Dominikanerkirche (ehemalige evangelische Pfarrkirche)

Dominikanerkirche (St. Peter und Paul) in ChełmnoDie Dominikanerkirche (St. Peter und Paul) im nordöstlichen Teil der Altstadt an der Ulica Wodna und Ulica Kościelna bildet ein häufiges Ziel deutscher Touristen, die auf den Spuren ihrer Kindheit oder Vorfahren nach Chełmno (Culm) kommen. Vom 1. August 1841 bis zum 21. Januar 1945, als Gerhard Tietze, der letzte protestantische Pastor in Culm, vor seiner Flucht nach Westen noch einen Gottesdienst hielt, diente sie nämlich der evangelischen Gemeinde als Gotteshaus.

Wegen der schnurgeraden Straßenführung in der Altstadt sieht man den markanten Staffelgiebel schon vom westlichsten Ende der Ulica Dominikańska aus.

Die Kirche wurde ab dem 13. Jahrhundert errichtet und bis 1836 von den Dominikanern genutzt, die 1228 in Culm eines der ersten Klöster im Gebiet des heutigen Polens gründeten. Heidenreich, ab 1243 erster Bischof von Culm, soll sich hier ständig aufgehalten haben und wurde schließlich nach seinem Tod 1263 in der Kirche bestattet.

Im Innern ist die Kirche 54,5 m lang und 15,3 m breit. Da sie am Rande eines Hangs steht, besitzt sie solide Fundamente und mächtige Mauern mit einer Stärke von bis zu 1,5 m. Die Westfassade wurde mit einem reichen Staffelgiebel abgeschlossen, der von ihn durchschneidenden waagerechten Blenden und Lisenen (senkrechte, flache Mauerstreifen) belebt wird.

Nördlich der Kirche befanden sich die 1830 abgebrannten Klostergebäude und im Osten der Klostergarten.

Im 17. Jahrhundert wurde das Mittelschiff erhöht und das Nordschiff angebaut. Ein erneuter Umbau erfolgte im Jahr 1898. Das Innere der Kirche prägen die hohen Seitenschiffe mit ihrer unregelmäßigen Breite sowie das Kreuz-Rippen-Gewölbe. Die Kirche besitzt eine bescheidene Ausstattung mit einem Rokokohauptaltar aus dem frühen 18. Jahrhundert. 1880 wurde eine Orgel der Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder installiert.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die ehemalige Dominikanerkirche wieder von katholischen Christen genutzt. Sie gehört zur Pfarrgemeinde St. Marien. Im Laufe der Jahrzehnte wurden verschiedene Sanierungsarbeiten durchgeführt. So wurde 2005 und 2006 das Dach grundlegend erneuert. Seit einigen Jahren wird die Kirche nach einer umfassenden Renovierung ihres Innenbereichs für Konzerte und ähnliche kulturelle Veranstaltungen, u. a. während des populären 9 Hills Festivals, genutzt.

Weitere Informationen über die Dominikanerkirche mit vielen Fotos finden Sie auf der Website moje-chelmno.pl.

So wie auf dem letzten Foto sieht die Dominikanerkirche  „von hinten“, nämlich von Osten, aus.

Im Vordergrund erkennt man einen Teil der Mittelalterlichen Siedlung, die der Allgemeinheit nur während Veranstaltungen zugänglich ist.

Dieses Foto entstand während des Kinderfestes am 1. Juni 2008.

 

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 17.07.2012, ergänzt am 05.01.2021]

Ul. Świętojerska 3 – Musikschule

Musikschule in Chełmno

In diesem – wegen der großen Bäume entlang der anliegenden Straßen schwer zu fotografierenden – Backsteingebäude befindet sich seit 1997 die Staatliche Musikschule in Culm (Chełmno). Unmittelbar daneben liegt das Polizeikommissariat (ul. Świętojerska 5), auf der anderen Seite das Arbeitsamt (ul. Świętojerska 1).

Während der Zwischenkriegsjahre und wohl auch während des Zweiten Weltkriegs (vorübergehend von den deutschen Besatzungsbehörden beschlagnahmt) wurde das Gebäude von der protestantischen Kirchengemeinde, der überwiegend deutschstämmige Einwohner angehörten, als „Evangelisches Vereinshaus“ genutzt.

Gerhard Tietze, von Dezember 1935 bis Januar 1945 letzter Pastor der Kirchengemeinde, erinnert sich in seinem Beitrag Die letzten Jahre der evangelischen Kirchengemeinden Kulms (in: Henatsch Horand (Hrsg.): Kulm an der Weichsel. Stadt und Land im Wechsel der Geschichte 1232-1982, Bremervörde 1982, S. 210):

Die Kulmer Gemeinde besaß in der Nähe des Bahnhofs ein respektables Gebäude, das sogenannte „Ev. Vereinshaus“, von dem Pächterehepaar Fiebig musterhaft geleitet. Hier fanden sich der Männergesangsverein, der Kirchenchor und sonstige Gäste ein. Im ersten Stock gab es Hotelzimmer, im 2. Stock die sogenannte Wanderherberge, wo sich zu meiner Zeit alte Menschen zur Pflege eingemietet hatten. Der Saalbau war nur wenige Jahre alt, faßte etwa 400 Plätze und hatte eine geräumige Bühne.