Der am 23. April 1808 in Culm geborene Wojciech Łożyński spielte als langjähriger Direktor des Königlich Katholischen Gymnasiums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle im politisch-gesellschaftlichen Leben seiner Heimatstadt.
Łożyńskis Vater war Schumacher und schickte seinen Sohn auf das Gymnasium in Braunsberg (poln. Braniewo), wo Wojciech Łożyński 1827 die Abiturprüfung bestand. Danach studierte er bis 1831 in Königsberg (heute Kaliningrad) und Bonn klassische Philologie und promovierte. Nach einem Probejahr in Bonn erhielt er seine erste feste Lehrerstelle am Marien-Gymnasium in Posen (poln. Poznań), an dem er 1832 bis 1837 die Fächer Latein, Griechisch, Polnisch, Geschichte und Geographie unterrichtete.
Nach der Gründung des Königlich Katholischen Gymnasiums in Culm ließ sich Łożyński in seine Heimatstadt versetzen und arbeitete hier unter dem Schulleiter Karl Richter als Oberlehrer für klassische Sprachen und Französisch. Außerdem erteilte er von 1840 bis 1844 Polnischunterricht.
Łożyński war sehr sprachbegabt, beherrschte sieben Sprachen und muss auf die preußische Schulverwaltung in jedweder Hinsicht einen sehr positiven Eindruck gemacht haben. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass gerade er – ein Pole – 1844 Nachfolger Karl Richters wurde, dem vorgeworfen worden war, eine zu starke Polonisierung der Lehranstalt zugelassen zu haben.
38 Jahre lang leitete Wojciech Łożyński, der sich in zeitgenössischen deutschsprachigen Veröffentlichungen auch Adalbert Lozynski nennt, das Culmer Gymnasium. Ihm gelang es, die Balance zwischen der Loyalität gegenüber seinem Dienstherrn, nämlich dem preußischen König, und seinem Engagement für die Förderung der polnischen Kultur und Sprache zu wahren. Während seiner Zeit als Schuldirektor entwickelte sich das Königlich Katholische Gymnasium in Culm nämlich zu einem wissenschaftlichen und kulturellen Zentrum für die polnische Bevölkerung in Westpreußen. Die Lehranstalt wurde gut besucht und der Anteil der polnischstämmigen Schüler war hoch.
Łożyński gehörte viele Jahre lang dem Stadtrat an und setzte sich für den Bau eines neuen Schulgebäudes ein, das schließlich 1865 an der ul. Dominikańska entstand und noch heute dem örtlichen Kopernikus-Gymnasium als Sitz dient. Ihm ist es auch zu verdanken, dass die gleich neben dem neuen Schulgebäude stehende Franziskanerkirche restauriert und ab 1868 als Gymnasialkirche genutzt werden konnte.
Anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums wurde Łożyński Ehrenbürger der Stadt Culm. Am 1. November 1881, ein Jahr vor seiner Pensionierung, feierte er sein 50. Dienstjubiläum als Lehrer und erhielt neben vielen anderen Ehrungen die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn. Nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst wohnte er zusammen mit seinem Enkel Bernard Klein an der ul. Grudziądzka 33. Wojciech Łożyński verstarb am 26. August 1884 in Culm und wurde auf dem katholischen Friedhof bestattet.
Quellen:
- Rafiński, Stefan: Z dziejów Gimnazjum i Liceum Ogólnokształcącego w Chełmnie, Bydgoszcz 2002, S. 85 (Foto Łożyńskis S. 145)
- Rafiński, Stefan: Chełmiński Słownik Biograficzny, Chełmno 2006, S. 111 f.
[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 19.04.2008]