freichel aus Kie³pio, dem er in der Zwischenkriegszeit bei der
Ablegung der Meisterprüfung geholfen hatte, freigelassen wurde[106].
Klein sah mehrmals, als er Arbeiten auf dem Hof verrichten musste, wie
Inhaftierte auf Fahrzeuge gezwungen und in Richtung des Waldstückes oder in
Richtung Ma³e Czyste abtransportiert wurden. Anhand der Kleidung, die die
Verurteilten in einer Scheune zurückließen, konnte er zum Teil ihm bekannte
Personen aus den umliegenden Dörfern identifizieren. Aus der Ortschaft Trzebcz
wurden in P³utowo der Priester Pawe³ Redmer, seine Mutter und Schwester, zwei
Lehrer, zwei Landwirte und ein Landarbeiter ermordet. Bewohner aus P³utowo
gaben an, dass 1944 ein Teil der Leichen ausgegraben und in unbekannte Richtung
abtransportiert wurden, wahrscheinlich, um sie zu verbrennen. Nach der
Befreiung wurden 1945 in zwei Gräbern die Körper von 18 Getöteten gefunden. Andere Hinrichtungsstätten Fest
steht, dass an den drei voranstehend genannten Orten unter den Ermordeten 15
Lehrer waren; insgesamt sollen 33 Kulmer Lehrer während der Okkupation ums
Leben gekommen sein[107].
An
vielen weiteren Stellen im Kreis Kulm wurden Exekutionen durchgeführt. So
wurden in D¹browa Che³miñska nach dem Krieg 28 Ermordete in einem Waldstück
nahe des Weges nach Czemlewo gefunden, wobei zehn Personen identifiziert werden
konnten. Von einer der Exekutionen konnte der Wójt von D¹browa Che³miñska,
Józef Tatarek[108], dem es
gelang, noch nach Beginn der Erschießungen zu entfliehen, berichten und die
sechs getöteten Personen[109]
identifizieren[110].
Am 15. Oktober erschossen Selbstschutz-Männer aus Rafa und Pieñ (Gemeinde
D¹browa Che³miñska) fünf Polen[111].
Am 9.
September 1939 töteten SS-Männer und die Volksdeutschen May und Ragoss in
Paparzyn neun Einwohner[112].
Am 21. Oktober 1939 wurden im Wald bei Paparzyn acht weitere Personen
erschossen[113]. Im
Park des Gutes Gorzuchowo wurden am 9. September neun Menschen und in Wa³dowo
Szlacheckie vier Arbeiter ermordet[114].
Hinrichtungsstellen
im der Gemeinde Podwiesk befanden sich im Wald von £unawa, in Klêczkowo, im
Wald bei Nowa Wieœ sowie in Podwiesk selbst. Hier wurden nach dem Krieg 15, an
der Landstraße Podwiesk-Kulm sieben und im Unterholz an der Straße
Podwiesk-Graudenz acht Leichen gefunden. Aus Befragungen der Bevölkerung ergibt
sich, dass 1939 in der Gemeinde Podwiesk 50 Einwohner ermordet wurden. In
der in der Gemeinde Lisewo gelegenen Ortschaft Józefkowo tötete der
Selbstschutz[115] am 3.
November 1939 fünf Landwirte[116]
aus Dubielno. Des
Weiteren wurden in Wabcz acht Personen, in £yniec sechs Einwohner und in Parowa
Fa³êciñska sechs Polen sowie an vielen anderen Stellen im Kreis Kulm eine
jeweils geringere Zahl von Menschen umgebracht. Die
genaue Zahl der Einwohner aus Kulm, die dem nationalsozialistischen Terror
während der Besatzungszeit zum Opfer fielen, ist aus den oben genannten Gründen
ungewiss. Namentlich bekannt sind ungefähr 100 ermordete Polen katholischen und
jüdischen Glaubens. Nach Schätzungen auf der Grundlage von Befragungen und
anderen Untersuchungen nach dem Krieg, die aber wegen der bereits erwähnten
Verbrennungen der Leichen nicht als feststehend bezeichnet werden können, liegt
die Zahl der im Kreis Kulm während der gesamten Okkupationszeit ermordeten
Personen bei etwa 5000. Die
Vernichtung durch Massenhinrichtungen wurde gegen Ende 1939 eingestellt und
durch das System einer strengen Gerichtsbarkeit, Gefängnisse und
Konzentrationslager ersetzt. Es sind nur noch im unzureichenden Maße Dokumente
aus der Okkupationszeit vorhanden, um einen genauen Überblick geben zu können.
Bekannt ist, dass aus dem Gerichtsgefängnis, in dem vom Kulmer Amtsgericht
verurteilte Gefangene einsaßen, Häftlinge in Konzentrationslager überstellt
wurden[117]. Auch ein
Teil der in P³utowo und Dorpacz Szlachecki Gefangenen wird nicht gleich
ermordet. Wenige wurden freigelassen, die anderen zunächst in ein Lager in
Thorn und dann weiter in Konzentrationslager verbracht, wo die meisten starben.
Die
Historikerin Barbara Bojarska, die 1965 die hier zusammengefassten Ergebnisse
ihrer Forschungen über die Vernichtungsaktionen im Kreis Kulm veröffentlicht
hat, erwähnt, dass die von ihr befragten Zeugen durchweg den besonders
erschütternden Umstand betont hätten, dass die Morde von oder unter Beteiligung
von Deutschen begangen worden seien, die Einheimische waren und vor dem Krieg
in nachbarschaftlicher Achtung oder sogar in einem freundschaftlichen
Verhältnis mit dem polnischen Teil der Bevölkerung lebten. Hingegen führt Hugo
Rasmus diesbezüglich an, dass sich die “zur Teilnahme an beklagenswerten
Gewaltaktionen befohlenen heimischen Deutschen ... im Befehlsnotstand“
befanden, “dem sie sich bei dem totalitären System nicht ohne Lebensgefahr
entziehen konnten, zumal ihnen gegenüber die angebliche Rechtmäßigkeit
behauptet wurde“[118].
Trotz der massiven Propaganda und den Emotionen, die durch die oben
beschriebenen Übergriffe auf Volksdeutsche entstanden waren, ist die aktive
Teilnahme von Volksdeutschen an den Folterungen und Ermordungen ihrer
ehemaligen Nachbarn über einen Zeitraum von mehr als zwei Monate allein hiermit
nicht zu erklären, wobei die Existenz eines “Befehlsnotstandes“ sehr fraglich
ist. So gesteht Rasmus auch ein, dass vereinzelt “Privatrache“ eine Rolle
spielte. Mangels genauerer Informationen ist es schwierig, die genauen Motive
zu ergründen. Weder dürften Volksdeutsche zu Morden gezwungen worden sein noch
waren alle Volksdeutschen Anhänger des Nationalsozialismus, gar Befürworter der
Ausrottungspolitik[119]. E.
Germanisierungspolitik
Der
von den Okkupanten als Reichsgau Danzig-Westpreußen bezeichnete Teil des
polnischen Staates gehörte zu den Gebieten, die nach dem Willen der
nationalsozialistischen Führung vollständig germanisiert werden sollte.
Gauleiter Forster glaubte, dieses Ziel in zehn Jahren zu erreichen. Neben der
Vernichtung der polnischen “Führungsschicht“ und der Unterdrückung der
polnischen Kultur und Sprache sollten die Germanisierungspläne durch
Umsiedlungs- und Ansiedlungsaktionen verwirklicht werden sowie durch die
“Rückgewinnung polonisierter Deutschstämmiger“ mit Hilfe der sog. Deutschen
Volksliste. 1.
Siedlungsmaßnahmen
In
Kulm wurde im Frühjahr 1940 in der Danziger Straße ein “Kreisansiedlungsstab“
unter der Leitung von SS-Obersturmführer Wottrich eingerichtet, der für die
Durchführung der Aussiedlungen von Polen sowie die Ansiedlung von Deutschen im
Kreis Kulm verantwortlich war. Diesem Kreisansiedlungsstab gehörten unter
anderem Landrat Max Lange und Kreisbauernführer Gerd Fiedler an, was auf die
enge Zusammenarbeit von Polizei, Zivilverwaltung und Partei bei der Umsetzung
der Siedlungspolitik hinweist. Aussiedlung von Polen Bereits
im Herbst 1939 kam es zu ersten, noch weitgehend unorganisierten, Aussiedlungen
von “gefährlichen“ und solchen Polen, die aus Kongresspolen[120]
stammten. Die vorhandenen Dokumente über die Siedlungsmaßnahmen im Raum Kulm
vermitteln nur ein sehr lückenhaftes Bild. Belegt sind lediglich
Aussiedlungsaktionen im Herbst 1939 und Ende September 1940. Die letztere
betraf vor allem Polen, die aus Kongresspolen zugezogen waren. Es wurden unter
der Beteiligung aller Beamten der örtlichen Schutzpolizei und 20 SS-Männern ca.
1100 Bewohner aus der Stadt und dem Kreis Kulm ausgewiesen. Am 24. September
1942 stellte der Bürgermeister fest, dass der “kongress-polnische
Bevölkerungsteil der Stadt Kulm bis auf geringe Reste abgeschoben“ worden sei. Der
zahlenmäßige Verlust der polnischen Bevölkerung durch Ermordung oder
Aussiedlung kann nur auf einer sehr wagen Grundlage geschätzt werden. So nimmt
die Zahl der Polen in Kulm von 1939 bis zum 1. Dezember 1940 um 2400 ab.
Allerdings beinhaltet diese Zahl auch Wegzüge durch die Einberufung zur
polnischen Armee sowie natürliche Sterbefälle und muss dementsprechend
relativiert werden. Ansiedlung von Deutschen Um
das Ziel der “Eindeutschung“ Kulms zu erreichen, war es nach den Vorstellungen
der Machthaber notwendig, neben der Aussiedlung von Polen gleichzeitig durch
Ansiedlung den Anteil der Deutschen an der Bevölkerung von etwa 14000
Einwohnern der Stadt Kulm zu erhöhen, der Anfang September 1939 lediglich von
579 Volksdeutschen (88 Kindern bis 14 Jahren; 267 Frauen und 224 Männern)
gebildet wurde. Der größte Teil von ihnen waren Arbeiter, Handwerker und
Kaufleute. Im Jahr 1936 wohnten noch 648 Deutsche bei einer
Gesamtbevölkerungszahl von 12176 in Kulm. Die
ersten Deutschen, die der Wehrmacht zum Aufbau der Besatzungsbehörden folgten,
waren Deutsche aus Danzig und Ostpreußen. In der folgenden Zeit zogen auch
Deutsche aus dem übrigen Altreich zu, insbesondere Beamte und Mitarbeiter
verschiedener Ämter und nationalsozialistischer Institutionen, so dass am 1.
August 1940 als neuangesiedelte Deutsche 230 Männer und 176 Frauen in Kulm
wohnen. Bis Januar 1941 erhöhte sich diese Zahl auf 700 und es wird geschätzt,
dass sich während der gesamten Besatzungszeit 1500 Deutsche aus Danzig und dem
Altreich über kürzere oder längere Zeit in Kulm aufhielten, wobei hier die in
Kulm stationierten Soldaten und die im Durchgangslager wohnenden Siedler außen
vor bleiben. Eine besondere Gruppe bildeten die aus den Großstädten evakuierten
Menschen. Im Juli und August 1943 wurden in Kulm 113 “Ausgebomte“ aus Hamburg
und 82 aus Berlin untergebracht. Es zogen auch wenige Volksdeutsche aus anderen
Gebieten der Woiwodschaft Pommerellen nach Kulm. Insgesamt wurde der Zuzug von
deutschen Neusiedlern nach Kulm durch die nicht besonders einladenden
Lebensbedingungen gebremst. 2.
Erfassung
der Polen in die Deutsche Volksliste
Die
bevölkerungspolitischen Maßnahmen im Reichsgau Danzig-Westpreußen standen in
einem Spannungsverhältnis zwischen der Zielsetzung, dieses Gebiet möglichst
rasch “einzudeutschen“, und der nationalsozialistischen Rassendoktrin, nach der
es galt, die “rassisch unerwünschten“ Bevölkerungsteile, zu denen neben den
Juden auch Polen gehörten, streng von den Deutschen zu trennen. Daher sollte
die polnische Bevölkerung ihrer “Eindeutschungsfähigkeit“ gemäß in Gruppen
eingeteilt werden, wobei je nach Prioritätensetzung die (als solche schon
fragwürdigen) Maßstäbe verschieden hoch angesetzt wurden. Im
Herbst 1939 erhielten die in Kulm lebenden Volksdeutschen, die ja bisher
polnische Staatsbürger waren, sog. Volksdeutsche Ausweise. 1940 wurde im
Reichsgau Danzig-Westpreußen dann damit begonnen, die polnische
“Zwischenschicht“, der solche Personen angehörten, deren Vorfahren bereits zur
der Zeit der Teilungen in Westpreußen ansässig waren[121]
und die daher als eindeutschungsfähig galten[122]
(auch “schwebendes Deutschtum“ genannt), zu erfassen. Im Dezember 1940 erfasste
ein entsprechendes Verzeichnis für den Kreis und die Stadt Kulm 34464 Personen,
die dieser “Zwischenschicht“ zugerechnet wurden[123].
Kategorien der Deutschen Volksliste Durch
die Verordnung vom 4. März 1941 und die entsprechenden Ausführungsbestimmungen
vom 13. März 1941 wurde die “Deutsche Volksliste“ (DVL) eingeführt, in der die
deutsche Bevölkerung, in vier Kategorien (Gruppen I, II, III und IV)
unterteilt, aufgenommen werden sollte. In die Gruppe I sollten Volksdeutsche
aufgenommen werden, die sich im sog. Volkstumskampf Verdienste erworben hatten;
in die Gruppe II Volksdeutsche, die das Deutschtum aktiv unterstützt und sich
im September 1939 und danach aktiv zu diesem bekannt haben; zur Gruppe III
sollten Personen mit Verbindung zum Polentum gehören, die vollwertige
Mitglieder der “deutschen Volksgemeinschaft“ werden könnten sowie Kinder aus
“Mischehen“ (Anfang September 1939 gab es derer in Kulm 21) mit einem deutschen
Elternteil; schließlich zur Gruppe IV vollständig polonisierte Personen
deutscher Abstammung. Die den Gruppen I und II angehörenden Personen sollten
sich aktiv am Aufbau des Deutschtums in den dem Reich eingegliederten Gebieten
beteiligen. Sie erhielten die deutsche Staatsangehörigkeit und waren
Reichsbürger und bekamen einen blauen Ausweis. Die in die Gruppen III und IV
aufgenommenen Personen sollten durch entsprechende Umerziehungsmaßnahmen einer
“Wiedereindeutschung“ unterzogen werden. Angehörige der Gruppe III erhielten
lediglich die deutsche Staatsangehörigkeit (grüne Ausweise); die der Gruppe IV
die deutsche Staatsangehörigkeit nur auf Widerruf (rote Ausweise)[124].
Wer nicht in die Deutsche Volksliste aufgenommen wurde, blieb “Pole“ und
erhielt die Rechtsstellung eines “Schutzangehörigen des Reiches“. Kategorisierung der Bevölkerung Kulms Für
die entsprechend durchzuführende Aussonderung und Einteilung der Bevölkerung
wurden Zweigstellen der Deutschen Volksliste eingerichtet, die jeweils für
einen Kreis zuständig waren. Diesen Zweigstellen gehörten der Landrat als
Vorsitzender, der Kreisleiter, der Leiter des Kreissiedlungsreferates[125],
der Bevollmächtigte des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD sowie Vertreter
der Volksdeutschen an. Am
20. April besuchte Gauleiter Forster Kulm, um sich über den Stand der
bevölkerungspolitischen Maßnahmen und die Einführung der DVL zu informieren.
Bis Februar 1942 war die Einschreibung in die DVL mehr oder weniger freiwillig.
Infolge eines Aufrufes Forsters vom 22. Februar 1942, in dem er alle, die
keinen Antrag auf Aufnahme in die DVL stellten, als Feinde des Deutschen Volkes
bezeichnete, übten die Behörden unter Androhung schärfster Sanktionen wie die
Einweisung in ein Konzentrationslager auf die Bevölkerung Druck aus, sich in
die DVL aufnehmen zu lassen. In Kulm ordneten die Okkupationsbehörden an, dass
in der Zeit vom 4. bis 13. März 1942 in der Dienststelle der NSDAP-Ortsgruppe
Anträge auf Aufnahme in die DVL zu stellen seien. Vor die Alternative gestellt,
bei einer Verweigerung der Antragsstellung Repressionen ausgesetzt zu sein und
eine weitgehend rechtlose Stellung als “Schutzangehöriger“ zu haben oder als
“Deutscher“ einigermaßen geschützt zu sein, kam es nun zu einer massenhaften
Antragstellung, wobei allerdings nicht alle Antragsteller in die DVL
aufgenommen wurden. Im Gegensatz zu anderen dem Reich angeschlossenen Gebieten
wurde angesichts des Willens Forsters, möglichst bald die “Eindeutschung“
seines Reichsgaues vermelden zu können, das Antragsverfahren stark vereinfacht.
So ist aus Thorn bekannt, dass dortige Antragsteller weder Geburtsurkunden noch
andere Dokumente vorweisen, sondern lediglich folgenden Formulartext
unterschreiben mussten: “Ich stelle für mich sowie für meine Familie den Antrag
auf Eintragung in die Deutsche Volksliste. Zu meiner Familie gehören: ...
(Personen bis 21 Jahren).“ [126]
Nur
ein geringer Teil der polnischen Bevölkerung lehnte die Antragstellung ab;
vereinzelt wurde die Aufnahme in die DVL im nachhinein zurückgewiesen. So gab
im Mai 1942 der Kulmer Wac³aw Dydok dem Landrat seinen Ausweis, der ihn als
Deutschen der Gruppe III auswies, mitsamt seinem Einberufungsbefehl zur
Wehrmacht zurück. Hierfür wurde er zum Tode verurteilt.
Gruppe
I: 5450 Personen Gruppe
II: 2243 Personen Gruppe
III: 23186 Personen Gruppe
IV: 9 Personen Von
den 23195 Personen der Gruppen III und IV wohnten mindestens 5500 Einwohner im
Stadtgebiet Kulm. Für Ende 1944 kann der Anteil der in die Gruppen III und IV
eingetragenen Polen aus Kulm auf etwa 80% geschätzt werden; 95% der Einwohner
Kulms sollen nach anderen Angaben in die Gruppen II und III aufgenommen worden
sein. Mit
der Aufnahme in die DVL unterlag die männliche Bevölkerung ab der Gruppe III
dem Wehrdienst, so dass Ende 1942 im Kreis Kulm 5800 Polen wehrpflichtig waren,
von denen bis zu diesem Zeitpunkt bereits 2200 einberufen worden waren. Von
diesen waren bis zu diesem Zeitpunkt drei desertiert. F.
Lebensbedingungen der polnischen Bevölkerung
Im
Folgenden soll versucht werden, ein Bild von den Bedingungen, unter denen die
Bevölkerung lebte und die ihr “Alltagsleben“ während der Okkupation bestimmten,
zu vermitteln[127]. Hierbei
sollte bedacht werden, dass frühestens zur Jahreswende 1942/43 nach der
verlorenen “Schlacht um Stalingrad“ bei den Kulmern die Hoffnung aufkommen
konnte, dass die Okkupation irgendwann ein Ende haben würde. 1.
Verbot der
polnischen Sprache
Bereits
unmittelbar nach der Einnahme Kulms begannen die Behörden, Maßnahmen zur
Eliminierung der polnischen Kultur und Sprache einzuleiten. Neben dem Verbot
polnischer Organisationen und der Beschlagnahme ihres Vermögens am 9. September[128]
wurde am 11. September 1939 angeordnet, polnische Schilder und Aufschriften zu
entfernen und durch deutschsprachige zu ersetzen. Alle polnischen Bibliotheken
wurden geschlossen und die Bücher zu Altpapier verarbeitet. Die Stadt Che³mno
hieß von nun an amtlich Kulm, Straßen wurden entsprechend umbenannt.
Schrittweise wird der Gebrauch der polnischen Sprache verboten; eine
entsprechende Verordnung ergeht etwa zur Jahreswende 1939/40. Mit welchem
Nachdruck dieses Verbot durchgesetzt wurde, zeigt sich darin, dass zum Beispiel
am Abend des 17. August 1940 unter der Beteiligung von zehn SS-Männern eine
Polizeiaktion durchgeführt wurde, bei der Polnisch sprechende Personen
ergriffen werden sollten und in deren Folge 26 Polen zu einer Geldstrafe
verurteilt wurden. Auch in anderen Fällen sind Polen wegen des Gebrauches ihrer
Muttersprache zu Geld- oder sogar zu Haftstrafen verurteilt worden. In einem
Bericht der Schutzpolizei vom 25. Februar 1942 heißt es: “Nunmehr wird auch in
den hiesigen Geschäften und Lokalen durch Plakathinweis der Gebrauch der
deutschen Sprache gefordert und auch durchgeführt. [...] Dabei wurde
beobachtet, dass die Polen beim Nahen der Beamten und auch der uniformierten
Parteiangehörigen sich der deutschen Sprache bedienen oder ganz und gar
schweigen“. Im August 1942 beklagt Ortsgruppenleiter Kassischke, dass
Mitglieder der städtischen Feuerwehr in der Öffentlichkeit Polnisch gesprochen
hätten. Für den gleichen Monat ist belegt, dass zehn Personen wegen des
Gebrauches der polnischen Sprache bestraft worden sind. 2.
Schulwesen
In
logischer Konsequenz zum Verbot der polnischen Sprache wurden die Schulen
geschlossen und die polnischen Lehrer entlassen. Mit Einführung der
Schulpflicht am 22. September 1939 für alle Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren
richtete die Schulverwaltung unter ihrem Leiter Arndt deutsche Schulen ein. Als
erste wurde am 6. Oktober 1939 eine Volksschule geöffnet, später zwei weitere.
Mangels ausreichender Deutschkenntnisse wurden die polnischen Kinder bis zum 8.
September 1941 in separaten Klassen unterrichtet. Im
August 1941 gab es in Kulm drei Grundschulen. Die Grundschule Nr. 1
(Schulleiter Scholle) in der Schulstraße 12 war für Jungen bestimmt; in ihr
wurden von sechs Lehrern zwölf Klassen unterrichtet. Die Grundschule Nr. 2
(Schulstraße 6, Schulleiter Bunk) besuchten Mädchen. Es waren hier sieben
Lehrer für 15 Klassen beschäftigt. Die koedukative Grundschule Nr. 3
(Schulleiter Hoffmann), an der zwölf Lehrer unterrichteten, bestand aus 20
Klassen, wobei hiervon sechs für deutsche Kinder bestimmt waren. Am 8.
September 1941 fand eine Umstrukturierung der Grundschulen statt. Die
Grundschule Nr. 1 war von nun an für polnische Jungen bestimmt. Sie wurde im
Oktober 1941 von 841 Schülern in 19 Klassen besucht. Die Grundschule Nr. 2
wurde die Schule für deutsche Kinder (248 Kinder in sieben Klassen) und die
Grundschule Nr. 3 Schule für 952 polnische Schülerinnen, die in 18 Klassen
unterrichtet wurden. Durch die massenhafte Aufnahme in die DVL veränderte sich
- statistisch gesehen - das Verhältnis von “deutschen“ und polnischen Kindern
im Frühjahr 1942 erheblich. Die
Hermann-Löns-Oberschule war nur deutschen Jugendlichen zugänglich. Unter dem
Schulleiter Noack unterrichteten im Oktober 1941 sieben Lehrer 124 Schüler. Es
wurden in Kulm auch eine Hauptschule und eine Berufsschule eingerichtet. Die
erhoffte “Eindeutschung“ der polnischen Kinder durch den schulischen Unterricht
blieb wohl hinter den Erwartungen der Machthaber zurück. So rügte Bürgermeister
Buchwald am 1. Oktober 1942, dass die Hälfte der polnischen Schüler,
eingeschlossen die der Gruppe III der DVL angehörenden, dem Appell zur Mithilfe
bei der Kartoffelernte nur mäßig nachgekommen seien und es ihnen noch am wahren
“deutschen Geist“ mangele. 3.
Arbeitsbedingungen
Für
Polen, die nicht Deutsche im Sinne der DVL waren, bestand Arbeitspflicht. Am
12. September 1939 weist der “Beauftragte des Chefs der Zivilverwaltung für den
Kreis Kulm“ Lange unter Strafandrohung alle nicht arbeitenden Männer und Frauen
im Alter von 14 bis 65 Jahren an, sich in der Zeit vom 13. bis 15. September
auf dem Arbeitsamt registrieren zu lassen, das über eventuelle Befreiungen von
der Arbeitspflicht entscheidet. Die Einhaltung der Arbeitspflicht wird in den
folgenden Jahren von der Polizei überwacht. Bei einer Aktion im Oktober 1941
werden beispielsweise etwa 50 Personen, die sich der Arbeitspflicht entzogen
hatten, dem Arbeitsamt zugeführt. Die Arbeitsbedingungen waren für Polen
schlechter als für Deutsche. So verdienten am 1. Dezember 1939 polnische
Arbeitnehmer 30% weniger als vergleichbare deutsche Beschäftigte. 4.
Versorgung mit Konsumgütern
und Wohnsituation
Auch
bei der Versorgung mit Konsumgütern waren Polen gegenüber Deutschen
benachteiligt. Die bereits im September 1939 einsetzende Rationierung von
Konsumgütern erstreckte sich ab dem 20. November 1939 auch auf Fleisch
(wöchentliche Zuteilung für eine Person: 0,75 kg), Backwaren (2 kg Brot),
Butter (0,5 kg), Milch und Tabakwaren (fünf Zigaretten und zwei Zigarren). Zwar
wurde diese Rationierung 1940 abgeschafft, die Menge der zu kaufenden Güter war
aber dennoch nicht ausreichend, so dass zum Beispiel am 3. Juni 1940 auf der
Grundlage einer Verordnung des Regierungspräsidenten verfügt wurde, dass
zwischen 8.00 und 10.00 Uhr sowie zwischen 14.00 und 15.00 Uhr nur Deutsche in
den Kulmer Lebensmittelgeschäften und Fleischereien einkaufen dürfen. Polen war
in dieser Zeit der Zutritt unter der Androhung einer Geldstrafe bis zu 150 Mark
oder eines dreitägigen Arrestes verboten[129].
Die
Rationierungen wurden Anfang 1941 wieder eingeführt und betrafen neben
Lebensmitteln auch Bekleidung, Schuhe und Heizmaterial. Schokolade und Orangen
konnten Polen überhaupt nicht erwerben, darüber hinaus wurden sie bei
Sonderzuteilungen übergangen. Selbst rationierte Güter waren nicht in ausreichender
Menge vorhanden, so dass zum Beispiel im Winter 1940/41 eine Unterversorgung
mit Kohle dazu führte, dass viele Familien noch nicht einmal warme Mahlzeiten
zubereiten konnten. In einem Schreiben vom 21. November 1940 beklagt Buchwald,
dass dadurch die Arbeitsleistung der polnischen Bevölkerung sinke und
Brennmaterial durch Diebstähle beschafft werde. Auch bei der Zuteilung von
Kleidung und Schuhen kam es zu erheblichen Engpässen. Durch
den Zuzug von Deutschen und die damit verbundenen Zwangseinquartierungen
verschlechterte sich auch die allgemeine Wohnsituation. Hierzu trug auch bei,
dass während des gesamten Okkupationszeit der Wohnungsbau in Kulm zum
Stillstand kam. 5.
Beschlagnahme von Vermögen und
Verwaltung der Betriebe
Bereits
ab dem 8. September 1939 wurde polnisches staatliches und privates Vermögen in
einem erheblichen Umfang beschlagnahmt, so alle sieben Banken und die Kulmer
Sparkasse, staatliche Gebäude sowie wirtschaftliche, genossenschaftliche und
kulturelle Einrichtungen; des Weiteren Wohnungen sowie Geschäfte und
handwerkliche Betriebe. Den beschlagnahmten Besitz erhielten vor allem
ortsansässige Deutsche. Im September 1939 wurde eine sog. Treuhänderkommission[130]
eingerichtet, die darüber bestimmte, was mit dem beschlagnahmten Vermögen geschehen
soll und die die Treuhänder für die Verwaltung einsetzte. Hierbei spielten auch
die Entscheidungen des Kreisleiters sowie der Spitzen von Polizei und
Verwaltung im Kreis eine Rolle. Bis zum 11. September war die Beschlagnahme des
Vermögens jüdischer Bürger abgeschlossen und jüdische Geschäfte geschlossen,
die sodann von Treuhändern übernommen werden sollten. Der
Gesamtwert des in Kulm konfiszierten Vermögens kann nur schwer geschätzt
werden. So betrug das Vermögen der Stadt Kulm bei der Beschlagnahme 8,5 Mio.
Reichsmark. Im Mai 1943 wurde aus dem Verkauf beschlagnahmter Waren und Möbeln
ein Erlös von 33600 Reichsmark erzielt. Im
September 1939 musste die polnische Bevölkerung bei der Schutzpolizei alle
Radios abliefern, wobei die so erhaltenen 339 Geräte den Behörden, der
Wehrmacht, der Partei, Schulen sowie deutschen Privatpersonen zugeteilt wurden.
Auch Kraftfahrzeuge, Fahrräder und Fotoapparate wurden beschlagnahmt. Einer
Kulmer Familie wurden ihre Brieftauben sowie eine Fliegerarmbanduhr abgenommen;
den polnischen Hebammen Wanda Rorowska und Franciszka Nowakowa “aus
volkstumspolitischen Gründen“[131]
die Ausübung ihrer Berufes untersagt und die entsprechenden Instrumente
konfisziert. Polnische
Industriebetriebe, Handwerksbetriebe und Geschäfte sowie die städtischen
Grundstücke wurden der Grundstücksgesellschaft der Haupttreuhandstelle Ost
m.b.H., die im Oktober 1939 zur Verwaltung beschlagnahmten Vermögens gegründet
wurde, mit Sitz in Thorn zugeordnet, die in Kulm eine Niederlassung betrieb.
Diese setzte bei Bedarf kommissarische Verwalter oder Treuhänder ein. An
größeren Betrieben bestanden in Kulm drei Fabriken für die Produktion von
Fassringen; die der Gebr. Fitzermann mit etwa 160 Beschäftigten, der Betrieb
Günter Lehmanns mit etwa 90 Arbeitnehmern und die Fassreifenfabrik Karl
Juhnkes. Des Weiteren gab es neben der Landmaschinenfabrik der Gebr. Bunn die
“Unia“ mit 77 Beschäftigten. Die Betriebe Józef Chmurzyñski und Hans Thies
verarbeiteten Gemüse. Ferner existieren zwei Ziegeleien (die “Saturn“ beschäftigte
52 Personen), eine Molkerei, eine Fabrik für Zementplatten, eine Mälzerei und
vier Schmieden. Ein Teil dieser Betriebe produzierte für den Bedarf der
Wehrmacht. Während
die größeren polnischen Betriebe von Treuhändern geleitet wurden, wurden kleinere
Betriebe mangels für die Übernahme geeigneter Deutscher oft weiterhin von ihren
polnischen Inhabern weitergeführt. So blieb die Mehrzahl der Handwerksbetriebe
in den Händen der polnischen Eigentümer. G.
Polnischer Widerstand gegen die Okkupanten
Neben
der Bildung von Widerstandsorganisationen gab es Formen des “alltäglichen“
Widerstandes, durch die Polen ihre Ablehnung gegen die deutschen Besatzer zum
Ausdruck brachten und sich hierdurch der Gefahr schwerer Sanktionen aussetzten.
1.
Alltäglicher Widerstand
In
einem Polizeibericht vom 28. Oktober 1941 zeigt sich eine Form dieses
solidarischen Widerstandes: “Es kommt immer noch vor, dass die polnischen
Verkäufer und Verkäuferinnen die deutsche und volksdeutsche Frau
benachteiligen, indem sie Mangelware für ihre polnischen Bekannten und Freunde
zurücklegen oder durch Zuflüstern den Polen den Zeitpunkt des Eintreffens der
Ware mitteilen.“ Ein anderes Beispiel sind die Versuche von Kulmern, den
englischen Kriegsgefangenen Hilfe zukommen zu lassen[132],
obwohl die Kontaktaufnahme verboten war. Im Oktober 1940 wurde ein Kulmer wegen
des Versuches, den Kriegsgefangenen ein Paket zu übergeben, der Gestapo in
Thorn überstellt. Im gleichen Monat wurden Janina Talaska und Wanda Spich für
die Übergabe von Äpfeln, 13 Zigaretten und einer Mundharmonika zu 25 Tagen
Gefängnis verurteilt. Belegt sind noch die Verhaftung von zwei weiteren Kulmer
Bürgern wegen der Kontaktaufnahme mit den britischen Kriegsgefangenen. In
den Berichten der Behörden finden sich eine Reihe von Beispiele für “Vergehen“,
die von den Okkupanten verfolgt wurden: Wegen “staatsfeindlicher Tätigkeit“
wurde im Januar 1941 der Lehrer Bruno Diesing verhaftet und der Gestapo in
Thron überstellt. Im April des gleichen Jahres nahm die Polizei eine Ärztin und
eine Zahnarzthelferin fest, die einem polnischen Offizier Unterschlupf gewährt
hatten, und übergaben sie der Gestapo. Aus den nur unvollständig erhaltenen
Berichten der örtlichen Schutzpolizei und des Bürgermeisters geht hervor, dass
von November 1940 bis Dezember 1941 in Kulm 28 Personen aus politischen
Gründen, acht wegen Sabotage und 61 Personen verhaftet wurden, weil sie sich
weigerten, die ihnen zugewiesene Arbeit auszuüben. 2.
Organisierter Widerstand
Im
Gebiet des Kreises Kulm bildeten sich verschiedene konspirative
Widerstandsorganisationen, über deren Tätigkeit wenig bekannt ist. Ihr Wirken
kann aber als eher beschränkt und wenig intensiv bezeichnet werden. In
Kulm bestand eine Gruppe des Bundes des bewaffneten Kampfes - Heimatarmee
(Zwi¹zek Walki Zbronej-Armia Krajowa), die organisatorisch der Abteilung in
Graudenz unterstand. Unter
der Führung von Tadeusz Cieplik bildeten sich in Kulm die “Grauen Reihen“
(Szare Szeregi), die aus fünf Pfadfindergruppen bestanden[133].
Am 7. Mai 1943 wurden im Zuge einer Gestapo-Aktion Mitglieder dieser
Organisation u.a. auch in Kulm verhaftet. Tadeusz Cieplik wurde ins KZ Stutthof
eingewiesen; er überlebte. Unter
der Führung von Piotr Adamowicz und seiner Stellvertreter, Franciszek Wo¿ny und Antoni Dera, bildete sich im Kreis Kulm eine
etwa 30 Mitglieder starke Organisation “Polen lebt“ (Polska ¯yje). Die
aus dem Kreis Kulm kommenden Teodor Neumann, Alojzy Szwedowski, Maria Kaube und
Brunon Kulka schlossen sich der Organisation Rota an, die Anfang 1940 in
Graudenz von dem 18-jährigen Tadeusz Kaube gegründet worden ist. In
Kulm bestand auch eine Gruppe der Organisation Grunwald. Die
größte Bedeutung unter den regionalen Widerstandsorganisationen kam der
Widerstandsarmee (Polska Armia Powstania - PAP) zu, die am 6. Januar 1940 in
Thorn gegründet wurde. Gebietskommandant im Kreis Kulm war Alfons Klementowski,
sein Stellvertreter Józef Kulas und sein Adjutant Leon Nowacki[134].
Die Tätigkeit der PAP bestand in der Vorbereitung des bewaffneten Widerstandes
und in der Durchführung von Aufklärungs- und Sabotageaktionen. Im August 1943
wurden viele Mitglieder der PAP von der Gestapo verhaftet und die Mehrzahl von
ihnen in Konzentrationslager verbracht. H. Befreiung Kulms In
der zweiten Hälfte des Jahres 1944 wurde die Bevölkerung zu Erdarbeiten
herangezogen, die militärischen Verteidigungsmaßnahmen dienen sollten. Ein Plan
zur Evakuierung der gesamten Bevölkerung des Kreises Kulm wurde nicht
verwirklicht. Lediglich die deutsche Bevölkerung begann gegen Ende des Jahres
1944 vor der herannahenden Roten Armee nach Westen zu fliehen. Am 25. Januar
1945 verließen die Angehörigen der Besatzungsbehörden überstürzt die Stadt,
durchziehende Einheiten der Wehrmacht brannten auf dem Rückzug die Brauerei, das
Krankenhaus und das Kasino an der alten Kaserne nieder. Auch der Bahnhof wurde
zerstört. Am 27. Januar erreichten die ersten Einheiten der Sowjetarmee den
Kreis Kulm. Mit
der Befreiung von der nationalsozialistischen Okkupation beginnt die Ära des
Kommunismus in Polen, die erst mit der Demokratisierung 1989 beendet werden
wird, sowie das Leiden der dort verbliebenen deutschen Bevölkerung, die, sofern
sie nicht sofort vertrieben wird, bis zur Aussiedlung aus den Gebieten des
östlich von Oder und Neiße neu entstandenen polnischen Staates in den ersten
Nachkriegsjahren zur Zwangsarbeit verpflichtet oder in Arbeitslager eingewiesen
wird[135].
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München/Berlin 1989 Tietze,
Gerhard: Die letzten Jahre der evangelischen Kirchengemeinden Kulms (Dezember
1935 bis Januar 1945), in: Henatsch, Horand (Hrsg.) Kulm an der Weichsel. Stadt
und Land im Wechsel der Geschichte - 1232 - 1982 Bremervörde 1982 [SUB] Für
eine intensivere Beschäftigung mit dem Aufsatzthema ist bei jedem Werk, das ich
aus der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen entliehen habe, der
Vermerk [SUB] zu finden. Bücher mit dem Vermerk [SBC] stammen aus der
Stadtbibliothek in Che³mno. [1] vgl. Jacobmeyer in Klessmann, September 1939, S. 19 [2] vgl. Hoensch, S. 279 [3] Rasmus, S. 283; nach Sziling in Biskup, Dzieje Che³mna, 2. Auflage 1987, wird die Stadt Kulm am 5.09. besetzt; in der 1. Auflage 1968 ist als Datum der 6.09. genannt. [4] so der Gaupropagandaleiter Diewerge, Der neue Reichsgau Danzig-Westpreußen, S. 10 [5] poln. powiat [6] poln. obszar dworski [7] Bahr, Wahlen ... vom 19. Januar 1919 im Landkreis Kulm, S. 146 [8] so die Deutsche Vereinigung unter dem Vorsitz des Landwirtes Blenkle aus Brzozowo, der 700 Mitglieder starke Landbund Weichselgau unter der Leitung des Fabrikanten Henatsch aus Unis³aw, der Brandschaden-Unterstützungsverein mit 600 Mitgliedern und die Deutsche Volksbank [9] vgl. Tietze, Die letzten Jahre der ev. Kirchengemeinden Kulms [10] Kammern des polnischen Parlaments [11] Bojarska, Eksterminacja ... w powiecie Che³mno nad Wis³¹, S. 128 ff [12] vgl. hierzu Rasmus, Pommerellen. Westpreußen 1919-1939, insbesondere Teil A [13] in Biskup, Dzieje Che³mna, S. 308 f [14] S. 309: “Po 1933 r. widaæ wœród ludnoœci niemieckiej zamieszkuj¹cej w Che³mnie szybki proces recepcji pogl¹dów faszystowskich.“ [15] Tietze, Die letzten Jahre der ev. Kirchengemeinden Kulms, S. 211; aus einer Anmerkung bei Rasmus (S. 187 Anmerk. 526) ist erkennbar, dass Pastor Tietze dem Nationalsozialismus offenbar ablehnend gegenüberstand. Als Tietze im September 1939 nach seiner Teilnahme am “Verschleppungsmarsch“ nach Warschau für tot erklärt wurde, beschlagnahmte der Kulmer Kreisleiter der NSDAP das Eigentum der ev. Kirchengemeinde und äußerte: “Wie gut, dass dieser Pfaffe nicht mehr zurückkommt!“ [16] vgl. hierzu unten II D 1 [17] Diese Angabe über Blenkle steht im Widerspruch zu den Untersuchungen von Bojarska, die Blenkle nicht unter den Mitgliedern des “Rates“ aufführt und auch ansonsten Blenkle im Zusammenhang mit dem Selbstschutz nicht erwähnt. [18] Anmerkung des Verfassers: Es zeigt sich bei der Lektüre der Publikationen polnischer Historiker, dass diese teilweise - offensichtlich mit Rücksicht auf die damalige “Staatsideologie“ in der Volksrepublik - in ihren Bewertungen geschichtlicher Ereignisse von politischen Intensionen geleitet wurden, wobei der Wert der inhaltlichen Forschung aber nicht anzuzweifeln ist. Neuere ab 1989 entstandene Arbeiten polnischer Historiker berücksichtigen auch bisher in Polen nur wenig beachtete Aspekte der deutsch-polnischen Geschichte. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang aber auch, dass andererseits viele deutsche Autoren, die sich mit der deutsch-polnischen Geschichte befassen, einen sehr einseitigen, oftmals verzerrenden, Eindruck von den tatsächlichen Ereignissen vermitteln. So auch das einzige mir bekannte deutschsprachige Buch über Kulm in der hier behandelten Zeit (Henatsch, Horand (Hrsg.): Kulm an der Weichsel. Stadt und Land im Wechsel der Geschichte. 1232 - 1982; Bremervörde 1982). [19] Jacobmeyer in: Klessmann, September 1939, S. 18 [20] Hoensch, S. 280 [21] Anmerkung des Verfassers: Die Darstellung der Übergriffe auf die deutsche Minderheit sowie die der nationalsozialistische Besatzungspolitik in einer Publikation bewirkt zwangsläufig eine Gegenüberstellung von “deutschen Opfern“ mit “polnischen Opfern“, wodurch der Eindruck entstehen könnte, hier würde “Leid gegen Leid“ aufgerechnet. Daher möchte ich ausdrücklich betonen, dass es mir nicht darum geht, den NS-Terror zu relativieren. Vielmehr möchte ich durch eine kurze Beschreibung der Übergriffe auf die deutsche Minderheit und ihrer Bewertung Anhaltspunkte dafür geben, wieso hinsichtlich der Ereignisse in Polen im Jahr 1939 völlig verschiedene Sichtweisen bestehen können. Die Kenntnis dieser Thematik ist meiner Auffassung nach auch wichtig, um die Haltung der ehemaligen deutschen Einwohner Pommerellens, insbesondere der nach 1945 in entsprechenden Verbänden organisierten, nachvollziehen und bewerten zu können. [22] Rasmus, S. 81 f [23] Rasmus, S. 84 [24] Rasmus, S. 89 ff [25] Rasmus, S. 95 [26] Der Marburger Historiker Hugo Rasmus wurde 1925 in Bromberg geboren und verbrachte dort seine Jugend. Er gehört dem Bund der Vertriebenen an. Sein in diesem Aufsatz verarbeitetes Buch wurde in Polen teilweise mit Zustimmung aufgenommen (vgl. Rezension von W. Standkowski in Rocznik Gdañski, S. 218 ff). Vor kurzem, am 6. April 1996, veröffentlichte er in der Regionalausgabe der Gazeta Wyborcza einen Beitrag über die Geschichte der Deutschen in Bromberg. Dieser Beitrag stieß allerdings nicht nur auf positive Kritik (vgl. Regionalausgabe der Gazeta Wyborcza vom 11.04.96). [27] zu den Verhaftungen und “Verschleppungsmärschen“ vgl. Rasmus, S. 112 ff [28] Dem sei die Auffassung des polnischen Historikers Kazimierz Leszczyñski zum Vergleich gegenübergestellt:: “Hinsichtlich der Verluste der deutschen Minderheit während der Hitleraggression auf Polen muss angemerkt werden, dass als Ergebnis der Kriegsereignisse, insbesondere durch Artilleriebeschuss und Luftangriffe, sowohl Menschen aus der polnischen als auch aus der deutschen Zivilbevölkerung starben. Als Folge der umstürzlerischen und diversionistischen Tätigkeit der Geheimorganisationen der deutschen Minderheit war die polnische Regierung gezwungen, manche Volksdeutschen anzuweisen, ihren Wohnort zu verlassen und sich ins Innere Polens zu begeben, oder sie aus den Grenzregionen zu internieren und in Gebiete Zentralpolens zu evakuieren. Es muss daran erinnert werden, dass diese Evakuierung sich einige Tage vor und in den ersten Tagen während der Aggression ereignete, also in einer schwierigen Lage hinsichtlich der Transportmöglichkeiten und wegen der Kriegsumstände, besonders wegen der Angriffe der Luftwaffe, was auch Verluste verursachte.“ (Dzia³alnoœæ ..., S. 30) [29] Rasmus, S. 118 [30] Rasmus, S. 123 [31] Rasmus, S. 128 [32] Rasmus, S. 283 [33] Majer, S. 333 f [34] Majer, S. 334 f [35] Jastrzêbski/Sziling, S. 46 [36] Jastrzêbski/Sziling, S. 47 [37] Jastrzêbski/Sziling, S. 48 ff [38] Jastrzêbski/Sziling, S. 51 [39] im Regierungsbezirk Bromberg die Stadtkreise Bromberg und Thorn (Toruñ) sowie die Landkreise Bromberg, Kulm, Zempelburg (Sêpólno), Schwetz (Œwiecie), Thorn, Tuchel (Tuchola), Wirsitz (Wyrzysk). Regierungsbezirk Danzig: Stadtkreise Elbing (Elbl¹g), Danzig, Gdingen/Gotenhafen (Gdynia), Zoppot (Sopot) und die Landkreise Konitz, Elbing, Danzig-Land, Karthaus (Kartuzy), Berent (Koœcierzyna), Stargard (Starogard Gd.), Dirschau (Tczew), Neustadt (Wejherowo), Großes Werder (Wielkie ¯u³awy). Regierungsbezirk Marienwerder: Stadtkreis Graudenz (Grudzi¹dz) und die Landkreise Strassburg (Brodnica), Marienwerder, Leipe (Lipno), Marienburg (Malbork), Rosenberg (Nowe Miasto), Rippin (Rypin), Rosenberg (Susz), Stuhm (Sztum), Briesen (W¹brzeŸno) [40] Jastrzêbski/Sziling, S. 51 f [41] eine Kurzbiographie findet sich bei Wistrich, Robert; Wer war wer im Dritten Reich; Frankfurt/Main 1987 [42] Bojarska, Eksterminacja ... na Pomorzu Gdañskim, S. 47 [43] Jastrzêbski/Sziling, S. 53 [44] Madajczyk, S. 42 [45] Diewerge, Der neue Reichsgau Danzig-Westpreußen, S. 41 f; Madajczyk, S. 42 f [46] Grubno (Amtsvorsteher Rudolf Feldt), Wielkie £unawy (Oskar Weigt), Szynych (Friedrich Toews), Kokocko (Albert Berg), B³oto (Hermann Brandt), Czar¿e (Erwin Harthun), Mózgowina (Albrecht Guetzlaff), Unis³aw (Albrecht), Kie³p (Hermann Blume), Brzozowo (Alfred Schmautz), Lisewo (Anton Resmer), Folgowo (Eugen Hermann), Trzebie³uch (Paul Asmus), D¹brówka (Paul Foerster) [47] Biskup, Dzieje Che³mna, 1. Auflage 1968, S. 323 [48] im Mai 1943 waren 1. Beigeordneter ein gewisser Fischer und 2. Beigeordneter Dr. Hans Krings; Ratsmitglieder waren Gustav Buller, Paul Dzaack, Robert Franz, Fritz Gerusel, Hans Gaude, Franz Kossler, Bruno Leitreiter, Herbert Noack, Johann Thies, Erwin Wegmüller [49] Biskup, Dzieje Che³mna, 1. Auflage 1968, S. 322 [50] Allgemeine Verwaltung, Polizeiverwaltung, Schulverwaltung, Kultur- und Gemeinschaftspflege, Fürsorgeamt, Gesundheitswesen und Volksertüchtigung, Stadtbauamt, Wirtschaftsförderung, Städtische Eigenbetriebe, Haushaltsabteilung und Finanzverwaltung, Stadthauptkasse, Steuerverwaltung, Rechnungsprüfungsamt. Als Leiter dieser Ämter sind namentlich bekannt: Kurt Alscher, Hermann Buschbaum, Karl Kassner, Fritz Malchow, Erich Puhl, Johannes Scheffler, Gustav Schwantz, Gustav Weiss, Hermann Will und Paul Wodtke. [51] Unter Altreich versteht man die Gebiete des Deutschen Reiches vor Beginn des Krieges in Abgrenzung zu den Gebieten besetzter Staaten, die während des Krieges verwaltungsmäßig in das Reichsgebiet eingegliedert wurden. [52] vgl. zum Begriff der Deutschen Volksliste unten Abschnitt II E Die Germanisierungspolitik [53] vgl. Diewerge, S. 38 f [54] sein Stellvertreter war bis April 1941 Otto Andres, dessen Nachfolger wurde Gerhard Seeger [55] Jastrzêbski/Sziling, S. 58 f [56] Jastrzêbski/Sziling, S. 59 ff [57] Biskup, Dzieje Che³mna, 1. Auflage 1968, S. 324 [58] Biskup, Dzieje Che³mna, 1. Auflage 1968, S. 323 f [59] Zellenleiter sind 1941: Ernst Kalweit, Johann Baarz, Seidel, Richard Kottke (Lehrer), Herbert Reiter, Fritz Ring, Paul Schalwicki, Ferdinand Hahn, Fritz Gerusel und Gustav Paul. Blockleiter zu dieser Zeit sind u.a.: Karl Domke, Franz Schillikowski, Herbert Pohl, Erich Ittner, Gustav Mann, Walter Baarz, Willi Ross, Rudolf Klee und Erich Beyer. [60] Bojarska, Eksterminacja ... na Pomorzu Gdañskim, S. 48 f; Madajczyk, S. 44 f; Diewerge, Der neue Reichsgau Danzig-Westpreußen, S. 58 [61] Leszczyñski, S. 26 [62] Leszczyñski, S. 27 [63] vgl. zu den Einsatzgruppen und dem Einsatzkommando 16 unten Abschnitt II D 1 [64] In Kulm waren folgende - sämtliche aus dem Altreich stammende - Polizeibeamte tätig: Adolf Jacobi, August Jurgeleit, Paul Klomfas, Edmund Kruczkowski, Richard Prietzel, Gustav Schaulandt, Erich Schmeling, Heinrich Schwill, Fritz Tews und Bruno Weckener. [65] vgl. Klessmann, September 1939, S. 9 [66] vgl. Skorzyñski, S. 5 [67] ab Mitte Oktober 1939 SS-Sturmbannführer Meisinger [68] Datner, S. 141 [69] Das Einsatzkommando 16 war eine selbstständige Einheit, die auf Anweisung des Chefs der Sicherheitspolizei vom 12. September aufgestellt wurde. Sie bestand anfangs aus etwa 100 Angehörigen der Danziger Gestapo unter Leistung des Danziger Gestapoleiters Dr. Tröger. (Leszczyñski, S. 11) [70] Die Einsatzgruppen gliederten sich in Einsatzkommandos (Datner, S. 136), nach den Angaben von Datner (S. 139) und Leszczynski (S. 12 ff) war die EG 4 in zwei EK aufgeteilt, das EK 1/IV (RegRat SS-Sturmbannführer Helmut Bischoff) und das EK 2/IV. (RegR SS-Sturmbannführer Dr. Walter Hammer); die EG 5 in das EK 1/V. (RegRat Sturmbannführer Dr. Heinz Gräfe), das EK 2/V. (RegRat SS-Sturmbannführer Dr. Robert Schäfe) und das erst am 12.09.39 in Allenstein (Olsztyn) zusammengestellte und ab dem 20.09. eingesetzte EK 3. V. (RegRat SS-Sturmbannführer Dr. Walther Albath) [71] Datner, S. 137 [72] im Sinne der als “Armee“ bezeichneten Organisationseinheiten der Wehrmacht [73] Leszczyñski, S. 11 f [74] Leszczyñski, S. 14; es war aufgeteilt in das Teilkommando Gdingen (Kriminaldirektor Class), das Teilkommando Bromberg (SS-Sturmbannführer Jakob Lölgen) und das Teilkommando Thorn (Kriminalkommisar Leyer). [75] vgl. Leszczyñski, S. 17 und die entsprechenden Dokumente Nr. 11 ff (auch in der Originalsprache Deutsch widergegeben) [76] vgl. zum Selbstschutz Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik, S. 60-62 [77] Sziling gibt den Namen mit “Ragohs“ an. In anderen Quellen, so bei Bojarska und Datner findet sich die Schreibweise “Ragoss“, so dass diese hier verwendet wird. Da der Buchstabe “ß“ im Polnischen “ss“ geschrieben wird, ist es möglich, dass die genaue Schreibweise “Ragoß“ ist. [78] Mitglieder: Ragoss, Gaude, Kohnert, Eva, Reiter, Brünning, Hempel, Hahn, Werwitzke, Blenkle [79] Mitglieder: Feindt, Strobel, Künzle, Ragoss, Huth, Reiss [80] Mitglieder: Reiss, Ragoss, Huth, Feindt, Raabe, Piotrowski, Funk, Pohl, Pohlmann, Hans Kunz(e), Fritz Kunz(e), Wölke, Czerwiñski, Wendel, Wedel, Gustav Leitre(i)ter, Walter Leitre(i)ter, Feldt, Orlikowski, Ross [81] Mitglieder: Willi Beyer, Kurt Beyer, Erich Beyer, Otto Bunn, Walter Bunn, Steffen, Drewner, Orlikowski, Huth, Leitre(i)ter, Rheinberger, Reiss, Georg Altendorf, Theodor Altendorf, Schwichtenberg, Seidel, Schönrock, Wittek, Jungnickel, Kalweit, Herbert Behlau, Heinz Felske [82] in B³oto (Mitglieder: Wolfram, Pansegrau und Mauch), in Dorposz Szlachecki (Lothar Feindt und Hein), in Unis³aw (Müller, Erich Krüger und Ross), in Lisewo (Reiss und Hess) sowie in Nowa Wieœ Che³miñska (Wilhelm Papke, Bruno Wedel, Wilhelm Thiess und Klemp) [83] u.a. Józef Drapczyñski, Mamel, Wildenhein, Komosiñski, Bolt, Lamparczyk, der Kulmer Propst ¯ynda, der Propst aus Ma³e Czyste Drazkowski, Malinowski, Ceglarski, Kêsik, Stêpieñ, Tarasow und Muchowski [84] Bojarska, Eksterminacja ... na Pomorzu Gdañskim, S. 57 [85] An anderer Stelle gibt Sziling die Adresse der Grundschule Nr. 1 mit Schulstraße 12 an. [86] vgl. hierzu unten 3. Die Morde [87] Sziling gibt an, dass die Wehrmacht an Ermordungen im Kreis Kulm beteiligt gewesen sei. Leider finden sich keine näheren Angaben hinsichtlich der Einheit o.ä., die es ermöglichen, diesem Hinweis nachzugehen, weil die Rolle der Wehrmacht und ihre Beteiligung an Verbrechen nach wie vor höchst umstritten ist, und besonders im Jahr 1995 zu lebhaften Diskussionen führte. Vgl. hierzu u.a. das im ZEIT-Verlag erschienene Heft “Gehorsam bis zum Mord? Der verschwiegene Krieg der deutschen Wehrmacht - Fakten, Analysen, Debatte“. [88] ausführlich hierzu Bojarska, Eksterminacja ... w powiecie Che³mno nad Wis³¹ [89] Bojarska, Eksterminacja ... w powiecie Che³mno nad Wis³¹, S. 133 [90] nach Bojarska, Eksterminacja ... w powiecie Che³mno nad Wis³¹, S. 134, sollen von Oktober bis Dezember mehrmals in der Woche Exekutionen stattgefunden haben. Sziling gibt 1968 in Biskup, Dzieje Che³mna, 1. Auflage, als Zeitraum noch den 12. Oktober bis 11. November an. [91]
aus Kulm werden dort
ermordet: die stellvertretenen Bürgermeister von Kulm Feliks Lamparczyk und
Leonhard Luther, der stellvertretene Vorsitzende des Bundes der Veteranen des
Nationalen Aufstandes im Kreis Kulm (Zwi¹zek Weteranów Powstañ Narodowych w
powiecie che³miñskim) Józef Komosiñski, der Kreiskommandent der
Organisation für vormilitärische Ausbildung (komendant powiatowy
Przysposobienia Wojskowego) Józef Bolt, die Beamten Ksawery Arszyñski,
Franciszek Ceglarski, der Direktor des Landesbürgerkomitees (Krajowy Komitet
Obywatelski) Mieczys³aw Moczyñski, der stellvertretene Direktor des
Landesbürgerkomitees W³adys³aw Piekarski, der Leiter des Postamtes Wac³aw
Œwi¹tkiewicz, die Kaufleute Aleksander Bednarski, Jakub Kobierzyñski, Teofil
Kubicki, Pawe³ Muchowski, Alojzy Puczyñski, Adam Stêpieñ, Stanis³aw Œlusarczyk,
die Handwerker Feliks Galiñski, Stanis³aw Kêsik, Franciszek Lechrenfeld, Micha³
Macha³a, Stefan Macha³a, Franciszek Meinhold und Jan Reyski, die Priester
Stanis³aw Jarzêbowski, Henryk Szmelter, Franciszek ¯ynda, die Drucker Bronis³aw
Drabczyñski und Franciszek Malinowski, die Arbeiter Franciszek Fr¹ckowski und
Jan Tomaszewski, der Drogist Brunon Muchowski, der Zahnarzt Jan Nierzwicki, der
Journalist Boles³aw Nêdzielewski, der Fahrer W³adys³aw Rybicki, der Ingenieur
Józef Œwiêch, der Hauptfeldwebel der Polnischen Armee Szymon Weiner sowie
Ludwik Wildenhein, Franciszek Madejski, £ucjan Memel, Franciszek Modzelewski,
Józef Podlasiñski, W³adys³aw Polaszewski und Feliks Szymkowiak. Von der
jüdischen Bevölkerung Kulms werden hingerichtet: Artur Breslauer, Paula
Bukofcer, Berta, Dora und Szmul Cuker, Izydor und Jenny Feibel, Maks und Minna
Feibusch, Selma und Zygfryd Ginzel sowie ihr Sohn, Artur und Jenny Loerenberg,
Frieda Reinfeld, Regina und Szmul Rein. Otto Bunn sagte 1947
aus, dass mindestens 12 Geistliche bei Klammer erschossen wurden; nach einer
anderen Zeugenaussage fast alle in Kulm inhaftierten Priester aus den Kreisen
Kulm und Graudenz. [92] Sziling in Biskup, Dzieje Che³mna, 1. Auflage 1968, S. 314 [93] Okrêgowa Komisja Badania Zbrodni Niemieckich [94] Nach Bojarska, Eksterminacja ... w powiecie Che³mno nad Wis³¹, S. 134, gab es dort vier Sammelgräber sowie im umliegenden Wald eine Reihe von Einzelgräbern, die bis 1965 noch nicht alle gefunden worden waren. [95] Hans Huth, Paul Welke, Willi Czerwinski, Heinz Kunz, Fritz Kunz, Eva, Raabe, Pohl, Gustav Leitreiter, Walter Leitreiter, Fritz Wedel, Werner Reiss, Feldt, Neumann, Hinz, Rynkielski, Heinz Wendel, Gerhard Orlikowski, Willi Rose und Dr. Pohlmann. [96] u.a. die Ehepaare Rutkowski und Gaczkowski aus Nowa Wieœ, am 24. Oktober der Landwirt Laser aus Klamry sowie die ebenfalls aus Klamry kommenden Michal Palaszewski, Marciszewski, Tarkowski und Wierzbowski. [97] erkannt wurden Wilhelm Thies, Weidel, Marquardt und Papke [98] Leszczyñski, Eskterminajca...,S. 121 [99] erkannt wurden (Datner, S. 510): Marks aus Kie³pio, Friedrich Feind, Klawiter und Wandel [100] vgl. die eine Darstellung der Ereignisse und eine Bewertung des Geschichtsschreibung zum “Bromberger Blutsonntag“ enthaltende (in deutscher Übersetzung vorliegende) Arbeit von W³odzimierz Jastrzêbski, Der Bromberger Blutsonntag. Legende und Wirklichkeit. Poznañ 1990 [101] Nach Leszczyñski, Eskterminajca...,S. 121, wurden die Leichen am 18. August 1944 ausgegraben und verbrannt. [102] Leszczyñski, Eskterminajca..., S. 121, gibt die Zahl der Opfer mit 400 an. [103] Bekannt ist die Beteiligung von Artur Feindt aus Dorposz Szlachecki, Albert Strobert aus Zakrzewo, Erich Krüger und Ross aus Unis³aw sowie die von Albrecht v. Alvenslebenm [104] Amtsbezeichnung für einen Verwaltungsleiter in einer Landgemeinde [105] Müller und Krüger [106] Allerdings wurde Klein nach einigen Tagen erneut abgeholt und zunächst nach Thorn gebracht und später ins KZ Oranienburg-Sachsenhausen eingeliefert, das er überlebte. [107] Bojarska, Eksterminacja ... na Pomorzu Gdañskim, S.107 [108] Er wurde von den örtlichen Selbstschutz-Männern Schön, Scharfke und Renz festgenommen. [109] Erschossen wurden (Datner, S. 539): der Kaufmann Jan M¹ka (geb. 1908), der Kaufmann Jan Porzyñski (41 Jahre), Antoni Beyger (geb. 1897), der Gärtner W³adys³aw Zamorski (geb. 1907) und das Ehepaar Bronis³aw Tobolewski (geb. 1907) und Anna Tobolewska (geb. 1900) [110] An den Tötungen in D¹browa Che³miñska nahmen teil (Datner, S. 540): Erich Bettinger, Udo Bublitz, Wilhelm Dreyer, Max Kukuck, Artur Gorr, Adolf Otto, Hugo Schön, Paul Weckmüller und Bubi Wegner [111] Zygfryd Bieñkowski (22 Jahre), Antoni Janowski (27), Józef Nowak (36), Feliks Rzemek (43) und Jan Wigieñka (34) [112] Ermordet wurden u.a. der Kaufmann Stefan Skowron aus Robakowo sowie sein 15jähriger Sohn Heliodor, die Frau des Arbeiters Kalatowski [113] u.a. der Propst Augustyn £ebiñski, der Vikar Edmund Klebba, der Tierarzt Walenty Rosiñski, alle aus Lisewo [114] Bei Datner (S. 307) finden sich genauere Informationen: Demnach sind in vier Ortschaften in der Gemeinde Robakowo am 9. September von der Gestapo getötet worden. So in Paparzyn Anna Kulikowska (34 Jahre), in Gorzuchowo die Landwirte Jan Grajkowski (44), W³adys³aw Oskroba (45) und Walerian Wiœniewski, in Robakowo der Kaufmann Stefan Skowron (38) und dessen Sohn Heliodor Skowron (15); in Wa³dowo Szlacheckie die Arbeiter Józef Jeliñski (25), Stanis³aw Lewandowski (35), Stanis³aw Sarnowski (30) und Andrzej Snaps (38). An den Tötungen beteiligt waren: Maj, Menter und Ragoss-Werning [115] Beteiligt waren u.a. Reiss und Hess aus Lisewo. [116] Józef Modliborski, Franciszek Werdanski, Piotr Trykowski, Wincenty Strzy¿ewski und Czes³aw Modrzyñski [117] So der Lehrer Edward Lisewski aus Dubielno, der vom 2. November bis Mitte Dezember 1939 in Kulm inhaftiert war. [118] Rasmus, S. 153 [119] Majer, S. 337 f erwähnt, daß von NS-Stellen oft das “polenfreundliche Verhalten“ von Volksdeutschen bemängelt wird. Sie zitiert einen Bericht des Regierungspräsidenten in Litzmannstadt (£ódŸ) vom 11.09.43: “ (...) leider erweisen sich hierbei gewisse Teile des hiesigen eingesessenen Deutschtums als nicht so charakterfest, wie man dies nach nunmehr vierjähriger deutscher Herrschaft in diesem Raum erwarten sollte. Die Erziehungsarbeit der NSDAP ist in dieser Beziehung zur Behebung der Schwierigkeiten angesetzt...“ [120] Durch die 1772, 1775 und 1795 vollzogenen sog. Polnischen Teilungen verleibten sich Russland, Preußen und Österreich das polnische Staatsgebiet ein. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde diese Aufteilung Polens bestätigt. Das russische Teilungsgebiet, für das sich die Bezeichnung “Kongresspolen“ einbürgerte, war somit im Verhältnis zum von Preußen vereinnahmten Westpreußen bis zur Wiederentstehung des polnischen Staates nach Ende des Ersten Weltkrieges Ausland. Zu den polnischen Teilungen vgl. Müller, Die Teilungen Polens: 1772, 1773, 1795, München 1984 [121] Sziling, Jan in: Toruñ dawny i dzisiejszy, S. 506 [122] In einem Schreiben des Bürgermeisters vom 24. September 1942 heißt es hierzu: “Der verbleibende Teil der Bevölkerung (nach Abschiebung der aus Kongresspolen stammenden Personen, Anm. A. Prause) der Stadt Kulm ist der Abstammung nach überwiegend westpreußisch und sitzt schon seit Jahrzehnten, des öfteren auch schon durch 5-6 Generationen in diesem Gebiet, wobei es nicht ausblieb, daß es oft zu einer Mischung mit polnischem Blut kam.“ [123] vgl. Diewerge, Der neue Reichsgau Danzig-Westpreußen, S. 17 [124] vgl. zur Deutschen Volksliste Madajczyk, S. 458 [125] Die genaue deutsche Bezeichnung konnte ich bisher nicht herausfinden (poln. powiatowy referat narodowoœci) [126] Sziling, Jan in: Toruñ dawny i dzisiejszy, S. 509 [127]
Beispielhaft für die Haltung der Besatzer gegenüber der Bevölkerung ist
folgende öffentliche Bekanntmachung der Polizeiverwalters in Thorn vom 27.
Oktober, die hier in Auszügen im Wortlaut wiedergegeben wird: “Um
dem frechen Verhalten eines Teiles der polnischen Bevölkerung Einhalt zu
gebieten, ordne ich an: 1.
Polnische Einwohner beiderseitigen Geschlechts haben vor den Repräsentanten der
Deutschen Macht, insoweit sie durch Uniform oder Armbinde kenntlich gemacht
sind, auf den Gehwegen auszuweichen. Die Straße gehört den Siegern und nicht
den Besiegten. 2.
Die polnischen Einwohner männlichen Geschlechts haben vor den führenden
Persönlichkeiten von Staat, Partei und Wehrmacht den Hut zu ziehen. 3.
Der Deutsche Gruss durch Erheben der rechten Hand und der “Heil-Hitler“-Gruss
sind für Polen verboten. 4. In
den Geschäften und auf Märkten sind die Vertreter der Deutschen Macht sowie
ihre Angehörigen und die Volksdeutschen zuerst zu bedienen. Erst nach ihnen
kommen die Besiegten daran. (...) Wer deutsche Frauen und Mädchen belästigt
oder anspricht, wird exemplarisch bestraft. 8.
Polnische Frauenzimmer, die deutsche Volksgenossen ansprechen oder belästigen,
werden Bordellen zugeführt. (...) Sollten Polen, die noch nicht erkannt haben, dass sie die Besiegten und wir die Sieger sind, gegen obige Bestimmungen handeln, setzen sie sich allerschärfster Bestrafung aus.“ (entnommen aus Biskup, Torun dawny i dzisiejszy, S. 492) [128] Sziling, Jan in: Torun dawny i dzisiejszy, S. 514 [129] Sziling, Jan in: Torun dawny i dzisiejszy, S. 512 [130] An den Sitzungen der Treuhänderkommission nahmen u.a. teil: Brüning, Oskar Reiss, Ernst Wedel, Karl Buchwald und Dr. Ernst Hempel [131] Diewerge, Der neue Reichsgau Danzig-Westpreußen, S. 75 [132] In einem Bericht der Schutzpolizei vom 7. Oktober 1940 heißt es: “Am 12.9.40 trafen in Kulm die ersten 50 Kriegsgefangenen (Engländer) ein. Von der polnischen Bevölkerung wurde der Lagerplatz in den ersten Tagen stark belaufen und den Gefangenen trotz energischen Einschreitens der Bewachungsmannschaften Geschenke (Zigaretten, Bonbons, Brot, Wurst usw.) zugeworfen. Durch Polizeistreifen wurde diesem Treiben Einhalt geboten.“ [133] Mitglieder waren u.a.: Pawe³ G³owacki, Józef Jab³oñski, Alfons Klementowski, Florian Kuczyñski und Feliks Zaporowicz [134] Weitere Angehörige der PAP aus dem Kreis Kulm waren: Franciszek Felzmann, Leon Zacharek, Adolf Rogalski, Kosicki, Alojzy Wolnikowski, Józef Ptach, Bronis³aw Raincz, Stanis³aw Mastalarek und Leon Hofmann. [135] Zu den Lebensbedingungen der Deutschen in der Nachkriegszeit vgl. Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße, Band I/2, Dokumente Nr. 249-251. Diese Dokumente enthalten Erlebnisberichte von Deutschen aus dem Kreis Kulm bis zu ihrer Ausweisung im Jahr 1949. |