Gazeta Toruńska 18.09.1921

Antideutsche und antisemitische Ressentiments pflegt der namentlich nicht genannte Verfasser dieser Meldung in der Tageszeitung Gazeta Toruńska vom 18. September 1921. Er begrüßt den anhaltenden Wegzug von Juden und Deutschen aus der Stadt. Es seien nur noch fünf jüdische Kaufleute vorhanden, was – so der Verfasser – „für unser Chełmno noch zu viel ist, aber wir hoffen inständig, dass auch sie bald weggehen werden”. Im August 1921 hätten „Landsleute aus Amerika zwei jüdische Betriebe mit Kaufhäusern gekauft“. Außerdem habe der aus Oberschlesien stammende Pole Albin Gwóźdź das Unternehmen von M. Gelher, „des am meisten gehassten Getreideschiebers und Schützlings des letzten preußischen Landrats“, durch Pacht mit Vorkaufsrecht übernommen.


Die Digitale Bibliothek Kujawien-Pommern, die einen bequemen Zugriff auf regionalgeschichtliche Publikationen gestattet, wächst ständig. Durch die fortlaufende Digitalisierung vieler Tageszeitungen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lassen sich inzwischen viele bruchstückhafte Informationen über das Alltagsleben in Culm (Chełmno) finden, die einzeln gesehen eher unbedeutend sind, zusammengefasst aber interessante Erkenntnisse über gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen liefern können. Derartige historische Zeitungsmeldungen aus bzw. über Culm sind in der Kategorie Chronik abgelegt.

Słowo Pomorskie 6.10.1928

 

  • Am 1. Oktober hat eine Schauspielergruppe des Stadttheaters aus Graudenz (Grudziądz) im Saal des „Schießstandes“ („Strzelnica“) vor relativ wenigen Zuschauern eine Operette von Franz Lehar aufgeführt.
  • Fr. Jeszke verkauft das Haus an der ul. Dominikańska 17 an den Deutschen Gustav Mann. Die Zeitung kommentiert diese Veräußerung so:

    „Diese Tatsache, die die nationalen Interessen schädigt, muss gebrandmarkt werden. Die Bürger werden diese Tat des Herrn Jeszke in Erinnerung behalten.“

  • Die Volksbank (Bank Ludowoy) ist am 1. Oktober vom Haus Markt 8 in das Gebäude Markt 25 neben dem Hotel „Dwór chełmiński“ („Culmer Hof“) umgezogen.

 


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Słowo Pomorskie 30.04.1922

 

  • Landrat Paweł Ossowski hat sich an den Innenminister mit der Bitte gewandt, ihn im Frühherbst von seinem Amt zu entbinden. Der promovierte Jurist möchte wieder den Berufs des Rechtsanwalts ausüben und zu diesem Zweck von Chełmno (Culm) nach Toruń (Thorn) umziehen. Diese Nachricht habe in Stadt und Kreis Bedauern ausgelöst, schreibt die Zeitung, weil man einen „energischen und sich schnell orientierenden“ Beamten verliere. Seine Beweggründe seien nicht bekannt, Ossowski scheine aber anderen Juristen zu folgen, die aus dem Staatsdienst ausscheiden und wieder ihren alten Beruf ausüben wollen.
  • Der neu als Beamter in der Stadtkasse angestellte Teodor Zblewski wurde von einem Offizier, der diesen in einer Konditorei antraf, als Deserteur enttarnt. Zblewski hatte, so die Zeitung, während des polnischen-sowjetischen Kriegs seine Kompanie verraten und sodann als Offizier auf Seiten der Bolschewiken gegen Polen gekämpft.

 


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Słowo Pomorskie 18.05.1922

 

  • Die Feierlichkeiten anlässlich des Verfassungstags am 3. Mai in Chełmno (Culm) fielen nach Angaben der Zeitung „unter Beteiligung einer großen Zahl von Teilnehmern und Abordnungen aus dem Landkreis imposant“ aus. Der Verfassungstag begann mit einer von Pfarrer Dr. Rogala gelesenen Feldmesse. Danach fand ein Umzug von Soldaten und Organisationen statt. Anschließend schüttete man nach einer Ansprache von Prof. Sławuski am Freiheitshügel Erde auf. Nachmittags veranstaltete das Komitee für Leibeserziehung sportliche Wettkämpfe, die neben einem Fußballspiel die Leichtathletikdisziplinen Hochsprung, Weitsprung, Diskuswerfen, Sprint und einen Dauerlauf umfassten. Am Abend hielt Prof. Dziedzic während einer Versammlung im Central-Hotel einen Vortrag und verglich die Verfassung vom 3. Mai 1791 mit der preußischen Verfassung aus der Vorkriegszeit sowie der neuen polnischen Verfassung vom 17. März 1921.
  • Auf Initiative des Kreistags sowie des Verbands zur Verteidigung der Westgebiete wurde am 8. Mai eine der Situation in Oberschlesien gewidmete Versammlung einberufen. Prof. Sławuski hielt einen Vortrag über den deutsch-polnischen Konflikt in dieser Region. Mit Resolutionen und einer Spendensammlung unterstützte man den polnischen Standpunkt.
  • Am 9. Mai hielt sich Ministerpräsident Ponikowski in Chełmno auf. Er wurde feierlich vor dem Landratsamt, vor dem Rathaus und im Magistrat empfangen. Danach besichtigte er die Marienkirche, das Kloster, das Krankenhaus und am längsten das Jungengymnasium, in dem er von Schulleiter Dr. Dziedzic herumgeführt wurde. Mit einem Schiff reiste nach seinem Besuch weiter nach Grudziądz (Graudenz).

 

Anmerkung: Der Hochschullehrer und Politiker Antoni Ponikowski (1878-1949) war vom 19. November 1921 bis 6. Juni 1922 polnischer Ministerpräsident.


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Gazeta Bydgoska 12.07.1922

 

  • Józef Bielecki feiert sein 50-jähriges Betriebsjubiläum in der Fabrik Unia, früher Rudolf Peters. Er arbeitet in dem Werk seit dem 3. Juli 1872.
  • Michał Podlewski hat das Hotel Centralny erworben und modernisiert.
  • Der Stadtrat wählte am 7. Juli in den Magistrat Dr. Bogusławski, F. Idinarski und L. Wildenheim und zum stellvertretenden Bürgermeister Ebłowski.

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