Jungfrauenturm

Der Jungfrauenturm an der ul. 3 Maja ist ein Teil der Stadtbefestigung, der teilweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts rekonstruiert wurde.

Nach seiner Instandsetzung in den Jahren 1986-1988 wurde er für Ausstellungs- und Lagerzwecke des Museums des Culmer Landes verwendet.

Seit 1999 ist die Bastei Sitz der „Culmer Ritterschaft“, eines Vereins, der sich mit der mittelalterlichen Geschichte Culms und besonders mit der Tradition und Kultur der Ritter in dieser Epoche befasst. Die „Culmer Ritterschaft“ beteiligt sich an Wettbewerben und Schaukämpfen, in denen mittelalterliche Schlachten nachgestellt werden. Mit Hilfe des Museums hat die „Culmer Ritterschaft“ den Jungfrauenturm renoviert und ihn für Besucher geöffnet, die dort Nachbildungen von mittelalterlichen Waffen und Fahnen bewundern können.

Stadtmauer und Jungfrauenturm

Blick auf die Ostseite des Jungfrauenturms und ein Stück der Stadtmauer – September 2008

[Erstveröffentlichung des Beitrags: 14.07.2012]

Stadtmauer

Stadtmauer in ChełmnoBis heute ist die die Altstadt von Culm an der Weichsel (Chełmno nad Wisłą) umschließende Wehrmauer mit einer Länge von ungefähr 2270 Metern fast vollständig erhalten geblieben. Die Wehrmauern aus Ziegelsteinen entstanden im 13. und 14. Jahrhundert an der Stelle ursprünglicher Holz- und Erdbefestigungen. Im Jahre 1563 wurden die bestehenden Mauern mit Erlaubnis des Königs Zygmunt August auf die heutige Höhe erweitert.

Eine Auswertung der vorhandenen Quellen aus der Neuzeit, die Marek G. Zieliński vorgenommen hat, zeigt, dass die Stadt regelmäßig erhebliche Mittel aufwenden musste, um die Stadtmauer in einem vertretbaren Zustand zu erhalten. Oft drohte sie einzustürzen, so wie es 1650 an der Sankt-Martins-Kapelle geschah. Fünfzehn Jahre zuvor war der Verbrauch von 12000 Ziegeln für die Reparatur der Wehrmauern vermerkt worden. 1670 stellte man in der Nähe des Graudenzer Tores fest, dass die Stadtmauer instabil geworden war. Notdürftig ließ die Stadt hölzerne Stützen anfertigen, bis die Gelder für eine gründliche Sanierung beisammen waren. 1699 setzte man am Wassertor (Stadttor an der Wasserstraße – ul. Wodna) 21000 Ziegeln ein, weitere umfangreiche Arbeiten erfolgten beispielsweise in den Jahren 1726, 1733 und 1742.

Stadtmauer Ulica Podmurna in Chełmno

Stadtmauer an der Ulica Podmurna im Dezember 2016

Einen ähnlichen Aufwand erforderten die sieben mittelalterlichen Stadttore sowie die rund 30 Basteien und Türme, von denen heute noch 23 teilweise oder vollständig erhalten sind. Auch aus Kostengründen mauerte man im Laufe der Jahrhunderte die weniger wichtigen Stadttore zu, so dass im frühen 18. Jahrhundert nur noch drei tatsächlich genutzt werden konnten. Zwischen 1860 und 1866 brach man die meisten Stadttore ab. Gleiches galt für zwei verhältnismäßig kurze Mauerabschnitte, nämlich zwischen der ul. Rybacka und ul. Rynkowa (also an der Alten Promenade) sowie zwischen dem Graudenzer Tor und der ul. 22 Stycznia.

Stadtmauer in der Nähe der Neuen Promenade im Jahr 2008

Auch in jüngster Zeit waren immer wieder umfangreiche und teure Baumaßnahmen an vielen Abschnitten der Wehrmauer erforderlich, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Solche Maßnahmen bilden auch ein wichtiges Element der noch bis 2014 laufenden planmäßigen Sanierung historischer Bauwerke in der Altstadt. Deshalb ist es möglich, dass Touristen bei ihrem Spaziergang entlang der Stadtmauer auf Absperrungen treffen.

Wer sich von der Mächtigkeit der Stadtmauer beeindrucken lassen möchte, der sollte den Fußweg unmittelbar an der Wehrmauer wählen, der die Parkanlage Neue Promenade mit der ul. Wodna (Wasserstraße) verbindet.

Stadtmauer und Jungfrauenturm

Blick auf die Ostwand des Jungfrauenturms und die Stadtmauer in der Nähe des Spielplatzes an der al. 3 Maja.

Stadtmauer am Thorner Tor in Chełmno

An dieser Stelle stand früher das Thorner Tor. Hinter dem Baum erkennt man die nach dem Abbruch dieses Stadttors im 19. Jahrhundert entstandene Durchfahrt durch die mittelalterliche Wehrmauer.

Die ul. Toruńska (Thorner Straße) bildete damals die wichtigste Verbindung Richtung Süden.

Fotos aus den Jahren 2015 bis 2019:

[Erstveröffentlichung des Beitrags 15.07.2012; ergänzt 05.01.2021]

Mittelalterliche Siedlung

Die Mittelalterliche Siedlung, eine Freifläche zwischen der Dominikanerkirche und der Stadtmauer, hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Veranstaltungsort für sommerliche Events entwickelt. Auf der großen Rasenfläche im Nordosten der Altstadt, die wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte lang den Garten des Dominikanerklosters bildete, wird unter anderem jedes Jahr am 1. Juni der Kindertag gefeiert.

Der Haupteingang liegt an der ul. Kościelna. Außerdem gibt es einen Zugang von der Neuen Promenade aus durch ein Tor in der Stadtmauer.

Pulverturm

Pulverturm in Chełmno Der mit einer Seite an den katholischen Friedhof grenzende Pulverturm war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.

Der Turm wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet und besaß zunächst nur drei Wände, war also zur Stadt hin geöffnet. Im 15. Jahrhundert wurde auch die vierte Wand geschaffen. Das Bauwerk diente als Waffenlager, zur Pulverherstellung und natürlich auch zu Verteidigungszwecken. Später wurde der Pulverturm jedoch vernachlässigt und drohte zu verfallen.

Nach Restaurierungs- und Umbauarbeiten wurde der Turm ab 1977 mehrere Jahre lang als Ausweichquartier für das Regionalmuseum genutzt, den Vorgänger des 1983 gegründeten Museums des Culmer Landes (Muzeum Ziemi Chełmińskiej), das seinen Hauptsitz im historischen Rathaus auf dem Markt hat. Seit 1983 sind im Pulverturm die der Frühgeschichte der Stadt gewidmete archäologische Abteilung des Museums sowie eine bescheidene ethnographische Ausstellung untergebracht.
Pulverturm in Chełmno

Nach Angaben des Museums des Culmer Landes kann der Pulverturm 2021 von Anfang Juni bis Ende September jeweils samstags von 10.30 bis 13.00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt kostet 5,00 PLN. Der Eintritt für Kinder im Alter bis zu sieben Jahren ist frei.

Katholischer Friedhof

Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden Verstorbene in Culm (Chełmno) in oder unmittelbar neben Kirchen beigesetzt. Innerhalb der Stadtmauern gab es unter anderem Friedhöfe an der Franziskanerkirche, der Dominikanerkirche, der Klosterkirche und der Marienkirche. Außerhalb der Wehrmauer erfolgten Bestattungen an der heute nicht mehr vorhandenen Georgskapelle östlich des Graudenzer Tors.

Die preußische Verwaltung strebte, wahrscheinlich um einen besseren Schutz vor Seuchen zu gewährleisten, an, nicht mehr die in der relativ dicht besiedelten Stadt gelegenen Kirchhöfe zu nutzen. Vielmehr sollten außerhalb der Stadtmauer neue Friedhöfe entstehen. Dabei konnte sie sich auf eine eindeutige gesetzliche Regelung berufen, nämlich das im Jahr 1794 erlassene Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten. Dessen elfter Teil mit dem Titel „Von den Rechten und Pflichten der Kirchen und geistlichen Gesellschaften“ bestimmte nämlich im § 184: „In den Kirchen, und in bewohnten Gegenden der Städte, sollen keine Leichen beerdigt werden.“

Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde östlich der heutigen Altstadt, entlang der damaligen Ackerstraße (heute ul. Powstańców Wielkopolskich), ein jüdischer Friedhof angelegt. Bereits 1785 war ganz in der Nähe, nämlich südöstlich des Graudenzer Tors, ein evangelischer Friedhof entstanden.

Katholischer Friedhof in ChełmnoZu dieser Zeit waren jedoch die meisten Menschen in Culm katholischen Glaubens, so dass vor allem für diese Konfession eine Lösung im Sinne der neuen Vorschriften gefunden werden musste. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete am 29. März 1804 an, einen katholischen Friedhof außerhalb der Stadtmauer einzurichten. Daraufhin stellte die Stadt der katholischen Gemeinde einen Geländestreifen entlang der Stadtmauer zwischen Thorner Straße (ul. Toruńska) bis zum Pulverturm zur Verfügung. Die Kosten für die Begradigung der Fläche und die Errichtung einer Umzäunung wurden mit 657 Reichstalern angegeben. Am 13. September 1805 berief Pfarrer Franciszek Weinreich auf Bitten des Magistrats eine Versammlung der Kirchengemeinde ein, um über den zukünftigen Friedhof und die Kostendeckung zu beraten, jedoch blieben konkretere Schritte zunächst aus.Katholischer Friedhof in Chełmno

Infolge der militärischen Niederlage, die das napoleonische Frankreich dem Königreich Preußen zufügte, gehörte Culm ab 1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau, einem napoleonischen Satellitenstaat mit polnischer Administration. Diese richtete am 14. Mai 1809 ein Schreiben an den Magistrat der Stadt und behielt die frühere preußische Anordnung, nämlich Beisetzungen in und an Kirchen in der Stadt einzustellen, bei. Im März 1811 bemühte sich Pfarrer Weinreich bei der Stadt erneut um das anscheinend formell noch nicht übereignete Gelände südwestlich der Stadtmauer in der Nähe der Thorner Straße. Jetzt war er erfolgreich. Der neue Friedhof wurde schließlich 1814 eröffnet. Am 18. Mai des genannten Jahres erging nochmals ein Erlass, der Beisetzungen in den Kirchen und auf den Kirchhöfen verbot.

Katholischer Friedhof in ChełmnoDer Friedhof zwischen dem ehemaligen Thorner Tor und dem heute noch gut erhaltenen Pulverturm war bereits nach 20 Jahren belegt, so dass er erweitert werden musste. 1835 wurde ein Kaufvertrag mit Ludwik und Joanna Pozzesii über ein benachbartes Grundstück westlich des Pulverturms geschlossen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten wurde dieses Rechtsgeschäft jedoch nicht vollzogen. Die Erweiterung des Friedhofs um diese Fläche erfolgte erst 1852, als die neuen Eigentümer, Karol und Szarlota Suthoff, diese der katholischen Kirchengemeinde schenkten. 1877 wurde von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern ein weiteres Grundstück erworben.

Mit einem Aufwand von 5000 Mark wurde 1907 eine Leichenhalle gebaut, die bis heute genutzt wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich an der Böschung unterhalb der Stadtmauer eng nebeneinander errichtete Grabmäler, unter anderem die Ruhestätte der Familie Witt aus dem Jahr 1906 sowie das Familiengrab des Gymnasialdirektors Wojciech Łożyński.

Katholischer Friedhof in ChełmnoWährend des Ersten Weltkriegs wurde erneut eine Erweiterung notwendig, unter anderen aufgrund der behördlichen Anordnung, einen Soldatenfriedhof zu schaffen. Durch einen Grundstückstausch erhielt die Kirchengemeinde eine neue Fläche von der Stadt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Friedhof noch mehrmals vergrößert.

Heute nimmt er fast die gesamte Fläche zwischen der ul. Toruńska und der Stadtmauer ein. Lediglich unmittelbar an der ul. Toruńska befinden sich Grundstücke mit Gebäuden. Das teilweise stark abschüssige Gelände erforderte eine terrassenförmige Anlage des im Westen bis zur ul. Danielewskiego reichenden Friedhofs, die seinen besonderen Reiz ausmacht.

Tagsüber ist das Friedhofsgelände frei zugänglich. Um einen kurzen Rundgang zu unternehmen, betritt man den katholischen Friedhof am besten durch den Haupteingang an der ul. Toruńska, der sich unmittelbar südlich der Stadtmauer befindet. Folgt man nun der Hauptallee, sieht man rechts den ältesten Teil des Friedhofs. Ganz am Ende der Hauptallee wendet man sich nach rechts und nimmt die zur Wehrmauer hinaufführende Treppe. Entweder wirft man nun noch einen Blick auf die Gräber unmittelbar an der Stadtmauer oder betritt durch das Tor in der Stadtmauer in Höhe des südlichen Endes der ul. Klasztorna wieder die Altstadt.

Quelle: Anna Grzeszna-Kozikowska, Chełmińskie Powązki, in: Czas Chełmna vom 24. Oktober 2008, S. 6

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 27.10.2008]

Graudenzer Tor

Graudenzer Tor in ChełmnoDieses Stadttor aus dem 14. Jh., das auch „Grubener Tor“ oder im Polnischen „Törchen“ genannt wurde. Um das Jahr 1620 wurde an dieses eine der Leidenden Mutter Gottes gewidmete Kapelle in Stile der niederländischen Renaissance angebaut. An der Ostwand befindet sich in einer Nische eine Pieta, im Inneren der Kapelle hingegen ein barocker Messtisch. Eine Pieta aus dem 15. Jh. steht auf dem Altar. Ebenso befindet sich in der Kapelle eine Skulptur, die den bekümmerten Christus darstellt. Weiter gibt es ein Ölgemälde aus dem Jahre 1762, das den hl. Jan Kant mit der Stadtansicht von Culm im Hintergrund darstellt.

Weitere Informationen über das Graudenzer Tor sowie die anderen einstigen Stadttore Culms mit vielen Fotos finden Sie auf der Website moje-chelmno.pl.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 08.12.2007]

Seit 2007 ist an der östlichen Seite des Graudenzer Tors eine Gedenktafel für Papst Johannes Paul II. angebracht.