Gedenktafel für Johannes Paul II.

Im April 2005 bildete das Graudenzer Tor einen Ort des stillen Gebets für den verstorbenen Heiligen Vater, an dem die Einwohner der Stadt ihre Trauer durch das Aufstellen von Grablichtern zum Ausdruck brachten. Das folgende Foto stammt vom 8. April 2005.

Am 16. Oktober 2007 enthüllten Bürgermeister Mariusz Kędzierski und Zbigniew Walkowiak, der Pfarrer der Mariengemeinde, eben an dieser Stelle eine Gedenktafel mit der Aufschrift Gott verlangt von uns keine Dinge, die uns über den Kopf wachsen zur Erinnerung an den polnischen Papst. Sie befindet sich links des Torbogens auf der Ostseite des mittelalterlichen Stadttores.

Gedenktafel für Papst Johannes Paul II. am Graudenzer Tor in Chełmno

Gedenktafel für Kurt Schumacher

Auf einer Veranstaltung des Gesprächskreises Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung am 24. und 25. November 1992 in Cottbus berichtete Karl-Wilhelm Lange, der damalige Stadtdirektor von Hannoversch Münden, über die Anbringung der Gedenktafel am Geburtshaus Kurt Schumachers sowie die Aufnahme erster Kontakte seiner Stadt mit Chelmno/Culm.

Auszug aus seinem Referat:

(…) Mit meinem Vortrag möchte ich über eine jener beispielhaften polnisch/deutschen-deutsch/polnischen Partnerschaften berichten, die im Zeichen der Demokratisierung und des politischen Umbruchs durch die Entscheidungen frei gewählter Räte in Chelmno und in Hann. Münden zustandegekommen sind.

Nach der Revolution, nach der friedlichen Ablösung der kommunistischen Herrschaft in Polen, die auch „die Wende“ in der DDR auslöste und der wir schließlich die Vereinigung der beiden deutschen Nachkriegsstaaten zu einem Volk verdanken, hatten zunächst die Regierungen beider Staaten das Wort. Am 14. November 1989 vereinbarten Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und Bundeskanzler Helmut Kohl in dem Regierungsabkommen über die deutsch-polnischen/polnisch-deutschen Beziehungen unter Ziffer 52, daß in der Heimatstadt des sozialdemokratischen Staatsmannes Kurt Schumacher in Chelmno/Kulm eine Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus angebracht werden solle, die erstmals in der Nachkriegsgeschichte zugleich in polnisch und deutscher Sprache an diesen großen Sohn der Stadt Kulm erinnern sollte, als Symbol dafür, daß dieser große Deutsche Polen, Deutschland und Chelmno gehört.

Am 13. Oktober 1990, also knapp ein Jahr nach dem Abschluß dieses Regierungsabkommens, das einen ganz neuen Abschnitt für die Entwicklung der Beziehungen und der künftigen Zusammenarbeit unserer beiden Völker begründen sollte, wurde in Chelmno am 95. Geburtstag Kurt Schumachers die Tafel an seinem Geburtshaus feierlich enthüllt. Vorangegangen war im gleichen Jahr der Besuch des deutschen Bundespräsidenten in Polen am 2. Mai 1990, und es hatten in Chelmno wie in ganz Polen zum ersten Mal nach über 50 Jahren am 28. Mai 1990 die ersten freien Kommunalwahlen stattgefunden, die auf der Grundlage des Gesetzes über die gemeindliche Selbstverwaltung in Polen vom 8. März 1990 zum ersten Mal die eigenen örtlichen Angelegenheiten wieder frei gewählten Bürgern der Stadt Chelmno in die Hände legte.

Dieser neugewählte Rat, der mit dem heutigen Ratsvorsitzenden Joachim Tchorzewski, mit dem jungen neuen Bürgermeister Piotr Mittelstaedt und seinem Stellvertreter Marek Jeziorski mit Elan an die Arbeit ging, nutzte die neuen Freiheitsrechte und Entscheidungsspielräume dazu aus, ohne – wie in der Vergangenheit – auf die Zustimmung der zentralen Stellen in Warschau und der Parteiinstanzen in Chelmno und Thorun angewiesen zu sein, der Anbringung der Tafel am Geburtshaus Kurt Schumachers zuzustimmen und in direkten Verhandlungen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung die Einzelheiten zu regeln. So kam es zu der bewegenden Veranstaltung am 13. Oktober 1990, die durch den Stadtrat in Chelmno und seine obersten Repräsentanten, durch die Spitzen der Friedrich-Ebert-Stiftung und durch den deutschen Botschafter aus Warschau einen hohen, auch international beachteten Rang erhielt.

Unmittelbar nach dieser Entscheidung, die die Entschlossenheit des Rates der Stadt Chelmno widerspiegelte, die neuen Freiheitsräume der gemeindlichen Selbstverwaltung auch tatsächlich auszuschöpfen, wandten sich im Auftrage des Rates, dessen Vorsitzender Joachim Tchorzewski und Bürgermeister Piotr Mittelstaedt, mit einem Schreiben vom November 1990 an die Stadt Hann. Münden mit der Anfrage, ob wir interessiert seien, partnerschaftliche Kontakte zwischen unseren Städten zu knüpfen.

Als „ehrlicher Makler“ zwischen Chelmno und Hann. Münden erwarb sich bei diesen ersten brieflichen Kontakten unser Freund Peter Schneider aus Dransfeld – einer kleinen Stadt in der Nachbarschaft von Hann. Münden – besondere Verdienste, weil er als Pressesprecher der Friedrich-Ebert-Stiftung die örtlichen Verhältnisse in Chelmno und die Repräsentanten des Rates und der örtlichen Verwaltung kennengelernt hatte und auf entsprechende Anfragen die ihm ebenfalls wohl vertraute Stadt Hann. Münden ins Gespräch gebracht hatte. So kam es zu einem ersten Informationsbesuch einer Delegation aus Chelmno in der Zeit vom 19.-21. Dezember 1990, die Joachim Tchorzewski, Bürgermeister Mittelstaedt und seinen Vertreter Marek Jeziorski im Anschluß an eine kommunalpolitische Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zu einem Besuch nach Hann. Münden führte. Wir – die Verantwortlichen in Hann. Münden – empfanden diese Anregung, diesen Anstoß der Stadt Chelmno und ihre Anfrage als eine außerordentlich glückliche Entwicklung. (…)

(Quelle: Website der Friedrich-Ebert-Stiftung)

Der gemeinsam von Bürgermeister Piotr Mittelstaedt und Annemarie Renger vollzogenen Enthüllung der Gedenktafel am 13. Oktober 1990 ging eine Feierstunde im Rathaus auf dem Markt voraus. Zu den Gästen zählten die Senatoren Stanisław Dembiński und Jan Józef Lipski, der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung Holger Börner, der Leiter der Vertretung der Friedricht-Ebert-Stiftung in Polen Klaus Grimm und der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen Günter Knackstaedt. Jerzy Kałdowski, Direktor des Museums des Culmer Landes, erinnerte an den Werdegang Kurt Schumachers mit besonderem Bezug auf seine Heimat. Ansprachen hielten Annemarie Renger, Holger Börner und Piotr Mittelstaedt. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung im Rathaus mit einem Konzert und der Eröffnung der Ausstellung „Kurt Schumacher aus Culm“.

Quelle bezüglich Verlauf der Feierlichkeiten:
Soborska-Zielińska, Anna: Chełmińskie pomniki i tablice pamiątkowe, Chełmno 2001, S. 162 (Tablica pamiątkowa poświęcona Kurtowi Schumacherowi)

Einen Teil des in diesem Beitrag gezeigten Bildmaterials hat Grzegorz Góra, Betreiber der preisgekrönten Website moje-chelmno.pl, zur Verfügung gestellt.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 17.11.2008]