An der Weichsel

Chełmno trägt zwar den Beinamen an der Weichsel, jedoch ist der mächtige Strom ein ganzes Stück von der Altstadt entfernt. Etwa zwei Kilometer muss man vom Markt bis zum Flussufer zurücklegen. Die relativ große Distanz hat den Vorteil, dass man bereits nach einem guten Kilometer in einer ruhigen und grünen Umgebung ist. Gab es vor vielen Jahrzehnten an der Weichsel in Chełmno noch Gastronomie, Badestelle und Fähre, spielt der Uferbereich des Flusses, obwohl er vollständig im Stadtgebiet liegt, heute eine eher untergeordnete Rolle für die Freizeitgestaltung der Einwohner. Wer jedoch Natur und Ruhe liebt, wird an der Weichsel auf seine Kosten kommen.

Im Folgenden möchte ich eine etwa 5,5 km lange Rundstrecke in unmittelbarer Nähe der Stadt vorstellen, die teilweise an der Weichsel entlangführt. Man kann sie sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad zurücklegen, wobei einige Abschnitte unbefestigte Wege bilden. Fast überall gibt es Gehwege und nur sehr mäßigen Autoverkehr.

Ulica Kamionka. Hier folgen wir dem Gehweg auf der linken Seite und gehen geradeaus.

Ausgangspunkt für unseren kurzen Ausflug ist die von der Altstadt hinab ins breite Weichseltal führende Ulica Kamionka, und zwar ihr nördlichster Abschnitt in Höhe der von links und rechts einmündenden Straßen Ulica Kilińskiego und Ulica Podgórna. Aus Richtung Altstadt kommend, benutzen wir den linken (westlichen) Gehweg an der Ulica Kamionka und gehen geradeaus. Bald lassen wir die letzten Häuser hinter uns und sind schon  im Grünen.

Ulica Powiśle

Die Ulica Kamionka geht in die zunächst asphaltierte, später mit Kopfsteinpflaster versehene Ulica Powiśle über. Die Ulica Powiśle ist etwa 900 m lang und bildet die einzige Zufahrtsstraße zu einer Schiffsanlegestelle an der Weichsel. Rechts und links gibt es Zufahrten und Fußwege zu ausgedehnten  Kleingartenanlagen, die seit 1951 im Gebiet zwischen Stadt und Weichsel entstanden sind. Die Kleingärten sind im Sommer wegen des waldähnlichen Parks rechts und links der Straße kaum zu erkennen.

Denkmal an der Ulica Powiśle

Dieser Park an der Ulica Powiśle, den wir durchqueren, war 1927 angelegt worden. Damals befand sich an der Weichsel noch eine Badeanstalt, so dass ein Interesse an gepflegten Fußwegen in Richtung Fluss bestand. Heute fühlt man sich, wenn man dem letzten schnurgeraden Stück der Ulica Powiśle folgt, wie in einem Wald. Fast am Ende dieser Straße sehen wir links ein Denkmal. Gleich danach folgen wir der langgezogenen Linkskurve, die uns auf den Flussdeich führt. In der Kurve, die allmählich in eine Rechtskurve übergeht, sehen wir links Gebäude des örtlichen Kanuvereins.

An dieser Stelle biegen wir nach links ab und folgen dem Flussdeich. Zur Schiffsanlegestelle geht es nach rechts.

Schließlich lichtet sich der Wald und wir erblicken zum ersten Mal die Weichsel. Für unseren Ausflug folgen wir dem Weichseldeich nach links, also nach Westen. Wer sich jedoch dem Flussufer annähern möchte, kann das hier am besten tun und einen kleinen Abstecher zur alten, in Sichtweite liegenden, Schiffsanlege- und Fährstelle machen. Dazu gehen bzw. fahren wir die vom Flussdeich in östliche Richtung nach unten führende Asphaltstraße entlang.

An ihrem Ende erreichen wir die Schiffsanlegestelle, die heute nur noch sporadisch genutzt wird. Wenn man an der Schiffsanlegestelle steht (bitte seien Sie, insbesondere bei Nässe, vorsichtig, es gibt kein Geländer), erkennt man im Hintergrund die 1963 gebaute Weichselbrücke, die Teil der bedeutsamen Landesstraße 91 (Europastraße 75) ist. Am anderen Weichselufer sieht man einen Flusshafen, der rein verwaltungsmäßig noch Teil des Stadtgebiets von Chełmno ist.

Nachdem wir uns von der Breite der Weichsel haben beeindrucken lassen, kehren wir zurück auf den Flussdeich und folgen nun der eigentlichen Strecke, die auf diesem Abschnitt auf dem mit Betonplatten ausgelegten Deich nach Westen verläuft. Links sehen wir zunächst ein Waldstück und etwa 300 m entfernt links des Wegs das Gebäude eines Pumpwerks mit rotem Dach. Wir bleiben auf dem Deichweg, nähern uns dem Pumpwerk und gehen am Zaun der Anlage vorbei. Wenn wir nach links schauen, erkennen wir über den Bäumen den Wasserturm, den Turm des historischen Rathauses sowie die Dächer der Marienkirche und der Franziskanerkirche in der Altstadt.

Etwa 100 m hinter dem Pumpwerk führt der Betonplatten-Weg nach links hinab und verläuft ab dieser Stelle ein paar Meter unterhalb der Deichkrone am Waldrand entlang. Für Radfahrer ist das sicherlich die bequemere Option. Wer aber die Aussicht auf die Weichsel genießen möchte, sollte auf der mit Gras bewachsenen Deichkrone bleiben. Wir sehen vom Deich aus rechts die breite Uferzone der Weichsel und links einen unter Naturschutz stehenden Wald.

Nach etwa 500 m verlassen wir dort, wo von rechts ein Betonplattenweg diagonal über die Deichkrone führt, den Deich und gehen nach links, also nach Süden, auf dem Waldweg in den Wald.

An dieser Stelle verlassen wir, um auf der 5,5 km langen Rundstrecke zu bleiben, den Deich und nehmen den nach links führenden Waldweg.

Es besteht auch die Möglichkeit, von dieser Stelle aus noch weitere 2,5 km auf dem Flussdeich bzw. dem unterhalb des Deichs verlaufenden Weg zu bleiben, um dann in der Nähe des Naherholungsgebiets am Jezioro Starogrodzkie über eine Straße und dann den Geh-/Radweg ab Naherholungsgebiet nach Chełmno zurückzugehen bzw. zu fahren. Diese Strecke ist jedoch mit knapp 11 km deutlich länger. Außerdem muss man, bevor man das Naherholungsgebiet erreicht, einen etwa 600 km Straßenabschnitt ohne Gehweg benutzen. 

Wir gehen bzw. fahren jetzt also vom Flussdeich aus auf einem Waldweg in südöstliche Richtung. Nach etwa 900 m erreichen wir eine kleine Brücke, die über einen Bach führt. Von dort aus gerade wir geradeaus weiter die Ulica Panieńska entlang, an der rechts und links Einfamilienhäuser stehen. Von hier aus sehen wir auch oberhalb dieses Stadtteils die Kirche und weitere Gebäude des Klosters in der Altstadt.

Wir gehen links auf dem Bürgersteig die Ulica Panieńska bis zu ihrem Ende entlang und biegen dann nach links in die Ulica Ogrodowa ein. Wir folgen nun der Ulica Ogrodowa nach Osten und gehen schließlich durch den Stadtteil Rybaki (Fischerei) mit seinen Kopfsteinpflaster-Gassen. Hier, im Stadtteil Rybaki, können Sie verschiedene Wege wählen, um die Ulica Kilińskiego zu erreichen, über die wir wieder zum Ausgangspunkt unserer Rundstrecke an der Ulica Kamionka kommen.

Weichselbrücke

Weichselbrücke in Chełmno 2008Jahrhundertelang mussten Reisende die Weichsel bei Chełmno (Culm) mit Booten oder einer Fähre überqueren. Noch heute erkennt man am Flussufer die Zufahrtsstraße zur Fährstelle. In den Wintermonaten wurde, sofern die Eisschicht dick genug war, ein Weg über den Fluss ausgewiesen.

Erst 1945 wurde nach der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee eine eigentlich als Provisorium gedachte Holzbrücke errichtet, die bis Anfang 1963 Bestand hatte. 18 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie schließlich durch die seinerzeit längste Weichselbrücke abgelöst, die die Verkehrsanbindung der Region deutlich verbessert hat.

Der Abbruch der Holzbrücke fiel mit der Endphase des Baus der heute noch vorhandenen und 2007 aufwändig sanierten Brücke zusammen. Der Entwurf wurde von Büros in Warszawa (Warszawskie Biuro Studiów i Projektów Budownictwa Komunikacyjnego) und Zabrze (Przedsiębiorstwo Projektowo-Produkcyjne Konstrukcji Stalowych i Urządzeń Przemysłowych) erstellt.

Mit den Bauarbeiten wurde 1959 begonnen. Ausgeführt wurden sie von einem Brückenbauunternehmen aus Płock (Płockie Przedsiębiorstwo Robót Mostowych) unter der Leitung von Leon Jarząbek, das bis zu 150 Personen für diese Aufgabe einsetzte. Zunächst wurden Zufahrtsstraßen mit einer Länge von 4300 m geschaffen, die an den Brückenköpfen 12 m breite Aufschüttungen erforderlich machten. Die neue Brücke selbst hat eine Länge von 1062 m. Sie besitzt eine neun Meter breite Fahrbahn sowie an beiden Seiten Fußwege mit einer Breite von zwei Metern. Sie wurde am 22. Juli 1963 offiziell eröffnet.

Seit dem 7. September 2013 ist die Brücke nach Stanisław Skalski benannt.

Quelle:
Anna Grzeszna-Kozikowska, Jubileusz chełmińskiego mostu, Czas Chełmna 28.11.2008, S. 6

Flusshafen

Flusshafen in Chełmno 2008

Die ul. Powiśle endet aus Richtung Altstadt, nachdem sie zur Überwindung des Schutzdamms eine große Schleife bildet, unmittelbar am Weichselufer und setzt sich laut Stadtplan auf der anderen Flussseite in der Nähe eines kleinen Flusshafens in Richtung Schwetz (Świecie) fort (wahrscheinlich alter Zufahrtsweg zur heute nicht mehr vorhandenen Fähre). Der Popowska Kępa genannte Bereich am anderen Weichselufer vom Flusshafen bis zur Landesstraße 91 gehört verwaltungsmäßig noch zur Stadt Culm (Chełmno).

Flusshafen an der Weichsel in Chełmno 2008

Die Aufnahmen wurden am 26. April 2008 gemacht.

Ul. Powiśle

Ul. PowiśleDurch eine langgezogene Parkanlage führt die mit Kopfsteinpflaster versehene ul. Powiśle, die einzige Zufahrtsstraße zur Schiffsanlegestelle an der Weichsel. Ihre Länge beträgt rund 900 m. Rechts und links gibt es Zufahrten und Fußwege zu großen Kleingartenanlagen, die ab 1951 im Gebiet zwischen Stadt und Weichsel entstanden sind.


Die ul. Powiśle ist für den Autoverkehr freigegeben, so dass man unmittelbar bis an die Weichsel in der Nähe der Schiffsanlegestelle heranfahren und hier sein Auto abstellen kann.


Entlang der ul. Powiśle wurde 1927 ein Park angelegt, der zunächst Weichselpark genannt wurde. Damals befand sich an der Weichsel noch eine Badeanstalt, so dass ein Interesse an gepflegten Fußwegen in Richtung Fluss bestand.
In der Nachkriegszeit übernahm die örtliche Garnison die Pflege der heute sehr naturbelassenen Parkanlage, so dass diese Ende der sechziger Jahre die Bezeichnung Park der Polnischen Armee erhielt.

Quelle:
Anna Soborska-Zielińska, Parki i ogrody Chełmna, Chełmno 1999, S. 23 (Park im. Wojska Polskiego)

Die Aufnahmen stammen vom 26. April 2008.

Schiffsanlegestelle an der Weichsel bei Chełmno

Alte Schiffsanlagestelle in Chełmno

Nur noch sporadisch genutzt wird die Schiffsanlegestelle an der Weichsel bei Chełmno, die früher wegen der an dieser Stelle vorhandenen Weichselfähre nicht so einsam und verlassen war wie heute. Im Hintergrund erkennt man die 1963 gebaute Weichselbrücke, die Teil der bedeutsamen Landesstraße 91 (Europastraße 75) ist. Die nächste Möglichkeit, die Weichsel zu überqueren, gibt es in Richtung Süden erst in Bromberg (Bydgoszcz)-Fordon und in Richtung Norden in Graudenz (Grudziądz).

Weichsel in Chełmno

Die Weichsel bildet in dieser Region einen relativ breiten Fluss. Kaum zu glauben, dass früher im Winter, als wegen Eisbildung der Fährverkehr eingestellt werden musste, Bretter auf dem Eis ausgelegt wurden, auf denen man die Weichsel überqueren konnte. In Tageszeitungen aus dem 19. Jahrhundert findet man in den Wintermonaten häufig kurze Meldungen über die Beeinträchtigung des Fährverkehrs und die Eisdicke auf der Weichsel.

Das folgende Foto vermittelt einen noch besseren Eindruck von der Mächtigkeit der Weichsel. Der Blick geht von der Schiffsanlegestelle in südliche Richtung.

Weichsel in Chełmno

Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2008.