Mit ihren vielen Parkanlagen und naturbelassenen Flächen wie dem zum großen Teil waldähnlichen Słowacki-Park oder den ufernahen Bereichen an der Weichsel ist Chełmno eine sehr grüne Kleinstadt.
Wer gerne Pilze sucht, eine Wanderung unternehmen, sich mit Nordic Walking fit halten, im Wald laufen oder reiten will, der findet unmittelbar am östlichen Stadtrand ein ausgedehntes Waldgebiet, das zwar nur ein bis drei Kilometern schmal ist, sich aber über eine Länge von immerhin rund 12 km im Ost-West-Richtung erstreckt. Es ist abwechslungsreich, stellenweise hügelig und wird von vielen Waldwegen durchzogen. Es liegt im Zuständigkeitsbereich der Revierförstereien Chełmno und Łunawy. Die Wälder in Polen, auch die im Landkreis Chełmno, sind ganz überwiegend Eigentum des Staates und werden von der Staatlichen Forstverwaltung (Lasy Państwowe) bewirtschaftet.
In den Staatsforst östlich von Chełmno gelangt man von der Kernstadt aus am einfachsten über die Ulica Łunawska, die am Ortsausgang in eine asphaltierte Kreisstraße übergeht. Bis zum Ortsausgang ist ein Gehweg vorhanden. An diesen schließt sich ein im Frühjahr 2022 fertiggestellter, etwa 1,7 km langer, Fuß-/Radweg (genauer Verlauf) an, der am Waldrand nach Osten führt, so dass man zu Fuß oder auf dem Rad nicht mehr die relativ stark befahrene Kreisstraße nutzen muss. So kann man vom Stadtgebiet aus bequem und sicher mehrere Zugänge zum Staatsforst erreichen.
Vor nicht allzu langer Zeit hat die Forstverwaltung für Autofahrer ca. 5 km von Chełmno entfernt eine Parkmöglichkeit geschaffen. Dieser kleine Waldparkplatz („Miejsce Postoju Klamry“), den Sie auf dem Foto sehen, ist in der folgenden Karte eingezeichnet. Die Zufahrt erfolgt von Norden über die Kreisstraße.
Bitte beachten Sie, dass es in Polen verboten ist, Fahrzeuge im Wald an Stellen zu parken, die nicht ausdrücklich als Parkplatz ausgewiesen sind.
Ab und an sieht man auch Mountainbikefahrer im Staatsforst, die sich von den an vielen Stellen sandigen Waldwegen nicht abschrecken lassen. Eine Besonderheit stellt ein ausgewiesener Reitweg mit mehreren Zugängen dar. Die 2014 aufgestellten Hinweistafeln sind an einigen Stellen zwar nicht mehr vorhanden, man erkennt aber an Bäumen noch gut die orangen Markierungen, die Reitern den Weg weisen. Rein rechtlich darf man mit Pferden nur diese Wege nutzen, in der Praxis sind Reiter aber auch ganzjährig auf anderen Strecken unterwegs.
Das Waldgebiet östlich von Chełmno war nach dem deutschen Überfall auf Polen im Herbst 1939 Schauplatz schrecklicher Verbrechen. In der Nähe eines Forts aus preußischer Zeit haben die Deutschen im Oktober und November 1939 Massenerschießungen begangen. Nähere Informationen über diese Morde finden Sie im Beitrag Klamry – Gedenkstätte für NS-Verbrechen. Diesem Artikel können Sie auf einer Karte die genaue Lage der Gedenkstätte entnehmen.
Mit dieser Gedenkstätte verbunden ist ein Denkmal, das auf einem Hügel neben der von Chełmno durch die Ortschaft Klamry Richtung Grudziądz führenden Kreisstraße steht. Am Fuße dieses Hügels befindet sich ein provisorischer Parkplatz. Dieser wird von Besuchern der tiefer im Wald gelegenen Gedenkstätte für die von Deutschen während des Zweiten Weltkriegs ermordeten Opfer genutzt.
Das bereits erwähnte Fort westlich der Gedenkstätte ist ein sog. Infanteriestützpunkt aus dem Jahr 1903. Etwas von ihm entfernt liegt noch der Infanterie-Untertreteraum Schwedenschanze (UR4) aus den Jahren 1906/07. Diese Anlagen waren Teil der vor über 100 Jahren zur preußischen Zeit entstandenen „Festung Culm“. Diese sollte den Weichselübergang nördlich der Stadt schützen. Dort verkehrte in Friedenszeiten eine Fähre. Für den Kriegsfall war die Schaffung einer Pontonbrücke geplant.
Die einzelnen Objekte der Festung Culm sind in einem Radius von ca. sechs bis sieben Kilometer südlich und östlich der Stadt errichtet worden. Das Fort (Infanteriestützpunkt) wird heute von einem Verein als Schießstand genutzt, ist umzäunt und nicht zugänglich. Von außen besichtigen kann man den Infanterie-Untertreteraum, jedoch ist der schmale Weg, der zu ihm führt, im Sommer stark zugewachsen.
Der Staatsforst bietet Wanderern, Nordic Walkern und Läufern zahlreiche Möglichkeiten. Die folgende Karte zeigt eine meiner Laufstrecken. Ihr Verlauf ist im Gelände gut zu erkennen. Manche Wegabschnitte weisen ein gewisses Gefälle mit Höhenunterschieden von bis zu 40 m auf. Der Zustand der Wege, die an vielen Stellen sandig sind, ist stark von der Jahreszeit, der Feuchtigkeit und den Forstarbeiten, die in den letzten Jahren sehr intensiv sind und dem Waldgebiet leider einen Teil seines Reizes genommen haben, abhängig.
Tipp: Zur Orientierung im Wald, nicht nur im Raum Chełmno, hilfreich sind die detailreichen Online-Karten der Staatlichen Forstverwaltung unter https://bdl.lasy.gov.pl/portal/mapy, auf denen man fast alle begehbaren Waldwege findet. Auch eine Android-App mit Bestimmung des eigenen Standorts per GPS gibt es.
Die Wälder in Polen sind in sog. Abteilungen (Jagen) unterteilt. Die entsprechenden Nummern kann man im Notfall mit der App gut ermitteln. Sie sind im Gelände auch auf weißen Steinen markiert. Falls die Navigation mit Smartphone oder ausgedruckter Karten nicht klappt und Sie sich im Staatsforst östlich von Chełmno verlaufen sollten, ist der beste Ausweg, in Richtung Norden zu gehen, bis Sie auf die asphaltierte Kreisstraße stoßen.
Welche Regeln sollte und muss man in Polen während eines Aufenthalts im Wald beachten? An dieser Stelle möchte ich für Sie als Urlauber die wichtigsten Vorschriften zusammenfassen. Bei manchen Verstößen gegen das landesweit geltende Waldgesetz aus dem Jahr 1991 drohen nämlich empfindliche Bußgelder.
Wenn Sie mit einem Auto, Motorrad oder anderem mit einem Motor betriebenen Fahrzeug unterwegs sind, dürfen Sie im Wald nur öffentliche Straßen oder solche Waldwege nutzen, die durch ein entsprechendes Schild ausdrücklich für den allgemeinen Fahrzeugverkehr freigegeben worden sind. Als Beispiel sehen Sie hier das Foto eines Schildes mit der Aufschrift „DROGA UDOSTĘPIONA DLA RUCHU KOŁOWEGO”, das von der Forstverwaltung in der Revierförsterei Chełmno aufgestellt worden ist. Dieses Schild gestattet die Durchfahrt mit dem Auto, wobei man an jeder weiteren Abzweigung auf weitere Gebots- bzw. Verbotsschilder achten muss. Grundsätzlich gilt, dass das Befahren jedes Waldweges verboten ist (also auch dann, wenn es keine Schranke oder ein Verbotsschild gibt), es sei denn, dass er durch eine entsprechende Beschilderung ausdrücklich für die Allgemeinheit freigegeben worden ist.
Eine zweite wichtige Regel für Autofahrer betrifft das Abstellen eines Kraftfahrzeugs. Parken darf man im Wald nur auf ausgeschilderten Parkplätzen. Der Staatsforst östlich von Chełmno wird forstwirtschaftlich intensiv genutzt und man sollte daran denken, dass breite Forstfahrzeuge (aber auch Feuerwehr und Rettungswagen bei Unglücksfällen) mehr Platz benötigen als normale PKW, um an abgestellten Fahrzeugen vorbeizukommen.
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad gibt es grundsätzlich keine Beschränkungen, sofern Sie auf den Waldwegen bleiben. Das Reiten hingegen ist nur auf ausgewiesenen Reitwegen zulässig, die im Staatsforst östlich von Chełmno 2014 mit orangefarbenen Symbolen an Bäumen markiert worden sind.
Denken Sie bitte daran, dass Sie im Wald und in einer Entfernung von 100 m zum Waldrand grundsätzlich kein Feuer entfachen dürfen, es sei denn, es handelt sich um eine ausdrücklich dafür vorgesehene Stelle oder Sie haben eine Erlaubnis vom Forstamt erhalten. Auch das Zelten im Wald ist nur an entsprechend ausgewiesenen Orten gestattet, die es östlich von Chełmno meines Wissens nicht gibt.
Im Frühjahr 2022 ist im Staatsforst östlich von Chełmno ein kleiner Waldrastplatz, der zweite nach der Sitzmöglichkeit am oben beschriebenen Parkplatz, eingerichtet worden. Der neue überdachte Tisch mit Sitzbänken befindet sich an einem der nördlichen Zugänge zum Wald (genaue Lage – Google Maps).
Grundsätzlich ist in Polen der Zugang zu Wäldern jedermann jederzeit erlaubt, es sei denn, es handelt sich um einen speziell geschützten und entsprechend ausgeschilderten Bereich oder eine (eingezäunte) Schonung. Möglich sind auch vorübergehende Sperrungen wegen einer bevorstehenden oder laufenden Jagd. Pilze, Heidel- und Erdbeeren darf man für den Eigenbedarf grundsätzlich ohne Beschränkungen sammeln.
Im Staatsforst östlich von Chełmno sind Waldwege manchmal aufgrund von Forstarbeiten gesperrt. Verbotsschilder mit der Aufschrift „ZAKAZ WSTĘPU” („Zutritt verboten”) werden jedoch oft nur aus einer Richtung angebracht, so dass man tagsüber mitunter ungewollt in einen Gefahrenbereich (Baumfällarbeiten, Holztransport) geraten kann. Deshalb sollte man auf Kettensägen- und Fahrzeuggeräusche achten, um solche Bereiche weiträumig zu umgehen.
Allgemeine Zutrittsverbote können die Forstämter u.a. auch nach schweren Stürmen oder bei extremer Waldbrandgefahr anordnen. Hier finden Sie eine Karte der staatlichen Forstverwaltung, in denen die jeweiligen Flächen, in denen das Betreten der Wälder vorübergehend nicht erlaubt ist, gelb bzw. rot markiert sind: https://zakazywstepu.bdl.lasy.gov.pl/zakazy/
Eine wichtige, wenn auch leider oft missachtete, Regelung sollten Hundehalter beachten: Hunde müssen in polnischen Wäldern ganzjährig angeleint werden!
Zum Abschluss noch eine Reihe von Fotos, die seit 2013 zu unterschiedlichen Jahreszeiten im Staatsforst im Bereich der Revierförstereien Chełmno und Łunawy entstanden sind:
Beitrag ergänzt am 26. Mai 2022.