Ludwik Rydygier

Rydygier-Denkmal in Chełmno 11.02.2021

Rydygier-Denkmal im Park südlich des Graudenzer Tores – 11.02.2021

Ludwik Rydygier wurde 1850 in Dusocin, einem Dorf bei Grudziadz (Graudenz), geboren und besuchte von 1859 – 1861 das Gymnasium in Chojnice (Konitz). 1861 wechselte er ans Gymnasium in Chełmno (Culm), an welchem er 1869 das Abitur ablegte. Von 1869 bis 1878 studierte Rydygier in Greifswald und übte eine wissenschaftliche Tätigkeit in Jena aus.

Danach kehrte er nach Culm zurück, um eine Privatklinik zu gründen, die in medizinischer und sanitärer Hinsicht gut ausgestattet war und auch eine bedeutende Rolle durch ihre wissenschaftliche Forschungs- und Lehrtätigkeit spielte. In dieser Zeit entstand ein Teil der etwa 200 wissenschaftlichen Arbeiten Rydygiers einschließlich der Position „Lehrbuch der genauen Chirurgie“. In seiner Klinik in Culm führte Doktor Rydygier die weltweit erste Gastroduodenostomie bei einem Patienten mit Tumor aus. Ein zweiter großer Erfolg Rydygiers war die gelungene Durchführung einer Magenresektion bei einer Person mit einer Geschwürkrankheit, welche am 21. November 1881 erfolgte.

Ehemalige Klinik Ludwik Rydygiers in Chełmno April 2016

Ehemalige Klinik Ludwik Rydygiers (Ulica Dworcowa / Ulica Krótka) 16.04.2016

Im Jahr 1887 zog Rydygier nach Kraków (Krakau) um und übernahm einen Lehrstuhl für Chirurgie an der Jagiellonen-Universität. Später im Jahre 1898 wurde ihm die Leitung eines Lehrstuhls für Chirurgie an der Universität Lemberg (poln. Lwów, heute L’viv in der Westukraine) übertragen. In Lemberg übte Rydygier eine intensive chirurgische, didaktische und wissenschaftliche Tätigkeit aus und in den Jahren 1901-1902 nahm er die Funktion des Rektors wahr. Im Jahr 1912 erfolgte die Herausgabe einer Sammlung seiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten. Rydygier starb plötzlich und unerwartet am 25. Juni 1920 in Lemberg.

Im Jahr 1958 brachte die Gesellschaft Polnischer Chirurgen am Gebäude des Krankenhauses in Chełmno eine Gedenktafel in Erinnerung an die Verdienste Prof. Rydygiers an. Im Museum im alten Rathaus befindet sich eine Dauerausstellung, die Ludwik Rydygier gewidmet ist.

Frédéric Chopin in Schwetz

Der Komponist Frédéric (Fryderyk) Chopin, 1810 in Żelazowa Wola rund 50 km westlich von Warschau geboren, gilt als bedeutendste Persönlichkeit der polnischen Musikgeschichte. Bevor er 1830 sein Heimatland für immer verließ, studierte er von 1826 bis 1829 in Warschau bei Józef Elsner. In diesen Jahren unternahm Chopin viele Reisen und begab sich auch zum ersten Mal ins Ausland. Wie über so viele Aspekte seines Lebens liegen auch über diesen Zeitraum keine vollständigen Überlieferungen vor, die eine lückenlose Beschreibung seiner Aufenthaltsorte erlauben. Sehr wahrscheinlich ist es, dass er 1827 für kurze Zeit die Region Culm – Schwetz besucht und im Gutshof der Familie Zboiński in Koslowo (poln. Kozłowo) während einer Reise nach Danzig eine Zwischenstation eingelegt hat.

Koslowo war ein kleines Dorf südwestlich von Schwetz und ist heute ein Teil der Stadt. Der Gutshof ist 1910 abgebrannt, erhalten sind nur zwei Nebengebäude. An den Besuch des Komponisten erinnert eine Gedenktafel mit der Inschrift “Zur Erinnerung an den Aufenthalt Frédéric Chopins in Koslowo und Schwetz im Sommer 1825″, die am 27. November 1985 vom Schwetzer Ortsverein des Polnischen Verbands für Touristik und Landeskunde (PTTK) auf einem Findling in der Nähe des früheren Gutshofs angebracht wurde.

Dass es diesen Besuch gegeben hat, ist sehr wahrscheinlich. In einem in Kowalewo bei Płock verfassten Brief an seine Eltern beschreibt Chopin, dass ihn eine Reise über Turzno nordöstlich von Thorn (Toruń) und Koslowo bei Schwetz bis nach Danzig führen wird. Zweifel bestehen jedoch daran, ob er diese im Jahr 1825 unternahm. Der genannte Brief ist nämlich beschädigt und trägt kein Datum. Professor Andrzej Bukowski geht in einem 1987 veröffentlichten Artikel davon aus, dass der Brief nicht aus dem Jahr 1825 stammt, sondern zwei Jahre später verfasst wurde. Bukowski hat festgestellt, dass der 17-jährige Chopin Teil einer Reisegesellschaft war, die im August 1827 im Danziger Hotel Drei Mohren Quartier nahm. Zu dieser gehörte, wie es das Intelligenz-Blatt für den Bezirk der Königlichen Regierung zu Danzig vermeldete, unter anderem Graf Zboiński aus Koslowo. Bukowski nimmt an, dass Chopin vom 10. bis 15. und vom 21. bis 25. August in Danzig war. Dazwischen, vom 16. bis 20. August, hielt er sich auf dem Gut des Grafen Sierakowski in Großwaplitz (poln. Waplewo Wielkie) östlich von Stuhm (poln. Sztum) auf.
Daraus folgt, dass die von Chopin seinen Eltern angekündigte Reise tatsächlich stattgefunden hat. Von Turzno aus führte die Fahrt mit der Kutsche sicherlich über Culmsee (Chełmża) bis nach Culm (Chełmno), um dort die Weichsel zu überqueren. In Koslowo bei Schwetz war Chopin wahrscheinlich vom 4. bis 8. August 1827, um dann mit seinem Gastgeber, dem Grafen Zboiński, den er schon in Kowalewo getroffen haben dürfte, nach Danzig weiterzureisen. Möglich ist, dass er auch auf der Rückreise hier Station machte. Ob der junge Komponist den August 1827 tatsächlich so verbracht hat, ist nicht vollkommen gesichert. Unklar ist nämlich, mit wem Chopin wieder zurück ins zum russischen Teilungsgebiet gehörende Kowalewo und dann weiter nach Warschau gereist ist. Als Minderjähriger konnte Chopin die russisch-preußische Grenze nämlich eigentlich nur in Begleitung eines Erwachsenen überqueren, in dessen Pass er eingetragen war. Dazu fehlen bisher nähere Angaben.

Graf Ksawery Zboiński war mit den Eltern Chopins befreundet. Sie wählten ihn als Taufpaten für ihre Tochter Emilia aus. 1795 in Koslowo geboren, erbte Ksawery Zboiński das väterliche Gut, zu dem insgesamt 4855 ha Land gehörten. Hier soll er auch vornehmlich gewohnt haben. Nach dem gescheiterten Novemberaufstand 1830 geht er in die Emigration nach Krakau. Anfang 1848 nimmt er an einer militärischen Erhebung gegen die preußische Regierung teil, die er mit 40000 Talern und einer 40 Mann starken Einheit unterstützt. Er wurde festgenommen und in Graudenz (Grudziądz) sowie Pillau inhaftiert. Ksawery Zboiński starb 1853 in Koslowo, vier Jahre nach dem frühen Tod Frédéric Chopins.

Quellen:
Andrzej Bukowski, Chopin w Kozłowie, Kociewski Magazyn Regionalny nr 3, Tczew 1987
Jan. A. Kamiński, W Kozłowie Chopin grał mazurki, Kociewski Magazyn Regionalny nr 1, Tczew 1986
Piotr Mysłakowski, Andrzej Sikorski: Ksawery Zboiński (1795-1853), veröffentlicht im Juni 2006 auf der Website des Narodowy Instytut Fryderyka Chopina

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 13.01.2008; ergänzt mit Fotos des Gedenksteins 13.02.2024]

Franciszek, Maksymilian und Leon Raszeja

Franciszek Raszeja wurde am 2. April 1896 in Culm (Chełmno) in dem direkt neben dem Postamt gelegenen Haus am Markt geboren (heute ul. Rynek 14). Seine Eltern waren Ignacy Raszeja und Julianna, geb. Cichoń[1]. Ignacy Raszeja war als Oberpostschaffner tätig[2].

Franciszek Raszeja und Kurt Schumacher 1912Franciszek Raszeja besuchte in seiner Heimatstadt die Schule. Seit April 1906 ging er auf das Königlich Katholische Gymnasium, wo er im Frühjahr 1912 mit dem nicht viel älteren Kurt Schumacher Freundschaft schloss[3]. Man spielte zusammen Fußball und ging zum Schwimmen an die Weichsel. Die freundschaftliche Verbindung zwischen dem aus einer polnisch-katholischen Familie stammenden Raszeja und dem in einem deutsch-protestantischen Elternhaus aufgewachsenen Schumacher muss eng gewesen sein, denn Raszeja berichtete seinem Freund nicht nur von der Tätigkeit der geheimen polnischen Schülerverbindung, Gesellschaft der Philomaten (poln. Towarzystwo Filomatów) genannt, der er seit 1911 angehörte, sondern nahm ihn auch zu Treffen der Philomaten mit[4]. Diese Organisation hatte sich das Ziel gesetzt, die polnische Sprache und Kultur zu pflegen, und wurde von den preußischen Behörden regelrecht bekämpft. Seit 1899 war es auf dem Gelände des Culmer Gymnasiums verboten, die polnische Sprache zu benutzen, wobei die Schüler an dieses Verbot jedes Jahr ausdrücklich erinnert wurden. Auch durfte die polnische Schülerbibliothek nicht mehr benutzt werden.Abiturienten in Chełmno 1914 Im September 1901 kam es in Thorn (Toruń) zum sog. Geheimbundprozess, in dem sich 60 junge Polen, davon 37 Schüler und Absolventen des Culmer Gymnasiums, wegen der Zugehörigkeit zu dieser „preußenfeindlichen Verbindung“ verantworten mussten[5]. Der als Zeuge vernommene Direktor des Culmer Gymnasiums Friedrich Preuß betonte, dass bereits allein die Pflege der polnischen Sprache und Literatur im Rahmen dieser Geheimorganisation, unabhängig von der Frage, ob diese politische Ziele verfolgt, zu einem Verweis von der Schule geführt hätte[6]. Das Gericht sprach 15 Angeklagte frei, 10 erhielten einen Verweis, verurteilte aber die übrigen zu Geld- und kurzzeitigen Gefängnisstrafen. Die preußische Schulverwaltung entschloss sich kurz nach dem Prozess, die sog. Geheimbündler der Schule zu verweisen und ihnen auch den Besuch anderer höherer Schulen in Preußen zu verweigern[7]. Eine Aufdeckung der Zugehörigkeit Raszejas zum 1903 reaktivierten Geheimbund oder der Verbindung Schumachers zu dieser Vereinigung hätte also mit Sicherheit Konsequenzen für ihre persönliche Zukunft gehabt. Auch Schumachers Familie – sein Vater stand als Kaufmann und Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung gesellschaftlich in einer sehr exponierten Position, seine Schwester Hedwig war Lehrerin in Culm, seine anderen Schwestern waren mit im preußischen Schuldienst stehenden Lehrern verheiratet – hätte Nachteile erleiden können, wären die Sympathien des späteren SPD-Politikers für die polnische Geheimbewegung bekannt geworden.

Elternhaus Raszeja am Markt in Chełmno1914 wurde Raszeja zum Militärdienst eingezogen und diente in der preußischen Armee an der Ostfront. Er geriet in russische Gefangenschaft und konnte erst 1918 nach vierjährigem Aufenthalt in Taschkent (heute Usbekistan) fliehen und über Finnland und Schweden in seine Heimat zurückkehren[8]. Am 31. Mai 1918 nahm Raszeja ein Philologiestudium in Berlin auf, wechselte am 10. Oktober 1918 jedoch an die medizinische Fakultät[9]. Im Februar 1919 setzte er sein Studium in Münster fort. Hier traf er sich mit Kurt Schumacher, der sich zu dieser Zeit ebenfalls in Münster aufhielt. Raszeja verließ die Stadt aber bereits im Juli 1920, um nach Polen zurückzukehren[10]. 1920 nahm er als Sanitäter am polnisch-sowjetischen Krieg teil[11].

Nach seinem weiteren Medizinstudium in Krakau (Kraków) sowie Posen (Poznań) und seiner Promotion im Jahr 1923[12] war er in der Universitätsklinik Posen tätig. 1931 habilitierte er sich und wurde Direktor des orthopädischen Krankenhauses in Swarzędz bei Posen[13]. Gleichzeitig leitete er eine orthopädische Poliklinik in Posen[14]. Raszeja erreichte 1935 die Wiedereröffnung dAdressbuch Poznaż 1930es Orthopädiekrankenhauses der Posener Universität und übernahm seine Leitung[15]. Ein Jahr später wurde er zum Professor für Orthopädie ernannt[16]. Raszeja ist Verfasser von rund 50 wissenschaftlichen Arbeiten[17]. 1937 protestierte er mit zehn anderen Wissenschaftlern gegen die Beschränkung der Zahl jüdischer Studenten (numerus clausus) und wehrte sich auch gegen die Einrichtung gesonderter Sitzplätze für Juden in den Hörsälen[18].

Im September 1939 flüchtete Raszeja mit dem Personal des Armeekrankenhauses Lodsch (Łódź), in das er zu Kriegsbeginn einberufen worden war, vor der nahenden Front nach Osten und kam in die Stadt Kowel[19], die damals zu Polen gehörte und heute 65 km von der polnischen Grenze entfernt im Nordwesten der Ukraine liegt. Hier wurde er Kommandant des Armeekrankenhauses[20]. Als die Sowjetunion infolge des Hitler-Stalin-Pakts ab dem 17. September die ostpolnischen Gebiete besetzte und Raszeja gewarnt wurde, dass der sowjetische NKWD seine Verhaftung plant, floh er nach Warschau[21]. Hier wurde er im Dezember 1939 Oberarzt der orthopädischen Abteilung des Krankenhauses des Polnischen Roten Kreuzes an der ul. Smolna 6[22]. Er unterrichtete im Untergrund Studenten der Geheimen Warschauer Universität. Die Veranstaltungen fanden im Krankenhaus statt, in dem er arbeitete[23]. Die Einrichtung des Warschauer Ghettos führte dazu, dass sein enger Mitarbeiter Dr. Kazimierz Polak mit seiner jüdischen Ehefrau ins Ghetto umziehen musste[24]. Raszeja nahm Verbindung mit dem sich im Ghetto aufhaltenden Professor Ludwik Hirszfeld auf, leistete vielen Ghettobewohnern ärztliche Hilfe und organisierte einen Blutspendedienst für die jüdische Bevölkerung[25]. Außerdem schmuggelte Raszeja Impfstoffe, Medikamente und Lebensmittel ins durch eine hohe Mauer von den umgebenden Stadtteilen abgegrenzte und vom Terror gezeichnete Ghetto, in dem durch die von den deutschen Besatzern bewusst in Kauf genommenen extremen Lebensbedingungen die Sterblichkeit sehr hoch war; er half auch Juden, aus dem Ghetto zu fliehen[26]. Am 21. Juli 1942 begab sich Professor Raszeja, obwohl ihm bei der Ausgabe des Passierscheins angedeutet wurde, dass es sich um einen „gefährlichen Tag“ handele[27], ins Ghetto, um einen schwer kranken Patienten, den Antiquar Abe Gutmajer[28], im Haus an der ul. Chłodna 26 zu behandeln[29]. Er wurde dort mit dem Patienten und dessen Familie, seinem ehemaligen Assistenten Dr. Kazimierz Polak und einer Krankenschwester von SS-Männern erschossen[30]. Franciszek Raszeja hinterließ seine Frau und zwei Töchter[31].

Die Nachricht von dieser Tat muss sich im Ghetto rasch verbreitet haben, denn sowohl Stanisław Gombiński (Moje wspomnienia), Henryk Makower (Pamiętnik z getta warszawskiego, październik 1940 – styczeń 1943) und auch Ludwik Hirszfeld („Dzieje jednego życia“) berichten in ihren Erinnerungen aus dem Warschauer Ghetto von diesem Mord[32]. Für die sicherlich größte Bekanntmachung sorgte jedoch Władysław Szpilman, der in seinem 1946 verfassten Buch „Śmierć miasta“ („Tod einer Stadt“, dt. Ausgabe 1998 unter dem Titel „Das wunderbare Überleben – Warschauer Erinnerungen 1939-1945) Raszeja erwähnt. Auch Roman Polanski erinnert in seinem preisgekrönten Film „Der Pianist“ aus dem Jahr 2001, der auf Szpilmans Autobiographie beruht, an Raszeja. Władysław Szpilman schrieb in seinem Buch: „An diesem Tag kam es am Nachmittag zu einem Vorfall, der Warschau auf beiden Seiten der Mauer erschütterte; der bekannte polnische Chirurg, ein Meister seines Fachs, Doktor Raszeja, Professor der Posener Universität, wurde ins Ghetto gebeten, um eine schwierige Operation durchzuführen. Wie in solchen Fällen üblich, erhielt er am Eingang der Kommandantur der deutschen Polizei einen Passierschein, aber als er schon vor Ort war und mit dem Eingriff begann, drangen SS-Männer in die Wohnung und erschossen den in Narkose auf dem Operationstisch liegenden Patienten, anschließend den Chirurgen und schließlich alle sich im Haus aufhaltenden Bewohner.“[33]

Im Februar 2001 wurde Franciszek Raszeja für seinen Einsatz für die jüdische Bevölkerung von der israelischen Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust Yad Vashem in Jerusalem posthum der Titel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen[34].

Maksymilian Raszeja
Franciszek Raszejas älterer Bruder Maksymilian wurde am 10. März 1889 geboren und besuchte das Gymnasium im seinerzeit preußischen Culm, an dem er 1907 das Abitur ablegte[35]. Nach dem Abitur besuchte er ab 1907 das Priesterseminar in Peplin, wo er 1912 zum Priester geweiht wurde. Nach einem Theologiestudium in Freiburg im Breisgau erwarb er dort 1915 den Titel eines Doktors der Theologie. Während des Ersten Weltkriegs diente Raszeja als Militärgeistlicher in der preußischen Armee. Nach dem Krieg war er Pfarrer in Śliwice bei Tuchola (dt. Tuchel), bis er 1926 zum Professor am Pepliner Priesterseminar berufen wurde. 1928 wurde er Kanoniker. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde Raszeja am 12. September 1939 verhaftet. Man versuchte, ihn durch Misshandlungen zur Preisgabe des Verstecks der Pepliner Gutenbergbibel, anderer wertvoller Kunstwerke und Archivbestände zu bewegen. Zusammen mit anderen Priestern wurde Maksymilian Raszeja am 20. Oktober 1939 in Tczew (dt. Dirschau) erschossen.[36]

Leon Raszeja
Leon Raszeja wurde am 26. Juni 1901 geboren und studierte nach der 1921 am Culmer Gymnasium bestandenen Reifeprüfung[37] Rechtswissenschaften an den Universitäten in Kraków (Krakau) und Poznań (Posen). Nach seinem Abschluss 1926 war er zehn Jahre lang als Richter in Chojnice (Konitz), Czersk (Marienwalde), Tuchola (Tuchel) und Grudziądz (Graudenz) tätig. Am 10. Juni 1936 wurde er zum Stadtpräsidenten von Toruń (Thorn) gewählt und trat sein Amt am 8. August desselben Jahres an. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen wird die Stadtverwaltung von Toruń in den ersten Septembertagen 1939 nach Lublin verlagert. Hier kommt Leon Raszeja am 9. September 1939 bei einem Bombenangriff ums Leben.[38]

Gedenktafel Raszeja[1] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“, in: „Czas Chełmna“ 02.04.2004, S. 8
[2] Schober, Volker, Der junge Kurt Schumacher 1895 – 1933, Bonn 2000, S. 65 [Das Buch ist erhältlich beim Verlag J.H.W. Dietz Nachf. Bonn]
[3] Schober, S. 65
[4] Schober, S. 66
[5] Schober, S. 56 ff
[6] Schober, S. 59
[7] Schober, S. 61
[8] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“, in: Trybuna 155 (4055), Magazyn 27 (83), 05.07.2003, S. 11, online unter URL:
http://forum-znak.org.pl/index.php?t=przeglad&id=1889 (22.12.2004)
[9] Schober, S. 123
[10] Schober, S. 123 f
[11] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“
[12] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“
[13] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942), in: „Z Życia Akademii Medycznej w Warszawie“, April 2000 – Nummer 4 (95), online unter URL:
http://www.bibl.amwaw.edu.pl/pismo/4-00.htm (22.12.2004)
[14] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“
[15] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“
[16] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“
[17] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“
[18] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“
[19] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“
[20] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“
[21] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“
[22] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“, Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“
[23] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“
[24] Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“
[25] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“, Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“
[26] vgl. Jurkowiak, Adam, „Prof. Raszeja – zapomniany Sprawiedliwy“
[27] Kocon, Tadeusz, „Profesor Franciszek Raszeja (1896-1942)“
[28] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“
[29] Durkalec, Jerzy, „Zginął pomagając pacjentowi“, in: „Głos Wielkopolski“ 30.04.2003, online unter URL:
http://www.glos.com/index.php?arch=1&d=03-04-30&∓k=glosemcz&f=07-03 (27.12.2004)
[30] Durkalec, Jerzy, „Zginął pomagając pacjentowi“
[31] Schober, S. 124
[32] vgl. Eintrag in der Datenbank über das Warschauer Ghetto, online unter URL:
http://warszawa.getto.pl/pl/site/wyszukiwanie_db (22.12.2004)
[33] Szpilman, Władysław, Pianista. Warszawskie wspomnienia 1939-1945, Kraków 2002
[34] vgl. Notiz „Sprawiedliwi wśród narodów świata“ in der Tageszeitung „Życie“ vom 26.02.2001, online unter URL:
http://www.zycie.com.pl/archiwum/tekst.php?id_tekst=7250 (27.12.2004)
[35] Rafiński, Stefan, „Z dziejów Gimnazjum i Liceum Ogólnokształcącego w Chełmnie“, Bydgoszcz 2002, S. 111
[36] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“
[37] Rafiński, Stefan, „Z dziejów Gimnazjum i Liceum Ogólnokształcącego w Chełmnie“, Bydgoszcz 2002, S. 112
[38] Grzeszna-Kozikowska, Anna, „Bracia Raszejowie“; Informationen über Leon Raszeja auf der Homepage der Stadtverwaltung Toruń, online unter URL:
http://www.um.torun.pl/torun/miasto/Raszeja.php (27.12.2004)
[B1] Reproduktion aus Schober, S. 66

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: Januar 2005]


Deutsche Besatzung in Chełmno nad Wisłą – empfohlene Beiträge:


Geburtshaus Kurt Schumacher

Kurt Schumacher wurde 1895 im damals preußischen Culm an der Weichsel (poln. Chelmno nad Wisla) geboren. Hier verbrachte er seine Jugend, bevor er sich bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Kriegsfreiwilliger meldete und schwer verwundet wurde.

Während seines Besuchs des traditionsreichen Culmer Gymnasiums schloss er eine enge Freundschaft mit seinem polnischen Mitschüler Franciszek Raszeja.

Nach Studium und Promotion arbeitete Schumacher in den Jahren 1920-1924 als Redakteur in Stuttgart, von 1924 bis 1931 war er Landtagsabgeordneter in Württemberg. 1930 erlangte der SPD-Politiker einen Sitz im Reichstag, dem er bis zum Verbot der SPD im Jahr 1933 angehörte. Obwohl Schumacher nach der Machtergreifung durch Hitler die Möglichkeit zur Emigration hatte, wollte er Deutschland nicht verlassen, um den Kampf mit den Nationalsozialisten fortzusetzen. Als bekannter und engagierter Gegner des NS-Regimes war Dr. Schumacher in den Jahren 1933-1943 sowie 1944 Häftling verschiedener Konzentrationslager.

Nach der Kapitulation Deutschlands begann er 1945 mit dem Wiederaufbau der SPD und wurde 1946 zum Parteivorsitzenden gewählt. Ab 1949 war Schumacher Oppositionsführer im Bundestag und einer der wichtigsten Politiker der jungen Bundesrepublik Deutschland. Kurt Schumacher starb 1952.

Heute erinnert eine Gedenktafel an dem Haus gegenüber der städtischen Bibliothek an der ul. Swietego Ducha 1 (einst Heiligegeiststraße 12) an Schumacher. Außerdem trägt die internationale Jugendbegegnungsstätte der Stadt seinen Namen.

 Geburtshaus Kurt Schumachers an der Heiligegeiststraße (ul. Swietego Ducha) in Chełmno nad Wisłą im August 2019

Geburtshaus Kurt Schumachers an der Heiligegeiststraße (ul. Swietego Ducha) in Chełmno im August 2019

In diesem Haus wohnte die Familie Schumacher von 1890 bis Juni 1912, als sie in die ul. Franciszkańska 1 (damals Franziskanerstraße 4) unmittelbar neben dem Gymnasium umzog.

Quelle für Angaben über das Geburtshaus:
Soborska-Zielińska, Anna: Chełmińskie pomniki i tablice pamiątkowe, Chełmno 2001, S. 162 f. (Tablica pamiątkowa poświęcona Kurtowi Schumacherowi)

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 17.11.2008; ergänzt am 03.01.2021]