Die Würdigung des Lebenswerks Kurt Schumachers an der ihm gewidmeten Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Culm/Chełmno stellt bei jeder deutsch-polnischen Begegnung auf offizieller Ebene einen wichtigen Programmpunkt dar. So auch zu Beginn der heutigen Feierlichkeiten anlässlich der mittlerweile 20 Jahre bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Chełmno und Hannoversch Münden sowie der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags zwischen Chełmno und der tschechischen Stadt Letovice. Vertreter aus Polen, Tschechien und Deutschland legten am Haus, in dem der junge Kurt Schumacher bis Juni 1912 gewohnt hat, Blumen nieder.
Anschließend zogen die offiziellen Delegationen, Gäste und Einwohner unter Begleitung des örtlichen Spielmannszugs über den Markt zum Gymnasium Nr. 1 in der ulica Szkolna. In der Aula begrüßte Bürgermeister Mariusz Kędzierski die Teilnehmer und fasste mit einer interessanten Präsentation die Höhepunkte der Städtepartnerschaft zwischen Chełmno und Hann. Münden zusammen. Auch zahlreiche Vereine und Schulen aus Chełmno hatten Präsentationen über den Verlauf ihrer partnerschaftlichen Beziehungen während der letzten beiden Jahrzehnte vorbereitet. Aus zeitlichen Gründen musste man sich aber auf die Vorführung eines ausgezeichneten Films des Kopernikus-Gymnasiums (Schulzentrum Nr. 1) über seinen seit 1991 laufenden Schüleraustausch mit dem Grotefend-Gymnasium Münden beschränken. In einem langen Flur vor der Aula hatten der Mündener Kanu-Club und der Kanuclub UKS Nadwiślanin Sokół aus Chełmno eine beeindruckende Ausstellung vorbereitet, die viel Anklang fand.
In zahlreichen Ansprachen wurden während der Feierstunde die Erfolge und Errungenschaften der internationalen Zusammenarbeit gewürdigt, die sich seit vielen Jahren nicht nur auf Deutschland und Polen beschränkt, sondern auch gemeinsame Austauschmaßnahmen mit Kindern und Jugendlichen aus Israel und Frankreich umfasst. Das Wort ergriffen unter anderem Bürgermeister Mariusz Kędzierski aus Chełmno, Bürgermeister Klaus Burhenne aus Hann. Münden, Senator Jan Wyrowiński (stellvertretender Senatspräsident), Frank Stryga vom Stadtjugendring Münden, Landrat Wojciech Bińczyk aus Chełmno, Rainer Münzing vom Mündener Kanu-Club und Altbürgermeister Piotr Mittelstaedt aus Chełmno.
Erinnert wurde dabei unter anderem an die Anfänge der Städtepartnerschaft und an das Engagement der 2008 verstorbenen Dr. h.c. Annemarie Renger, die in der Nachkriegszeit viele Jahre lang Kurt Schumacher bis zu dessen Tod 1952 zur Seite gestanden hatte.
Annemarie Renger war nämlich in besonderer Weise mit Chełmno verbunden. Am 13. Oktober 1990 nahm sie an der Enthüllung der Gedenktafel für Kurt Schumacher teil. Auch in den folgenden Jahren hielt sie intensiven Kontakt mit der Stadt, korrespondierte oft mit dem ersten Bürgermeister der Nachwendezeit, Piotr Mittelstaedt, und unterstützte insbesondere vor zehn Jahren die Entstehung der Europäischen Jugendbegegnungsstätte in Chełmno, die den Namen Kurt Schumachers trägt und deren laufenden Betrieb sie während ihrer letzten Lebensjahre tatkräftig gefördert hat. Annemarie Renger hat damit einen wichtigen Beitrag zur Festigung der deutsch-polnischen Städtepartnerschaft zwischen Chełmno und dem südniedersächsischen Hann. Münden sowie zum Ausbau des internationalen Jugendaustausches geleistet, an dem Jahr für Jahr hunderte Kinder und Jugendliche aus zahlreichen Ländern teilnehmen.
Zum Abschluss der Feierstunde besiegelten die Städte Chełmno und Letovice ihre heute begründete Städtepartnerschaft durch die Unterzeichnung entsprechender Urkunden.