20 Jahre Jugendaustausch – Mündener Kanu-Club zeigt Ausstellung in Chełmno

Morgen wird die Stadt Chełmno eine Städtepartnerschaft mit der tschechischen Stadt Letovice eingehen und gleichzeitig 20 Jahre Städtepartnerschaft mit dem südniedersächsischen Hann. Münden feiern.

30.06.2012

Rainer Münzing und Krystyna Kauffeld vom Mündener Kanu-Club stellen die Ausstellung am 30. Juni der Lokalpresse vor.

Der großen Delegation aus Hann. Münden gehören drei Vertreter des Mündener Kanu-Clubs e.V. (MKC), nämlich Rainer Münzing (Projektgruppe Jugendaustausch), Günter Knieriem und Krystyna Kauffeld an, die mit einer umfangreichen Bilder-Ausstellung über 20 Jahre erfolgreichen Jugendaustausch angereist sind. Der MKC sowie seine Partnervereine aus Israel, Frankreich und Polen haben in 20 Jahren 42 Austauschbegegnungen, davon 27 mit Beteiligung des Kanuclubs UKS Nadwiślanin Sokół aus Chełmno, mit insgesamt 1374 Teilnehmern durchgeführt.

2011 waren der Mündener Kanu-Club und seine polnischen Partner vom damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff und dem polnischen Staatspräsidenten Bronisław Komorowski mit der Auszeichnung „Guter Nachbar“ geehrt worden.

Die beeindruckende Ausstellung wird morgen nur wenige Stunden lang in Chełmno, im Gymnasium Nr. 1 an der ulica Szkolna 6, zu sehen sein. Im Folgenden können Sie einen Blick in die für Besucher zum Mitnehmen ausgelegte (hier gescannte) Infobroschüre werfen:

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Für die Koordination des Jugendaustausches in Chełmno ist übrigens die Europäische Jugendbegegnungsstätte Kurt-Schumacher-Haus zuständig. In der deutschen Partnerstadt Hann. Münden nimmt der Stadtjugendring Münden e.V. diese Aufgabe wahr.

Ul. Studzienna



Die östlich der Neuen Promenade verlaufende ul. Studzienna ist nur von Norden her aus Richtung ul. Kamionka befahrbar und wird lediglich von den wenigen Anliegern mit dem Auto genutzt. Ansonsten bildet sie einen Fußweg und beliebte Verbindung zwischen der Graudenzer Vorstadt und den nördlich der Altstadt im Tal liegenden Stadtteilen. Bereits der mittlere Abschnitt der ul. Studzienna (Bild unten) weist ein recht starkes Gefälle auf. In Höhe der Gnadenkapelle beginnt eine lange Treppe (Foto oben), die bis zum Platz vor dem Graudenzer Tor führt.



[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 05.10.2008]

Gnadenkapelle

Gnadenkapelle in ChełmnoEinen Ort von besonderer religiöser Bedeutung bildet in Culm eine Kapelle mit Brunnen, die rund 50 m nördlich des Graudenzer Tors gelegen ist. Die Entstehung der rund zwölf Quadratmeter großen Kapelle ist auf eine bereits im 14. Jahrhundert bekannte Legende zurückzuführen, die hier mit den Worten eines deutschsprachigen Autors aus dem Jahr 1927 wiedergegeben werden soll:

In früheren Jahren soll in Culm ein armer Korbflicker gelebt haben, der außer einer stattlichen Kinderschar nichts sein eigen nannte. Das Unglück wollte es, dass eins seiner Kinder blind geboren wurde. Je mehr es heranwuchs, eine desto größere Plage wurde es für den mittellosen Vater, da das Kind nicht in der Lage war, sein Brot zu verdienen. Um sich nur etwas nützlich zu machen, hütete das Kind die Ziege des Korbflechters, die die ärmliche Familie wenigstens mit etwas Milch versorgte. Täglich zog der blinde Junge mit dem Tier aus und ließ es weiden, wo es wollte. So auch eines Tages am Abhange der Promenade. Der Knabe besaß einen großen Wissensdurst. Aber es war keiner da, der ihn unterrichten konnte. Bittere Tränen hatte er schon wegen seines Gebrechens vergossen, das ihn hinderte, die Welt in ihrer Schönheit zu sehen wie die anderen Kinder. Nur was ihm erreichbar war, konnte er durch Betasten sich wahrnehmbar machen. Da kam er auf den Gedanken, die Erde aufzuwühlen, um zu fühlen, wie sie unter der Oberfläche beschaffen sei. Er grub mit seinen Händen ein Loch und spürte mit einem Male, daß die Erde, die er der Höhlung entnahm, immer feuchter wurde, je tiefer er grub. Plötzlich sprang ein klarer Quell daraus hervor und bespülte seine Hände. Er trank von dem hervorsprudelnden Wasser, das ihn köstlich erfrischend dünkte, und bekam auch Lust, sich darin zu waschen. Kaum hatte er sein Gesicht mit dem Wasser benetzt, da sah er die Sonne leuchten, die Blumen blühen und alle Herrlichkeiten der Natur. Vor ihm stand eine schöne Frau im blauen Mantel, mit einer goldenen Krone auf dem Haar, die zu ihm sagte: „Ich bin die Mutter Gottes. Um die Sünden der Welt hat mein Sohn den Martertod erleiden müssen. Täglich erleidet er die Qualen von neuem, da die Menschen, die er erlösen wollte, ihn täglich verleugnen. Nur wenige tragen Schmerzen und Leid in Demut. Diesen Armen soll geholfen werden, wenn sie reinen, gläubigen Herzens von dem Wasser dieser Quelle trinken und ihre kranken Glieder darin baden. Dies sage den anderen. Aber dem Ort, wo die Wasser der Erde entspringen, sollen sie mein Bild errichten und vor ihm mich vertrauensvoll anrufen, dann will ich für sie bitten. – Aber hütet euch, daß mit dem Wasser Missbrauch getrieben wird, nicht um Geld und irdische Schätze darf es feil sein, sonst wird furchtbare Strafe den Frevler treffen.“ Sie erhob die Hand zum Segen und verschwand. Seit der Zeit steht das Bild, und alljährlich im Juli wird das Erscheinen der Gottesmutter im Ablaßfeste gefeiert, zu dem tausend und abertausend Pilger zur Gnadenquelle strömen.

Quelle: Ernst Löns, Hermann Löns‘ Jugendzeit, Minden 1927, S. 44/45

Im Dezember 1939 wurde die Kapelle von den Nationalsozialisten zerstört und die Quelle zugeschüttet. Ihr Wiederaufbau erfolgte 1948.

Gnadenkapelle am 28. September 2008:
Gnadenkapelle in Chełmno  Gnadenkapelle in ChełmnoGnadenkapelle in Chełmno

Bildquelle für historische Aufnahme: moje-chelmno.pl, Sammlung P. Wolder; zeitgenössische Fotos: A. Prause

Katholischer Friedhof

Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden Verstorbene in Culm (Chełmno) in oder unmittelbar neben Kirchen beigesetzt. Innerhalb der Stadtmauern gab es unter anderem Friedhöfe an der Franziskanerkirche, der Dominikanerkirche, der Klosterkirche und der Marienkirche. Außerhalb der Wehrmauer erfolgten Bestattungen an der heute nicht mehr vorhandenen Georgskapelle östlich des Graudenzer Tors.

Die preußische Verwaltung strebte, wahrscheinlich um einen besseren Schutz vor Seuchen zu gewährleisten, an, nicht mehr die in der relativ dicht besiedelten Stadt gelegenen Kirchhöfe zu nutzen. Vielmehr sollten außerhalb der Stadtmauer neue Friedhöfe entstehen. Dabei konnte sie sich auf eine eindeutige gesetzliche Regelung berufen, nämlich das im Jahr 1794 erlassene Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten. Dessen elfter Teil mit dem Titel „Von den Rechten und Pflichten der Kirchen und geistlichen Gesellschaften“ bestimmte nämlich im § 184: „In den Kirchen, und in bewohnten Gegenden der Städte, sollen keine Leichen beerdigt werden.“

Katholischer Friedhof in Chełmno

Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde östlich der heutigen Altstadt, entlang der damaligen Ackerstraße (heute ul. Powstańców Wielkopolskich), ein jüdischer Friedhof angelegt. Bereits 1785 war ganz in der Nähe, nämlich südöstlich des Graudenzer Tors, ein evangelischer Friedhof entstanden.

Zu dieser Zeit waren jedoch die meisten Menschen in Culm katholischen Glaubens, so dass vor allem für diese Konfession eine Lösung im Sinne der neuen Vorschriften gefunden werden musste. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete am 29. März 1804 an, einen katholischen Friedhof außerhalb der Stadtmauer einzurichten. Daraufhin stellte die Stadt der katholischen Gemeinde einen Geländestreifen entlang der Stadtmauer zwischen Thorner Straße (ul. Toruńska) bis zum Pulverturm zur Verfügung. Die Kosten für die Begradigung der Fläche und die Errichtung einer Umzäunung wurden mit 657 Reichstalern angegeben. Am 13. September 1805 berief Pfarrer Franciszek Weinreich auf Bitten des Magistrats eine Versammlung der Kirchengemeinde ein, um über den zukünftigen Friedhof und die Kostendeckung zu beraten, jedoch blieben konkretere Schritte zunächst aus.

Katholischer Friedhof in Chełmno

Infolge der militärischen Niederlage, die das napoleonische Frankreich dem Königreich Preußen zufügte, gehörte Culm ab 1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau, einem napoleonischen Satellitenstaat mit polnischer Administration. Diese richtete am 14. Mai 1809 ein Schreiben an den Magistrat der Stadt und behielt die frühere preußische Anordnung, nämlich Beisetzungen in und an Kirchen in der Stadt einzustellen, bei. Im März 1811 bemühte sich Pfarrer Weinreich bei der Stadt erneut um das anscheinend formell noch nicht übereignete Gelände südwestlich der Stadtmauer in der Nähe der Thorner Straße. Jetzt war er erfolgreich. Der neue Friedhof wurde schließlich 1814 eröffnet. Am 18. Mai des genannten Jahres erging nochmals ein Erlass, der Beisetzungen in den Kirchen und auf den Kirchhöfen verbot.

Der Friedhof zwischen dem ehemaligen Thorner Tor und dem heute noch gut erhaltenen Pulverturm war bereits nach 20 Jahren belegt, so dass er erweitert werden musste. 1835 wurde ein Kaufvertrag mit Ludwik und Joanna Pozzesii über ein benachbartes Grundstück westlich des Pulverturms geschlossen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten wurde dieses Rechtsgeschäft jedoch nicht vollzogen. Die Erweiterung des Friedhofs um diese Fläche erfolgte erst 1852, als die neuen Eigentümer, Karol und Szarlota Suthoff, diese der katholischen Kirchengemeinde schenkten. 1877 wurde von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern ein weiteres Grundstück erworben.

Katholischer Friedhof in Chełmno

Mit einem Aufwand von 5000 Mark wurde 1907 eine Leichenhalle gebaut, die bis heute genutzt wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich an der Böschung unterhalb der Stadtmauer eng nebeneinander errichtete Grabmäler, unter anderem die Ruhestätte der Familie Witt aus dem Jahr 1906 sowie das Familiengrab des Gymnasialdirektors Wojciech Łożyński.

Während des Ersten Weltkriegs wurde erneut eine Erweiterung notwendig, unter anderen aufgrund der behördlichen Anordnung, einen Soldatenfriedhof zu schaffen. Durch einen Grundstückstausch erhielt die Kirchengemeinde eine neue Fläche von der Stadt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Friedhof noch mehrmals vergrößert.

Katholischer Friedhof in Chełmno

Heute nimmt er fast die gesamte Fläche zwischen der ul. Toruńska und der Stadtmauer ein. Lediglich unmittelbar an der ul. Toruńska befinden sich Grundstücke mit Gebäuden. Das teilweise stark abschüssige Gelände erforderte eine terrassenförmige Anlage des im Westen bis zur ul. Danielewskiego reichenden Friedhofs, die seinen besonderen Reiz ausmacht.

Tagsüber ist das Friedhofsgelände frei zugänglich. Um einen kurzen Rundgang zu unternehmen, betritt man den katholischen Friedhof am besten durch den Haupteingang an der ul. Toruńska, der sich unmittelbar südlich der Stadtmauer befindet. Folgt man nun der Hauptallee, sieht man rechts den ältesten Teil des Friedhofs. Ganz am Ende der Hauptallee wendet man sich nach rechts und nimmt die zur Wehrmauer hinaufführende Treppe. Entweder wirft man nun noch einen Blick auf die Gräber unmittelbar an der Stadtmauer oder betritt durch das Tor in der Stadtmauer in Höhe des südlichen Endes der ul. Klasztorna wieder die Altstadt.

Quelle: Anna Grzeszna-Kozikowska, Chełmińskie Powązki, in: Czas Chełmna vom 24. Oktober 2008, S. 6

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 27.10.2008]

Aussicht vom Turm der Marienkirche



Vom Kirchturm der Marienkirche aus können Sie einen Blick auf die Altstadt von Culm und die weitere Umgebung werfen. Die rundum begehbare Aussichtsterrasse erreicht man über eine lange Steintreppe und mehrere Holzstiegen. Möglich ist dies nach Angaben auf der Website der Kirchengemeinde montags bis samstags von 9.00 bis 17.00 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10.30 bis 17.00 Uhr.

Die Fotos stammen vom 22. Mai 2009.

Schotten in Culm

Religiös bedingte Verfolgung in ihrer Heimat, aber auch das Streben nach wirtschaftlichem Erfolg veranlassten viele Schotten, ab dem 16. Jahrhundert ihr Glück auf dem europäischen Festland zu suchen. So siedelten sich schottische Familien auch im Weichselraum an, und zwar Protestanten vornehmlich in Danzig (Gdańsk) und Elbing (Elbląg), katholische Schotten unter anderem in der seit 1505 den Culmer Bischöfen gehörenden Stadt Culm, in der Katholiken besonders willkommen waren. Die Bischöfe bekämpften im 16. Jahrhundert die Reformation. Bischof Piotr Kostka (1574-1595) ordnete 1580 sogar an, dass diejenigen Einwohner protestantischen Glaubens, die sich nicht zum Katholizismus bekehren, die Stadt verlassen müssen. Erst 1678 garantierte Bischof Jan Małachowski Protestanten eine freie Ausübung ihrer Religion, um die Zuwanderung von Handwerkern aus Westeuropa zu fördern.
Sich in Culm niederlassende schottische Einwanderer integrierten sich schnell in die Gesellschaft. Einige von ihnen übernahmen führende Positionen im städtischen Leben. Einige Epitaphe (Gedenktafel für Verstorbene) in der Culmer Marienkirche erinnern an schottische Familie, die eine herausragende Stellung in der Stadt einnahmen.

Familie Forbes
Der 18-jährige Kaufmann Walter Forbes ließ sich 1696 in Culm nieder und war von 1725 bis 1733 gleichzeitig Ratsherr und Bürgermeister. Sein Vater war ein Grundbesitzer aus Roundlichnet in der Grafschaft Aberdeen. Sein Großvater mütterlichseits stammte ebenfalls aus dieser Region und besaß ein Gut in Bortie. Eine seiner Großmütter war Małgorzata Smith, die Tochter des Grundbesitzers Jakób Smith aus Rothiebeisben bei Aberdeen. Vermutlich waren es Mitglieder der bereits zuvor in Culm ansässigen Familie Smith, die Walter Forbes veranlassten, seine Heimat zu verlassen.
Sein Sohn Bałtazar war von 1719 bis 1721 in Culm als Richter tätig.
Walter Forbes’ Enkel Jerzy übte das Amt des Bürgermeisters aus, und zwar in den Jahren 1747 bis 1755. Er wurde 53 Jahre alt. Zwölf Jahre nach seinem Tod am 6. Oktober 1757 wurde in der Marienkirche ein Epitaph geschaffen.
Józef Forbes war in Culm von 1771 bis 1772 Richter und gehörte von 1769 bis 1774 dem Rat an.

Familie Czatter
Jan Czatter war von 1710 bis 1737 Bürgermeister von Culm, Piotr Dominik Czatter Ratsherr und Bürgermeister von 1761 bis 1769. Es bestanden verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Smith. Für die Familie wurde um das Jahr 1725 ein Epitaph in der Marienkirche aufgestellt.

Familie Smith
Der 1685 geborene Jan Smith übte von 1704 (oder 1707) bis 1712 das Amt des Bürgermeisters aus. 1704 heiratete er Elżbieta Schulz. Er verstarb 1721 und wurde mit einem Epitaph in der Marienkirche verewigt. Sein Sohn Jerzy Smith war 1719 Richter, gehörte von 1713 bis 1737 dem Rat an und war von 1733 bis 1736 auch Bürgermeister.

Familie Walter
Der 1626 geborene Tomasz Walter kämpfte im Zweiten Schwedischen Krieg und wurde 1660 Bürgermeister von Culm. Bereits sein Vater Jerzy übte in der Stadt die Funktion eines stellvertretenden Bürgermeisters aus und sorgte 1644 für eine Instandsetzung der heute nicht mehr vorhandenen Georgskirche in der Graudenzer Vorstadt. Tomasz Walter stellte 1675 sein Haus am Markt (Ecke ul. Toruńska) für eine Vergrößerung des Priesterseminars zur Verfügung. Er starb am 9. Februar 1698.
Michał Walter war von 1718 bis 1725 Propst der Marienkirche in Culm.

Überliefert sind die Nachnahmen weiterer Familien schottischen Ursprungs, die sich in Culm niedergelassen haben: Gordon, Herwow, Ahorn, Dominik, Black und Arbuthynat (Arbuthnot)

Quellen:

  • Jan Nierzwicki, 700 lat parafii chełmińskiej, Grudziądz 1933, S. 42-44, 46, 72
  • Zenon Nowak, Dzieje Chełmna do końca XVIII wieku, in: Marian Biskup (Red.), Dzieje Chełmna i jego regionu, Toruń 1968
  • Tadeusz Chrzanowski / Marian Kornecki, Chełmno, Wrocław-Warszawa-Kraków 1991, S. 105 f

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 17.02.2008]

Großer Markt in Schwetz (Świecie) nach Modernisierung 2012

Der Große Markt (Duży Rynek) in Schwetz am der Weichsel (Świecie nad Wisłą) ist im Frühjahr 2012 grundlegend modernisiert und umgestaltet worden. Die folgenden Aufnahme stammen vom 11. Mai dieses Jahres.

Das letzte Foto zeigt im Hintergrund ein markantes Gebäude aus hellen Ziegelsteinen mit einem Uhrenturm. Es handelt sich um das ehemalige Rathaus aus dem Jahr 1879, in dem heute das Standesamt untergebracht ist.

Świecie nad Wisłą - Markt 2012

Świecie nad Wisłą - Markt 2012

Świecie nad Wisłą - Markt 2012

 

Deutschsprachige Zeitungen aus Culm

Anna Soborska-Zielińska fasst in einem interessanten Aufsatz mit dem Titel Die deutsche Presse in Culm im 19. Jahrhundert (Prasa niemiecka w Chełmnie w XIX wieku), der am 30. Januar 2009 in der Wochenzeitung Czas Chełmna erschienen ist, Wissenswertes über deutschsprachige Zeitungen zusammen, die in der damals preußischen Stadt herausgegeben wurden. Weitere Informationen lassen sich dem von Horand Henatsch herausgegebenen Buch Kulm an der Weichsel. Stadt und Land im Wechsel der Geschichte 1232-1982, Bremervörde 1982, entnehmen.

Die erste Zeitung in deutscher Sprache wurde vom aus Berlin stammenden Drucker Wilhelm Teodor Lohde (geb. 1811) verlegt, der sich 1830 zunächst in Thorn (Toruń) niedergelassen hatte, dann aber nach Culm zog. Hier wechselte er mehrfach seinen Geschäftssitz. Letztendlich befand sich seine Druckerei in einem Gebäude auf dem Grundstück der heutigen Hauptpost. An der dem Markt zugewandten Seite befand sich das „Römische Hotel“ und im hinteren Bereich die Druckerei Lohdes, die Publikationen sowohl in deutscher als auch polnischer Sprache verlegte, so auch die polnische Zeitung Szkółka Narodowa.

Vom 6. September 1832 bis wahrscheinlich 1865 gab Lohde das Culmer Wochenblatt heraus. Ab 1835 druckte er auch Verfügungen und Bekanntmachungen der preußischen Verwaltung im Kreis-Blatt des Königlich-Preußischen Landraths zu Culm. Dieses Amtsblatt erschien bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Wilhelm Teodor Lohde starb am 30. Mai 1873 in Culm. Danach führte sein Sohn Wilhelm die Druckerei weiter.

Lohde erhielt 1848 Konkurrenz, als der aus Thorn stammende Drucker Carl Brandt eine Bücherei in Culm übernahm und diese mit einer Druckerei verband. Am 1. Januar 1849 erschien die erste Ausgabe des Culmer Boten, der auch nach dem Tod Brandts 1893, wenn auch unter verschiedenen Namen, ununterbrochen bis Anfang 1939 herausgegeben wurde. 1862 wurde der Culmer Bote, der sich zunächst bewusst auf lokale Meldungen und die Besprechungen örtlicher Ereignisse beschränkte, um viele Anzeigenkunden zu gewinnen, in Culmer Zeitung und Kreisblatt umbenannt. Diese genoss bei Journalisten in westlichen Landesteilen einen guten Ruf und so lieferte Brandt selbst Zeitungen in Hannover und Göttingen Nachrichten über Ereignisse in Westpreußen und im russischen Teil Polens.

Am 15. Januar 1897, also vier Jahre nach Brandts Tod, übernahm Gustav Goerz die Zeitung, die zu diesem Zeitpunkt 6000 Abonnenten hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Wiedererstehung des polnischen Staats, zu dem Culm (poln. Chełmno) seit Januar 1920 gehörte, wurde der Name zunächst in Bote für das Culmer Land und dann in Culmer Zeitung geändert. Die Druckerei wurde in eine GmbH umgewandelt und von Egon Schulz als Geschäftsführer geleitet. Ab 1937 war Erich Huth (Hutt?) Pächter der Zeitung. Die Druckerei befand sich bis 1920 am Markt (Haus Nr. 13) und in der Zwischenkriegszeit an der ul. Grudziądzka 29.

Die relativ wenigen Exemplare der deutschsprachigen Zeitungen aus Culm, die erhalten geblieben sind (die größten Sammlungen in Polen besitzen gegenwärtig die Nationalbibliothek in Warschau und die Bibliothek der Jagiellonen-Universität in Krakau), gewähren einen Einblick in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben der deutschen Bevölkerung Culms. Interessant sind zum Beispiel Anzeigen, die Rückschlüsse auf das Alltagsleben zulassen, sowie Auseinandersetzungen, die mit der polnischen Presse in nationalen Fragen geführt wurden.

Vielleicht besteht die Chance, dass auch diese Zeitungen im Laufe der nächsten Jahre im Rahmen der Digitalisierung von Periodika in sog. digitalen Bibliotheken allgemein zugänglich gemacht werden.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 2. Februar 2009]


Dank Herrn Jürgen Könnecker aus Hohenhameln, der den fast vollständigen Jahrgang der Culmer Zeitung aus dem Jahr 1911 zur Verfügung gestellt hat, konnte ich einen Teil der Ausgaben „digitalisieren“ (Anfertigung einfacher, aber lesbarer Fotos). Sie finden diese in der Kategorie Zeitung.

Słowo Pomorskie 02.04.1925



Der Unternehmer A. Granowski aus Chełmno (Culm) bietet seit dem 22. März 1925 regelmäßige Busverbindungen zur Bahnstation Terespol bei Świecie/Schwetz an der Hauptbahnstrecke Bydgoszcz/Bromberg-Tczew/Dirschau an. Dreimal täglich fährt ein Bus am Hotel Dwór Chełmiński (Culmer Hof) am Markt ab. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde. Die Wasserstraßenverwaltung bevorzugt den Bus bei der Nutzung der Weichselfähre, um Verspätungen zu vermeiden.


Die Digitale Bibliothek Kujawien-Pommern, die einen bequemen Zugriff auf regionalgeschichtliche Publikationen gestattet, wächst ständig. Durch die fortlaufende Digitalisierung vieler Tageszeitungen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lassen sich inzwischen viele bruchstückhafte Informationen über das Alltagsleben in Culm (Chełmno) finden, die einzeln gesehen eher unbedeutend sind, zusammengefasst aber interessante Erkenntnisse über gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen liefern können. Derartige historische Zeitungsmeldungen aus bzw. über Culm sind in der Kategorie Chronik abgelegt.

Gazeta Toruńska 12.04.1878

 

  • Der mit den Stimmen von Polen und Katholiken in die Stadtverordnetenversammlung von Culm gewählte Lehrer Dr. Martin wurde aus Königsberg angewiesen, sein Mandat niederzulegen, wahrscheinlich aufgrund einer aus der Stadt stammenden Denunziation.
  • Assessor Weise aus Culm wurde zum Kreisrichter in Konitz (Chojnice) ernannt.

 


Die Digitale Bibliothek Kujawien-Pommern, die einen bequemen Zugriff auf regionalgeschichtliche Publikationen gestattet, wächst ständig. Durch die fortlaufende Digitalisierung vieler Tageszeitungen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lassen sich inzwischen viele bruchstückhafte Informationen über das Alltagsleben in Culm (Chełmno) finden, die einzeln gesehen eher unbedeutend sind, zusammengefasst aber interessante Erkenntnisse über gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen liefern können. Derartige historische Zeitungsmeldungen aus bzw. über Culm sind in der Kategorie Chronik abgelegt.