Maksymilian Raszeja (1889-1939)

Bereits 2005 hatte ich die drei aus Chełmno stammenden Brüder Franciszek, Maksymilian und Leon Raszeja vorgestellt. Mehr 80 Jahre nach seiner Ermordung am 20. Oktober 1939 möchte ich an dieser Stelle den Lebensweg des Ältesten der Geschwister, also von Maksymilian Raszeja, etwas ausführlicher beleuchten.

Elternhaus Raszeja am Markt in Chełmno

Geboren wurde Maksymilian Raszeja am 10. März 1889 im seinerzeit preußischen Culm an der Weichsel im direkt neben dem Postamt gelegenen Haus am Markt (heute ul. Rynek 14 mit einer Gedenktafel). Seine Eltern waren Ignacy Raszeja und Julianna, geb. Cichoń. Ignacy Raszeja war als Oberpostschaffner tätig.

Maksymilian Raszeja besuchte als Stipendiat der Gesellschaft für Ausbildungshilfe (Towarzystwo Pomocy Naukowej) das Königliche Katholische Gymnasium zu Culm an der gegenwärtigen ul. Dominikańska 35. Das „Verzeichnis sämtlicher Schüler, die im Schuljahr 1905/06 dem Gymnasium angehört haben“, im Jahresbericht der Schule nennt Raszeja mit seinem eingedeutschten Vornamen „Max“ als Schüler der Unterprima. Im Frühjahr 1907 legte er das Abitur ab. Im Abiturientenverzeichnis einer zum 75. Jahrestag der Schulgründung herausgegebenen Publikation wird er unter der laufenden Nummer 1324 aufgeführt.

Nach der Reifeprüfung besuchte er ab 1907 das Priesterseminar in Pelplin, wo er am 24. März 1912 zum Priester geweiht wurde und danach eine Tätigkeit als Geistlicher in der Danziger Pfarrgemeinde St. Brigitten aufnahm. Nach seinem 1913 in Freiburg im Breisgau fortgesetzten Theologiestudium promovierte er dort am 23. November 1915. Der Titel seiner Doktorarbeit lautete „Die Natur des Arbeitsvertrages als sozialethisches Problem“. Anschließend kehrte er nach Danzig zurück und erteilte unter anderem Religionsunterricht an der Victoria-Schule.

Während des Ersten Weltkriegs diente Raszeja als Militärgeistlicher in der deutschen Armee und kümmerte sich insbesondere in Danzig um Kriegsgefangene polnischer Nationalität. Nach dem Krieg war er ab dem 20. März 1919 Pfarrer in Śliwice bei Tuchola (Tuchel). Dort engagierte er sich auch im politischen und wirtschaftlichen Bereich. So war er unter anderem Direktor der Volksbank und Vorsitzender des Maschinenrings. Zudem gehörte er 1921 dem Kreistag und ab dem 23. Dezember desselben Jahres sogar dem Exekutivorgan des Landkreises an.

Am 6. Dezember 1926 wurde Dr. Maksymilian Raszeja von Bischof Stanisław Okoniewski zum Professor für Moraltheologie ans Pepliner Priesterseminar berufen. Außerdem hielt er dort Vorlesungen über Soziologie. 1928 wurde er Kanoniker. Er verfasste Artikel für kirchliche Zeitschriften und war Mitglied der Wissenschaftsgesellschaft in Toruń (Thorn). Die Fertigstellung eines Lehrbuchs für Soziologie, an dem er viele Jahre arbeitete, gelang ihm nicht mehr.

Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde Raszeja nämlich ab dem 12. September 1939 auf dem Gelände des Priesterseminars in Pelplin drei Wochen lang in einer Einzelzelle inhaftiert. Die Besatzer versuchten vergeblich, ihn durch Misshandlungen zur Preisgabe des Verstecks der Pelpliner Gutenbergbibel, anderer wertvoller Kunstwerke und Archivbestände zu bewegen.

Die Angaben über die Ereignisse unmittelbar vor der Ermordung Raszejas sind in der mir verfügbaren Literatur nicht vollkommen widerspruchsfrei. Ich folge daher im Wesentlichen den detailreichsten Darstellungen von Alojzy Męclewski und Adam Bloch, die um Informationen aus anderen Quellen ergänzt werden.

Die Lage für die in Pelplin tätigen Geistlichen spitzte sich am 20. Oktober 1939 zu, als SS und der sog. Volksdeutsche Selbstschutz alle Mitglieder des Domkapitels sowie die am Priesterseminar und dem Collegium Marianum tätigen Lehrer verhaftete und nur wenige mit dem Leben davonkamen. 16 Priester aus Pelplin und Umgebung wurden ermordet. Maksymilian Raszeja und den anderen Gefangenen wurden persönliche Dokumente, Geldbörsen und Uhren abgenommen. In Dreierreihen wurden die Geistlichen dann in Richtung Starogard getrieben. In einem zwei Kilometer entfernten Wald wurde ihnen befohlen, Gräber auszuheben. Da die Deutschen befürchteten, dass Dritte Zeugen der geplanten Tat werden könnten, mussten die Kanoniker wieder nach Pelplin zurücklaufen und wurden über den Markt der Kleinstadt ins rund 20 km entfernte Tczew (Dirschau) zu einer Kaserne gebracht. Dort wurden sie in einem Keller gefoltert und später hinter der Kaserne erschossen.

Entdeckt wurden ihre sterblichen Überreste am 29. Oktober 1945. Nach der Exhumierung erfolgte am 15. November ihre Bestattung in einem gemeinsamen Grab auf dem Friedhof in Pelplin.

Quellen:

  • Adam Bloch, Śliwicki proboszcz. Maksymilian Raszeja (1889-1939), in: Kociewski Magazyn Regionalny Nr. 4 (31), Tczew 2000, S. 16
  • Wilhelm Gerstenberg, Königliches Katholisches Gymnasium zu Culm. LXVIII. Bericht über das Schuljahr 1905/06, Danzig 1906, S. 19
  • Anna Grzeszna-Kozikowska, Bracia Raszejowie, in: „Czas Chełmna“ 02.04.2004, S. 8
  • Alojzy Męclewski, Pelplińska jesień, in: Kociewski Magazyn Regionalny Nr. 2 (25), Tczew 1999, S. 8 ff
  • Stefan Rafiński, Z dziejów Gimnazjum i Liceum Ogólnokształcącego w Chełmnie, Bydgoszcz 2002, S. 111
  • Dieter Schenk, Albert Forster – gdański namiestnik Hitlera, Gdańsk 2002
  • Anna Soborska-Zielińska, Tablica pamiątkowa poświęcona trzem braciom Raszejom, in: Chełmińskie pomniki i tablice pamiątkowe, Chełmno 2001, S. 151
  • Maria Wardzyńska, Był rok 1939. Operacja niemieckiej policji bezpieczeństwa w Polsce, Warszawa 2009