Gnadenkapelle

Gnadenkapelle in ChełmnoEinen Ort von besonderer religiöser Bedeutung bildet in Culm eine Kapelle mit Brunnen, die rund 50 m nördlich des Graudenzer Tors gelegen ist. Die Entstehung der rund zwölf Quadratmeter großen Kapelle ist auf eine bereits im 14. Jahrhundert bekannte Legende zurückzuführen, die hier mit den Worten eines deutschsprachigen Autors aus dem Jahr 1927 wiedergegeben werden soll:

In früheren Jahren soll in Culm ein armer Korbflicker gelebt haben, der außer einer stattlichen Kinderschar nichts sein eigen nannte. Das Unglück wollte es, dass eins seiner Kinder blind geboren wurde. Je mehr es heranwuchs, eine desto größere Plage wurde es für den mittellosen Vater, da das Kind nicht in der Lage war, sein Brot zu verdienen. Um sich nur etwas nützlich zu machen, hütete das Kind die Ziege des Korbflechters, die die ärmliche Familie wenigstens mit etwas Milch versorgte. Täglich zog der blinde Junge mit dem Tier aus und ließ es weiden, wo es wollte. So auch eines Tages am Abhange der Promenade. Der Knabe besaß einen großen Wissensdurst. Aber es war keiner da, der ihn unterrichten konnte. Bittere Tränen hatte er schon wegen seines Gebrechens vergossen, das ihn hinderte, die Welt in ihrer Schönheit zu sehen wie die anderen Kinder. Nur was ihm erreichbar war, konnte er durch Betasten sich wahrnehmbar machen. Da kam er auf den Gedanken, die Erde aufzuwühlen, um zu fühlen, wie sie unter der Oberfläche beschaffen sei. Er grub mit seinen Händen ein Loch und spürte mit einem Male, daß die Erde, die er der Höhlung entnahm, immer feuchter wurde, je tiefer er grub. Plötzlich sprang ein klarer Quell daraus hervor und bespülte seine Hände. Er trank von dem hervorsprudelnden Wasser, das ihn köstlich erfrischend dünkte, und bekam auch Lust, sich darin zu waschen. Kaum hatte er sein Gesicht mit dem Wasser benetzt, da sah er die Sonne leuchten, die Blumen blühen und alle Herrlichkeiten der Natur. Vor ihm stand eine schöne Frau im blauen Mantel, mit einer goldenen Krone auf dem Haar, die zu ihm sagte: „Ich bin die Mutter Gottes. Um die Sünden der Welt hat mein Sohn den Martertod erleiden müssen. Täglich erleidet er die Qualen von neuem, da die Menschen, die er erlösen wollte, ihn täglich verleugnen. Nur wenige tragen Schmerzen und Leid in Demut. Diesen Armen soll geholfen werden, wenn sie reinen, gläubigen Herzens von dem Wasser dieser Quelle trinken und ihre kranken Glieder darin baden. Dies sage den anderen. Aber dem Ort, wo die Wasser der Erde entspringen, sollen sie mein Bild errichten und vor ihm mich vertrauensvoll anrufen, dann will ich für sie bitten. – Aber hütet euch, daß mit dem Wasser Missbrauch getrieben wird, nicht um Geld und irdische Schätze darf es feil sein, sonst wird furchtbare Strafe den Frevler treffen.“ Sie erhob die Hand zum Segen und verschwand. Seit der Zeit steht das Bild, und alljährlich im Juli wird das Erscheinen der Gottesmutter im Ablaßfeste gefeiert, zu dem tausend und abertausend Pilger zur Gnadenquelle strömen.

Quelle: Ernst Löns, Hermann Löns‘ Jugendzeit, Minden 1927, S. 44/45

Im Dezember 1939 wurde die Kapelle von den Nationalsozialisten zerstört und die Quelle zugeschüttet. Ihr Wiederaufbau erfolgte 1948.

Gnadenkapelle am 28. September 2008:
Gnadenkapelle in Chełmno  Gnadenkapelle in ChełmnoGnadenkapelle in Chełmno

Bildquelle für historische Aufnahme: moje-chelmno.pl, Sammlung P. Wolder; zeitgenössische Fotos: A. Prause

Katholischer Friedhof

Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden Verstorbene in Culm (Chełmno) in oder unmittelbar neben Kirchen beigesetzt. Innerhalb der Stadtmauern gab es unter anderem Friedhöfe an der Franziskanerkirche, der Dominikanerkirche, der Klosterkirche und der Marienkirche. Außerhalb der Wehrmauer erfolgten Bestattungen an der heute nicht mehr vorhandenen Georgskapelle östlich des Graudenzer Tors.

Die preußische Verwaltung strebte, wahrscheinlich um einen besseren Schutz vor Seuchen zu gewährleisten, an, nicht mehr die in der relativ dicht besiedelten Stadt gelegenen Kirchhöfe zu nutzen. Vielmehr sollten außerhalb der Stadtmauer neue Friedhöfe entstehen. Dabei konnte sie sich auf eine eindeutige gesetzliche Regelung berufen, nämlich das im Jahr 1794 erlassene Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten. Dessen elfter Teil mit dem Titel „Von den Rechten und Pflichten der Kirchen und geistlichen Gesellschaften“ bestimmte nämlich im § 184: „In den Kirchen, und in bewohnten Gegenden der Städte, sollen keine Leichen beerdigt werden.“

Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde östlich der heutigen Altstadt, entlang der damaligen Ackerstraße (heute ul. Powstańców Wielkopolskich), ein jüdischer Friedhof angelegt. Bereits 1785 war ganz in der Nähe, nämlich südöstlich des Graudenzer Tors, ein evangelischer Friedhof entstanden.

Katholischer Friedhof in ChełmnoZu dieser Zeit waren jedoch die meisten Menschen in Culm katholischen Glaubens, so dass vor allem für diese Konfession eine Lösung im Sinne der neuen Vorschriften gefunden werden musste. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete am 29. März 1804 an, einen katholischen Friedhof außerhalb der Stadtmauer einzurichten. Daraufhin stellte die Stadt der katholischen Gemeinde einen Geländestreifen entlang der Stadtmauer zwischen Thorner Straße (ul. Toruńska) bis zum Pulverturm zur Verfügung. Die Kosten für die Begradigung der Fläche und die Errichtung einer Umzäunung wurden mit 657 Reichstalern angegeben. Am 13. September 1805 berief Pfarrer Franciszek Weinreich auf Bitten des Magistrats eine Versammlung der Kirchengemeinde ein, um über den zukünftigen Friedhof und die Kostendeckung zu beraten, jedoch blieben konkretere Schritte zunächst aus.Katholischer Friedhof in Chełmno

Infolge der militärischen Niederlage, die das napoleonische Frankreich dem Königreich Preußen zufügte, gehörte Culm ab 1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau, einem napoleonischen Satellitenstaat mit polnischer Administration. Diese richtete am 14. Mai 1809 ein Schreiben an den Magistrat der Stadt und behielt die frühere preußische Anordnung, nämlich Beisetzungen in und an Kirchen in der Stadt einzustellen, bei. Im März 1811 bemühte sich Pfarrer Weinreich bei der Stadt erneut um das anscheinend formell noch nicht übereignete Gelände südwestlich der Stadtmauer in der Nähe der Thorner Straße. Jetzt war er erfolgreich. Der neue Friedhof wurde schließlich 1814 eröffnet. Am 18. Mai des genannten Jahres erging nochmals ein Erlass, der Beisetzungen in den Kirchen und auf den Kirchhöfen verbot.

Katholischer Friedhof in ChełmnoDer Friedhof zwischen dem ehemaligen Thorner Tor und dem heute noch gut erhaltenen Pulverturm war bereits nach 20 Jahren belegt, so dass er erweitert werden musste. 1835 wurde ein Kaufvertrag mit Ludwik und Joanna Pozzesii über ein benachbartes Grundstück westlich des Pulverturms geschlossen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten wurde dieses Rechtsgeschäft jedoch nicht vollzogen. Die Erweiterung des Friedhofs um diese Fläche erfolgte erst 1852, als die neuen Eigentümer, Karol und Szarlota Suthoff, diese der katholischen Kirchengemeinde schenkten. 1877 wurde von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern ein weiteres Grundstück erworben.

Mit einem Aufwand von 5000 Mark wurde 1907 eine Leichenhalle gebaut, die bis heute genutzt wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich an der Böschung unterhalb der Stadtmauer eng nebeneinander errichtete Grabmäler, unter anderem die Ruhestätte der Familie Witt aus dem Jahr 1906 sowie das Familiengrab des Gymnasialdirektors Wojciech Łożyński.

Katholischer Friedhof in ChełmnoWährend des Ersten Weltkriegs wurde erneut eine Erweiterung notwendig, unter anderen aufgrund der behördlichen Anordnung, einen Soldatenfriedhof zu schaffen. Durch einen Grundstückstausch erhielt die Kirchengemeinde eine neue Fläche von der Stadt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Friedhof noch mehrmals vergrößert.

Heute nimmt er fast die gesamte Fläche zwischen der ul. Toruńska und der Stadtmauer ein. Lediglich unmittelbar an der ul. Toruńska befinden sich Grundstücke mit Gebäuden. Das teilweise stark abschüssige Gelände erforderte eine terrassenförmige Anlage des im Westen bis zur ul. Danielewskiego reichenden Friedhofs, die seinen besonderen Reiz ausmacht.

Tagsüber ist das Friedhofsgelände frei zugänglich. Um einen kurzen Rundgang zu unternehmen, betritt man den katholischen Friedhof am besten durch den Haupteingang an der ul. Toruńska, der sich unmittelbar südlich der Stadtmauer befindet. Folgt man nun der Hauptallee, sieht man rechts den ältesten Teil des Friedhofs. Ganz am Ende der Hauptallee wendet man sich nach rechts und nimmt die zur Wehrmauer hinaufführende Treppe. Entweder wirft man nun noch einen Blick auf die Gräber unmittelbar an der Stadtmauer oder betritt durch das Tor in der Stadtmauer in Höhe des südlichen Endes der ul. Klasztorna wieder die Altstadt.

Quelle: Anna Grzeszna-Kozikowska, Chełmińskie Powązki, in: Czas Chełmna vom 24. Oktober 2008, S. 6

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 27.10.2008]

Alte Promenade

Alte Promenade in ChełmnoEtwas abseits liegend [Standort bei Google Maps], wird von den meisten Touristen der älteste Park in Culm, die 1825 unter dem preußischen Bürgermeister Halmhuber angelegte Alte Promenade, kaum beachtet. Sie befindet sich nördlich der Altstadt und erstreckt sich auf einer Fläche von 3,64 ha von der ul. Wodna (Wasserstraße) bis zur ul. Rybacka (Fischerstraße). In den ersten Jahren, als die Bäume noch klein waren, konnte man von hier aus sicherlich einen schönen Ausblick auf die unten im Tal liegende Fischerei (Rybaki), den ältesten Stadtteil Culms, und weiter auf die Weichsel genießen. Gegenwärtig kann man nur während der blätterlosen Zeit des Jahres etwas von der ursprünglichen Aussicht erahnen.

Alte Promenade in Chełmno1880 wurde die Stadtmauer zwischen der ul. Rynkowa (Marktstraße) und der ul. Rybacka abgebrochen, um Platz für neue Baugrundstücke entlang der Alten Promenade zu schaffen. Davor entstand, um die Zufahrt zu den neu entstehenden Häusern zu ermöglichen, die schmale Straße An der Promenade (ul. Stare Planty).

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts musste der alte Baumbestand gefällt und der Park vollkommen neu gestaltet werden. Die meisten Arbeiten wurden zur Amtszeit von Bürgermeister Stanisław Zawacki durchgeführt.

Quelle:
Anna Soborska-Zielińska, Parki i ogrody Chełmna, Chełmno 1999, S. 13 (Abschnitt „Stary Planty“)

[Die Fotos entstanden am 6. Dezember 2008. Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 19.12.2008]

Garnisonskirche

Die Garnisonskirche liegt im Süden der Altstadt und wurde in den Jahren 1874-1875 für die im damaligen Culm stationierte Garnison der preußischen Armee errichtet. Der Baustil ist typisch für evangelische Gotteshäuser dieser Epoche. Die einschiffige Kirche mit Chorraum besitzt eine von der Firma W. Sauer aus Frankfurt (Oder) hergestellte Orgel und einen 42 m hohen Turm. Als infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrags die Stadt dem wieder entstandenen polnischen Staat angeschlossen wurde, übernahm die polnische Armee im März 1920 die Kirche, die darauf von Pfarrer Zygmunt Rogala als römisch-katholisches Gotteshaus geweiht wurde.

Nach Gründung einer Armeekirchengemeinde 1926 wurde unter der Leitung des Pfarrers Dr. Antoni Zapala der Innenraum der Kirche umgebaut, die zudem eine reiche Ausstattung an Messgewändern und anderen liturgischen Gegenständen erhielt. Ein Teil der bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs evakuierten Einrichtung wurde bei einem Gefecht zerstört, ein weiterer von den deutschen Besatzern bereits im September 1939 mutwillig vernichtet. Während der NS-Zeit wurde die Kirche fortan als Lager genutzt. Nach dem Krieg wurde die Garnisonskirche 1951 von Seelsorgern der polnischen Armee wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt.

Literatur: Grzeszna-Kozikowska, Anna, Kosciol garnizonowy w okresie miedzywojennym, Czas Chelmna 31.12.2004; Chrzanowski, Tadeusz / Kornecki, Marian, Chelmno, Wroclaw-Warszawa-Krakow 1991, S. 183

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 07.12.2007]

Wasserturm

Der hier abgebildete Wasserturm an der ul. Dominikanska löste einen Vorgängerbau ab, der 1867 auf dem Marktplatz entstand und auf der alten Ansichtskarte abgebildet ist. Der alte Wasserturm auf dem Markt wurde an der Stelle eines Springbrunnens errichtet und sorgte dafür, dass die in der Stadt gelegenen Häuser bis ins 2. Stockwerk über das städtische Wasserleitungsnetz mit Trinkwasser versorgt werden konnten.
Da Ende des 19. Jahrhunderts im Stadtgebiet verstärkt höhere Häuser gebaut wurden, beschloss die Stadtverordnetenversammlung 1898, mit einem Aufwand von 9000 Mark einen neuen Wasserturm an der damaligen Predigerstraße zu errichten. Der Bau des 31,26 m hohen Objekts, das am Boden einen Durchmesser von 9,20 m besitzt, wurde 1899 abgeschlossen.

Die Maurerarbeiten führte die Firma Wilhelm Frucht aus Culm aus, den Wasserkessel stellte die Fabrik R. Peters her. Der im neugotischen Stil gestaltete Wasserturm, der für eine Trinkwasserversorgung bis in die 4. Etage der Häuser sorgte, wurde noch bis Mitte der achtziger Jahre genutzt. 1993 wurde er verkauft, jedoch hat der neue Eigentümer seine Pläne, dort ein Cafe einzurichten, bisher nicht verwirklicht.
Der alte Wasserturm auf dem Markt (auf der Postkarte zu erkennen) wurde nach der Inbetriebnahme des neuen als Lager genutzt und 1925 abgerissen.

Quelle: Grzeszna-Kozikowska, Anna, Wieze cisnien, Czas Chelmna 07.03.2003, S. 6; Ansichtskarte entnommen aus www.chelmno.fr.pl (Sammlung P. Wolder)

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 07.12.2007]

Neue Promenade

Die Neue Promenade (poln. Nowe Planty) genannte Parkanlage entstand in den Jahren 1834-1835 während der Amtszeit von Bürgermeister Lauterbach nördlich des Graudenzer Tores an der Stelle eines Grabens, der der Stadtmauer vorgelagert war und mit ihr in früheren Zeiten ein Verteidigungssystem bildete. Eine besondere Zierde bildete eine noch während der Amtszeit Lauterbachs, der bis 1848 an der Spitze der Stadtverwaltung stand, geschaffene Laube in Form eines griechischen Tempels mit acht Säulen.

Neue Promenade in Chełmno im September 2005

Der 5,8 ha große Park erstreckt sich bis zur ul. Wodna und umfasst auch die Steilhänge an der Gnadenkapelle in Richtung ul. Kamionka. Mit der Pflege der Neuen Promenade befasste sich ursprünglich der anlässlich der Schaffung des Parks gegründete Verschönerungs-Verein, dem 1837 bereits 41 Mitglieder angehörten. Er war viele Jahrzehnte lang tätig und zählte 1864 125 Mitglieder. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nämlich 1890, engagierten sich 146 Personen im Verschönerungs-Verein Culm. Während der Zwischenkriegszeit übernahm Dr. Rediger, der Direktor des Mädchengymnasiums, die Betreuung der Neuen Promenade. Er entwarf unter anderem eine Sonnenuhr aus Blumen. Seit Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts widmet die Stadtverwaltung der Parkanlage besondere Aufmerksamkeit und überrascht jedes Jahr Einwohner und Gäste mit völlig neu gestalteten Blumenteppichen.
Der Park besitzt drei Hauptwege. Der östlichste führt neben dem Grab des unbekannten Soldaten über eine lange Treppe in eine talförmige Senke, in der sich die Gnadenkapelle befindet.

Die beiden anderen Hauptwege fassen eine gärtnerisch schön gestaltete Grünfläche ein. Gleich unterhalb des Graudenzer Tors befand sich seit 1880 ein Springbrunnen, der bis 1990 erhalten blieb. Im August 2005 konnte dank einer Spende von Romuald Hejna ein neuer Springbrunnen (weitere Ausführung nach vollständiger Beschädigung im Jahr 008), der dem historischen Vorbild nachempfunden ist, geschaffen werden.

Nördlich des Springbrunnens stehen zwei kunstvoll gefertigte Stelen, die 1893 von zwei seinerzeit prominenten Einwohnern der Stadt Culm, nämlich Arnold Ruhemann und Wolfgang Geiger, gestiftet worden sind.

Der westlichste Hauptweg des Parks liegt unmittelbar an der Stadtmauer und ermöglicht einen Spaziergang vom Graudenzer Tor am Dominikanerturm vorbei bis zur ul. Wodna. Durch einen Durchbruch in der Stadtmauer kann man einen Blick in die ul. Rycerska werfen. Unmittelbar an der Stadtmauer, die an dieser Stelle erst vor kurzem umfassend erneuert worden ist, wurden alle Büsche und Bäume entfernt, damit diese dem historischen Bauwerk keine neuen Schäden zufügen können.

Neue Promenade - September 2005

Der mittlere Hauptweg führt bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen herrlichen, wenn auch durch die wachsenden Bäume immer mehr eingeschränkten, Ausblick auf das Weichseltal und die Culm gegenüber liegende Stadt Schwetz genießt. Hier wurde vom Verschönerungs-Verein am 9. Juli 1892 ein heute nicht mit vorhandener Gedenkstein mit der Inschrift Bürgermeister Lauterbach schuf diese Anlagen 1834 aufgestellt. 1927 wurde er erneuert und nun mit der polnischen Inschrift – einer wortwörtlichen Übersetzung des ursprünglichen Textes – Park ten założył burmistrz Lauterbach w roku 1834 versehen. Ein weiterer Gedenkstein würdigte seit 1902 die Verdienste des 1900 verstorbenen Culmers Ludwig Schmidt, der sich mit großem Engagement der Pflege der Neuen Promenade gewidmet und dafür 1898 sogar die Ehrenbürgerschaft der Stadt Culm erhalten hatte. Auch dieser Gedenkstein ist nicht mehr erhalten.
In der Nähe des Aussichtspunkts befindet sich eine Stelle, die seit dem späten 19. Jahrhundert bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts für die Veranstaltung von Konzerten genutzt wurde.


Quelle:
Anna Soborska-Zielińska, Parki i ogrody Chełmna, Chełmno 1999, S. 14 ff (Nowe Planty)

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 22.01.2008; ergänzt um weitere Fotos am 10.01.2021]

Reliquie des heiligen Valentin

Culm wirbt seit einigen Jahren damit, die „Stadt der Verliebten“ zu sein und begeht den Valentinstag (14. Februar) mit einem besonderen Veranstaltungsprogramm. Wie kommt es dazu?

Seit mehreren Jahrhunderten befindet sich in der Pfarrkirche St. Marien eine Reliquie des heiligen Valentin. Es handelt sich um ein Schädelfragment, das in einem achteckigen Reliquiar aus Silber aufbewahrt wird. Nicht genau geklärt ist, woher diese Reliquie stammt und wann genau sie ihren Platz in Culm gefunden hat.

Der Kunstkonservator Krzysztof Kalinowski schließt in einem am 14.02.2008 in der Tageszeitung Gazeta Wyborcza veröffentlichten Artikel Jak głowa św. Walentego trafiła do Chełmna (Wie der Kopf des heiligen Valentin nach Culm kam) nicht aus, dass Paweł Jan Działyński den Schädel des heiligen Valentin in Rom als Auszeichnung für seinen Einsatz für die katholische Kirche in Polen von Papst Gregor XV. erhalten und spätestens im Juli 1623 in seine Heimat überführt hat. In der Pfarrkirche in Neumark (Nowe Miasto Lubawskie) befindet sich ein Gemälde, das Papst Gregor XV. gemeinsam mit Paweł Jan Działyński darstellt.

Dokumentiert ist jedoch die Entstehung der kunstvollen Silberdose, die einen kuppelförmigen, verglasten Deckel besitzt, durch den die Reliquie betrachtet werden kann. Dieses Reliquiar wurde 1630 von Jadwiga Działyńska und ihrer Tochter bei Wilhelm de Lassensy in Thorn (Toruń) bestellt, weil beide Frauen überzeugt davon waren, eine Krankheit dank der Hilfe des heiligen Valentin überstanden zu haben. So verkündet es eine gut erkennbare Inschrift in polnischer Sprache.

1715 wurde in der Pfarrkirche ein neuer, noch heute vorhandener, Altar für den heiligen Valentin mit einem Bildnis des Heiligen eingerichtet, das der Überlieferung nach aus Rom stammt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Reliquie in besonderer Weise verehrt. Am Vorabend des 14. Februar wurde sie in einer Prozession in die Heilig-Geist-Kirche überführt, dort auf dem Hauptaltar aufgestellt und angebetet. Am 14. Februar wurden dann mehrere Messen gelesen, bis die Reliquie in einer Prozession wieder in die Pfarrkirche gebracht wurde. Ähnliche Feierlichkeiten fanden am zweiten Pfingsttag statt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts, als die Heilig-Geist-Kirche langsam verfiel, verloren die dem heiligen Valentin gewidmeten Prozessionen allmählich an Bedeutung, bis sie völlig eingestellt wurden und in Vergessenheit gerieten.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 14.02.2008]

Graudenzer Tor

Graudenzer Tor in ChełmnoDieses Stadttor aus dem 14. Jh., das auch „Grubener Tor“ oder im Polnischen „Törchen“ genannt wurde. Um das Jahr 1620 wurde an dieses eine der Leidenden Mutter Gottes gewidmete Kapelle in Stile der niederländischen Renaissance angebaut. An der Ostwand befindet sich in einer Nische eine Pieta, im Inneren der Kapelle hingegen ein barocker Messtisch. Eine Pieta aus dem 15. Jh. steht auf dem Altar. Ebenso befindet sich in der Kapelle eine Skulptur, die den bekümmerten Christus darstellt. Weiter gibt es ein Ölgemälde aus dem Jahre 1762, das den hl. Jan Kant mit der Stadtansicht von Culm im Hintergrund darstellt.

Weitere Informationen über das Graudenzer Tor sowie die anderen einstigen Stadttore Culms mit vielen Fotos finden Sie auf der Website moje-chelmno.pl.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 08.12.2007]

Seit 2007 ist an der östlichen Seite des Graudenzer Tors eine Gedenktafel für Papst Johannes Paul II. angebracht.