Pulverturm

Pulverturm in Chełmno Der mit einer Seite an den katholischen Friedhof grenzende Pulverturm war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.

Der Turm wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet und besaß zunächst nur drei Wände, war also zur Stadt hin geöffnet. Im 15. Jahrhundert wurde auch die vierte Wand geschaffen. Das Bauwerk diente als Waffenlager, zur Pulverherstellung und natürlich auch zu Verteidigungszwecken. Später wurde der Pulverturm jedoch vernachlässigt und drohte zu verfallen.

Nach Restaurierungs- und Umbauarbeiten wurde der Turm ab 1977 mehrere Jahre lang als Ausweichquartier für das Regionalmuseum genutzt, den Vorgänger des 1983 gegründeten Museums des Culmer Landes (Muzeum Ziemi Chełmińskiej), das seinen Hauptsitz im historischen Rathaus auf dem Markt hat. Seit 1983 sind im Pulverturm die der Frühgeschichte der Stadt gewidmete archäologische Abteilung des Museums sowie eine bescheidene ethnographische Ausstellung untergebracht.
Pulverturm in Chełmno

Nach Angaben des Museums des Culmer Landes kann der Pulverturm 2021 von Anfang Juni bis Ende September jeweils samstags von 10.30 bis 13.00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt kostet 5,00 PLN. Der Eintritt für Kinder im Alter bis zu sieben Jahren ist frei.

Museum des Culmer Landes (Muzeum Ziemi Chełmińskiej)

Sitz des Museums in Chełmno

Rathaus im September 2018

Das im historischen Rathaus auf dem Marktplatz untergebrachte Museum des Culmer Landes (Muzeum Ziemi Chełmińskiej) bietet die Möglichkeit, die Geschichte der Stadt Culm an der Weichsel (Chełmno nad Wisłą) und ihres Umlandes näher kennenzulernen.

Bereits in der Zwischenkriegszeit wurden von engagierten Bürgern Anstrengungen unternommen, in Culm ein Museum einzurichten.1933 wurde anlässlich des 700. Jahrestags der Stadtgründung eine umfangreiche Ausstellung organisiert. Weitergehende Pläne konnten jedoch nicht realisiert werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Idee, die Stadtgeschichte dauerhaft und anschaulich zu vermitteln, wieder aufgenommen. Federführend war dabei Mag. Jerzy Kałdowski, der an der Spitze der Initiative stand und später der erste Direktor des Museums wurde. Es gelang, zunächst einen Raum im alten Rathaus für eine Ausstellung zu gewinnen, die mit der Zeit wuchs und im Jahr 1964 den Status eines sog. Museumspunkts erhielt. Bis 1975 verfügte dieser Vorgänger des heutigen Museums über zwei Säle auf der Südseite des ersten Stockwerks.

1975 fiel der Beschluss, das Rathaus ausschließlich für museale Zwecke zu nutzen. Siebenjährige Sanierungsarbeiten in diesem historischen Gebäude erzwangen jedoch die vorläufige Verlegung des Museums in den Pulverturm. Zum 750-jährigen Gründungstag der Stadt erhielt es dann seinen endgültigen Standort im Rathaus. Die offizielle Eröffnung des Museums des Culmer Landes fand am 28. Dezember 1983 statt.

Das Museum sammelt vor allem Gegenstände, die mit dem Stadtgebiet und seiner nächsten Umgebung im Zusammenhang stehen. Neben den Dauerausstellungen “Geschichte Culms” und “Dr. Ludwik Rydygier – ein polnischer Chirurg von Weltruf” können auch regelmäßige Sonderausstellungen besucht werden.

Die Dauerexposition “Geschichte Culms” nimmt fünf Säle im ersten Stockwerk ein. Im ersten Raum werden die Geschichte vor der Stadtgründung 1233, die Verleihung des Gründungsprivilegs und die Entwicklung der Stadt im Mittelalter dargestellt. Einen besonderen Eindruck hinterlassen der Gerichtssaal, in dem man Wandgemälde Jan Roszkowskis aus dem 18. Jahrhundert bewundern kann, die thematisch an biblische Gerichtsszenen anknüpfen, sowie eine mit schönen Intarsien versehene Tür im Rokokostil mit der lateinischen Inschrift “Non Quaerit Quae Sua Sunt”. Zu den Exponaten in diesem Saal gehören die “Kriminalistische Praktik” von Jakub Czechowicz, die im Jahre 1769 in Culm herausgegeben wurde, sowie zwei Danziger Editionen der Revision des Culmer Rechts aus dem 18. Jahrhundert.

In einem weiteren Saal ist die Geschichte des Culmer Schulwesens dargestellt, wobei besonders auf die einstige Culmer Akademie (1386-1818) eingegangen wird. Sie war eine bedeutende Bildungseinrichtung. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Nikolaus Kopernikus einer ihrer Schüler war.

Ihre Tradition übernahm das im Jahre 1837 gegründete Culmer Gymnasium, das als Teil des Schulzentrums Nr. 1 noch heute besteht. Auch die Geschichte dieser Schule wird näher dargestellt. Ihre ersten Direktoren waren Karl Richter und Wojciech Łożyński. Zu ihren Abiturienten gehörten Kurt Schumacher sowie die Brüder Franciszek, Maksymilian und Leon Raszeja.

Im einstigen Sommersaal befindet sich eine herrlich bemalte Balkendecke aus dem 17. Jahrhundert. Hier ist eine Sammlung untergebracht, die an das Culmer Druckerhandwerk, örtliche Verleger (Józef Chociszewski, Józef Gółkowski, Ignacy Danielewski, Walenty Fiałek) sowie die in der Stadt tätigen Zünfte und Vereine erinnert.

Die beiden letzten Ausstellungssäle befassen sich mit der geschichtlichen Zäsur der Jahre 1920-1945. Die Exponate aus den Zwischenkriegsjahren spiegeln in besonderer Weise die Zeit wieder, in der Polen seine Unabhängigkeit wieder erlangte, und illustrieren die Tätigkeit verschiedener Vereine sowie der in Culm stationierten Armeeeinheiten. Beschrieben wird natürlich auch die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkriegs.

Im zweiten Stockwerk des Rathauses kann man den Bürgersaal mit herrlichen Stuckarbeiten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert und Keramikbüsten bewundern. Betrachten kann man Portraits verdienter Culmer Bürger, unter anderem von Walenty Fiałek (1852-1932), einem Verleger polnischer Bücher, sowie des berühmten Chirurgen Dr. Ludwik Rydygier (1850-1920).

Ludwik Rydygier ist eine eigene Ausstellung gewidmet. Unter den gezeigten Exponaten befindet sich eine Rarität, nämlich eine im Jahre 1912 in Lemberg herausgegebene Sammlung aller wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Autogramm des Verfassers, die dem Museum von einem Mitglied der Familie Rydygier überlassen worden ist. Interessant sind auch medizinische Geräte und Instrumente aus der Epoche Rydygiers.

Im Museum werden ebenfalls viele Werke des Malers Antoni Piotrowicz gezeigt.

Das Museum des Culmer Landes organisiert regelmäßig zeitlich begrenzte Ausstellungen, die hauptsächlich regionale Themen betreffen oder Gastausstellungen anderer Institutionen bilden.

Im Eingangsbereich des Rathauses ist die städtische Touristeninformation untergebracht. Außerdem findet man hier die Kasse des Museums mit einer Verkaufsstelle für regionalgeschichtliche Publikationen.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 07.12.2007, ergänzt 05.01.2021]